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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Verwandlung von gefährlichem Feind zu zerstückeltem Fleisch ging vonstatten, bevor die Gestalt noch auf den Boden klatschte.
    „Jetzt müssen wir den Flüchtigen erst recht erwischen“, kommentierte Kelam trocken. „Er ist jetzt wahrscheinlich der Letzte, der die Hintergründe dieses Anschlags kennt. Also los.“ Und wandte sich zur Verfolgung.
    „Du wirst ihn nicht verfolgen.“ Eine Kutte kam auf Kelam und ihn zu gehetzt – für Auric an der roten Gugel als „Anander“ erkennbar. „Du bist gerade erst mit dem Leben davongekommen.“
    Kelam ließ sich durch ihn nicht aufhalten und rannte auf den Torbogen zu, durch den der Quâ-tsunja entkommen war.
    „Verdammte Glucke“, hörte Auric ihn über die Schulter rufen. Auric rannte ebenfalls los, hinter Kelam her. Genau wie – gezwungenermaßen – die Kutte. Genauso wie die anderen Kutten, die „Anander“ im Schlepptau gehabt hatte.
    Sie stürzten durch den Torbogen in eine gewaltige von Säulenreihen getragene Haupthalle. Nur von einer Seite her erhellten durch hochgelegene Fenster einfallende bleiche Lichtbahnen die Düsternis. Hier war nichts als nackter Stein, Schatten und Staub. Durch diesen Staub, der sich in all den Jahren der Verlassenheit auf den Boden gelegt hatte, führte eine deutliche, durch viele Trittspuren entstandene Bahn in eine klar erkennbare Richtung, zu einem der Torbogen hin, die aus der Halle führten. Sonst nichts, keine anderen Fußabdrücke.
    Kelam folgte bereits der offensichtlichen Spur.
    Eine breit ausgetretene Fußspur, sie müssen diesen Weg also schon einmal genommen haben. Wahrscheinlich mehr als einmal. Davon einmal in die Eingangshalle hinein, um Kelam und seinen Begleiter den Hinterhalt zu legen.  
    Und der Quâ-tsunja wich auch auf der Flucht nicht von dieser Spur ab, wie es offensichtlich gewesen wäre, wollte er sie in die Irre führen, um sie dann abzuschütteln.  
    Es geht also nicht darum uns abzuschütteln sondern irgendwo hinzugelangen, dorthin, woher sie auch gekommen sind. Es geht um einen bestimmten Weg oder Ort.
    Wenn es ein Ort war, dann lag er unter der Erde. Hinter dem Torbogen, der aus der großen Säulenhalle führte, gab es keinen anderen Weg als zu einer engen, in Kehren sich tiefer windenden Treppenflucht aus unregelmäßigen Stufen blaugrauer Mauersteine des gleichen Materials, aus dem der größte Teil der Jenamandischen Kapelle bestand. Die Kutten, geführt von „Anander“ folgten ihnen dichtauf. Der Lärm ihrer eigenen widerhallenden Schritte machte es unmöglich zu hören, ob der Verfolgte und die anderen Attentäter, die sich ihm angeschlossen hatten, unter ihnen den Treppenschacht hinunter liefen.
    Er muss dort unten vor uns sein. Keine Tür zweigt in andere Stockwerke ab. Es führten nur Spuren zu diesem Torbogen.
    Sie folgten der Treppenflucht eine ganze Weile. „Anander“ holte Stufen überspringend auf und bildete jetzt mit ihm und Kelam die Spitze. Er und seine Begleiter hatten erstaunlich kleine Ölfackeln aus den Gürteltaschen ihrer Kutten gezogen, deren Flammen durch ihr hastendes Hinabstürzen in heftiges Flackern gerieten. Schatten tanzten wild über Kelams Gesicht, als sich dieses für einen Moment der Kutte zuwandte. „Gut, dass du damals auf mich gehört hast“, warf er ihr zu, begleitet von einem im Laufen fast unmerklichen Rucken des Kopfes zu Auric hin. „Sonst wäre ich jetzt tot.“  
    Momente später erreichten sie einen Torbogen, vor dem die Stufen endeten. Die Treppenflucht musste sie ziemlich tief unter das Bauwerk herabgeführt haben. „Anander“, Kelam und er sahen kurz einander an und stürmten dann durch das Portal in die Dunkelheit der Halle dahinter.
    Reihen gedrungener Pfeiler, die eine niedrige Decke stützten, zeigten sich ihnen im Licht ihrer Lampen. Das Flackern ihrer Ölfackeln tanzte wankelmütig über das Mauerwerk der Pfeiler, hob mal hier mal dort Teile ihrer Rechteckseiten hervor, ließ ihre Fluchten einmal tiefer, einmal kürzer erscheinen. Die Dimensionen des vor ihnen liegenden Raumes verloren sich im Zucken von Licht und Schatten, dem Springen zwischen räumliche Orientierung bietenden Fluchten und gähnend schwarzen Schlünden.
    „Dort.“ Der Ruf einer der Kutten verhallte in dumpfen, gebrochenen Echos.
    Sie zeigte in die Tiefe. „Da war eine Bewegung.“ Die Blicke folgten der angegebenen Richtung. „Ich glaube, es war einer von denen, die wir verfolgen“, fügte die Kutte nach kurzem Zögern hinzu.
    „Ja, da ist etwas. Ich habe

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