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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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dieses Irrgartens auf Nimmerwiedersehen verschwunden?“, fragte Kelam.
    „Quâ-tsunja.“
    Kelam blickte Auric an. „Was?“
    „Er meint den Kerl mit den zwei Schwertern“, erklärte die Kutte. „Er ist wahrscheinlich ein Quâ-tsunja.“ Seine Kapuze wandte sich suchend in alle Richtungen. „Und ich bin noch nicht bereit, die Suche aufzugeben. Wir wollen noch ein wenig durch diesen Komplex von Räumen stöbern. Du hast Recht: Hier geht etwas vor, was nicht allein mit diesem Anschlag auf dich zusammenhängt.“
      Kelam und die Kutte Anander blickten einander an. „Wir machen aber nicht diesen dämlichen Fehler, uns für unsere Suche aufzuteilen“, bemerkte Kelam. Wenn die Kutte daraufhin eine Erwiderung gab, musste der Austausch zwischen ihm und Kelam wortlos vonstatten gegangen sein.
    Es gab hier Bogengewölbe von mehr als zweifacher Mannshöhe, und die Kutte „Anander“ schien mit seiner Bemerkung von einem Komplex von Räumen das Wesen der Örtlichkeit zu treffen. Sie mussten über Trümmer steigen. Mauern waren hier weggebrochen und erlaubten Durchblicke in dahinter liegende Kammern. Während sie die Räume durchsuchten, spürte Auric immer wieder einen Luftzug aus den Gängen kommen. Hier unten herrschte merkwürdigerweise eine Luftzirkulation aus den verschiedensten Richtungen. Sie ließ das Licht der Fackeln an den Wänden auf verwirrende Art über Mauerwerk, Höhlungen und Nischen tanzen, warf immer wieder unverhoffte, schwimmende Schatten. An einer der Kreuzungen blieb Auric witternd stehen. Der Lufthauch, der aus einem der Tunnel kam, war wärmer als die bisherigen und er trug einen Geruch mit sich, der in Auric eine vages Wiedererkennen aufflackern ließ, das er jedoch nicht zuordnen konnte. Zugleich schal und beizig, trug er Spuren einer modrigen, erstickenden Glut in sich.
    Als sie in ein weites, hohes zentrales Gewölbe kamen, von dem aus sie durch mehrere zusammengebrochene Mauern einen Blick umher in umgebende Räume hatten, blieb die Kutte Anander schließlich stehen.
    „Wir sehen hier zwar überall Fackeln“, sagte er, „aber wir sind bisher auf keine Menschenseele gestoßen. Die Attentäter scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Entweder treibt man ein Spiel mit uns oder …“
    Die Kutte verstummte. Ihre eigenen Ölfackeln waren gesenkt worden, das Miteinander verschiedener Lichtquellen hatte sich mit einem Mal verschoben. Auric, genau wie die anderen, bemerkte es sofort. Ein plötzlich die Herrschaft gewinnendes Fackellicht warf es an die Wand. Den flackernden Schatten einer Gestalt. Verzerrt und missgestaltet. Bizarr und monströs. Sie schien größer als ein Mensch, länger und dürrer. Doch hatte die Gestalt nichts Menschliches. Ein Stummelschädel mit Auswüchsen, das Wimmeln und Krabbeln von scherengleichen Fühlern um die Schultern. Zu viele Gliedmaßen.  
    Dann flackerte das Licht erneut, Schatten sprangen die Wände entlang und hoch an die Decke. Der Schatten war verschwunden.
    „Ein Kyprophraig.“
    „Was?“
    Kelam starrte ihn an. Der Kapuzenschatten der Kutte wandte sich ihm zu. Er spürte, dass auch die Blicke der anderen Kutten sich auf ihn gerichtet hatten.
    „Das war ein Kyprophraig“, sagte Auric und hob mit fieberhaft umher suchendem Blick sein Schwert in eine Verteidigungshaltung.

    „Ich denke, das war der Moment, an dem entschieden wurde, dass wir alle sterben sollten“, sagte Auric zum lauschenden Darachel.
    „Ich glaube nicht, dass sie Kelam als einen unserer Gruppe identifiziert hatten, denn sonst hätten sie uns schon früher angegriffen. Ich nehme an, sie beabsichtigten, uns einfach in diesem Labyrinth ins Leere laufen zu lassen, bis wir entweder die Suche aufgaben oder uns verirrten … Was auch immer sie vorhatten. Stattdessen beschlossen sie, als ich das Wesen erkannte, das diese Katakomben heimsuchte, jetzt auf der Stelle ihre Waffe auf uns loszulassen und uns alle zu töten.“

    Ein tierhaftes Brüllen dröhnte aus dem Tunnel. Drei bleich glühende Punkte bewegten sich in der Dunkelheit und kamen rasch näher.
    Kelam hob das Schwert ebenfalls in eine Angriffsposition und wappnete sich. Auric sah die Kutten zusammen mit Anander in eingeübter Routine eine Verteidigungsformation bilden. Auric wusste es, er ahnte es, wollte es aber dennoch nicht wahrhaben. Aber dass dem, was dort nahte, nicht mit Routine zu begegnen war, spürte er in allen Fasern seines Seins.
    Eine rasende Ramme aus Zorn und Gewalt schoss aus der Tunnelöffnung. Zwei

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