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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Klingen flogen als wirbelnde Sensen durch die Luft. Sie fegte in die Formation der Kutten hinein, ohne dass ihr irgendetwas hätte Widerstand bieten können. Die Kutten wurden gegeneinander geworfen und beiseite gefegt. Blut spritzte. Eine der Kutten blieb tot am Boden zurück.
    Jetzt war der Kreatur erst einmal ihre Angriffswucht genommen. Sie stand auf der anderen Seite der zerstörten, durcheinander gewirbelten Formation und hob brüllend den rohen, ungeschlachten Kopf. Drei runde, kalte Monde von Augen sondierten unter schweren, vorspringenden Brauen heraus die Reihen ihrer Gegner.
    Auric hatte die Kreatur mit Schrecken im Herzen sofort erkannt. Es war ein Homunkulus von der gleichen Art, wie Eisenkrone sie in der Entscheidungsschlacht gegen sein Heer geschickt hatte. Und er war exakt von der gleichen Art. Ihn unterschied von der Erscheinung her nicht ein Detail von jenen künstlich geschaffenen Wesen, gegen die sie damals gekämpft hatten. Der gleiche Panzerkörper mit den ikonografisch überbetonten Formen von Schultern, Brustkorb und Gliedern. Die exakt gleiche im Linienverlauf von Furchen und Rippen roh stilisierte, monströse Anatomie, die in die übereinander geschobenen schwarzen Panzerplatten aus Drachenhaut ähnlichem Material hineingegraben worden war. So wie sich schon damals die Kampfhomunkuli wie ein Ei dem anderen geglichen hatten, schien auch dieser hier ein exaktes Replikat jener Kreaturen zu sein.
    „Wir müssen uns formieren“, schrie er den anderen zu. „Nur im gemeinsamen Kampf haben wir gegen dieses Wesen eine Chance.“
    Die Kutte „Anander“ schrie seinen Leuten eine Reihe kurzer Befehle zu, und mit erstaunlicher Schnelligkeit und Disziplin formte sich aus den knapp zwei Dutzend Kämpfern erneut eine Formation, die im Halbkreis gegen die Kreatur anrückte. Auric und Kelam hatten gerade Zeit, sich mit einem kurzen Blickaustausch an eine ihrer Flanken anzuschließen, da griff die Kreatur auch wieder an.
    Sie attackierte mit einem Wirbel der ihren Unterarmen entwachsenden langen, geraden Klingen, einem Strudel tödlichen Blitzens, der in die Staffel der ihr begegnenden Fechtspeerklingen hineinfuhr. Auric schoss die momentane seitliche Blöße nutzend vor, und sein Schwert schmetterte in die Panzerlagen der Kreatur, dass schwarze Fetzen der Schichtungen durch die Luft flogen. Er musste rasch zurückweichen, denn eine blitzende Schneide fuhr, in ihrer Schnelligkeit fast nur als blitzender Schemen sichtbar, in seine Richtung und verfehlte ihn nur knapp. Die Klingenbahnen, die die Kreatur wob, griffen mit unfassbarer Präzision ineinander und ließen die koordinierte Abwehr und Konterattacke der Kuttenformation zu Chaos zersplittern. Schreie des Schreckens, der Überraschung, die dem Schatten grauer Kapuzen entfuhren, brachen wie Risse in die Fassade stoischer Professionalität hinein, die bisher das Auftreten der Einheit kampftrainierter Kutten geprägt hatte. Sie sahen sich hier etwas gegenüber, das die Selbstsicherheit, die ihnen Training und kämpferische Erfahrungen verliehen hatten, zerschellen ließ. Auric sah bei ihnen, wie idirische Fechtspeere meisterhaft geführt wurden, wie das volle Potential an Achsendrehungen und Kreishieben, die dieser Waffe möglich waren, hier von den Kutten optimal zum Einsatz gebracht wurde. Trotzdem woben die flirrend rotierenden Klingen des Homunkulus ein Gewebe, an dem ihre Kunstfertigkeit zerbrach. Die Hiebe langer Speerklingen schrammten klirrend an diesem Geflecht ab. Die präzisen Schwünge von Angriffshieben wurden von schmetterndem Huschen beiseite gefegt. Der schwere Stoff ihrer grauen Kutten wurde aufgeschlitzt, Blut spritzte durch die Luft, besudelte Boden und Wände. Auric versuchte verzweifelt die Abwehr der Kreatur zu durchdringen und dabei gleichzeitig Kelam zu decken.  
    Der Irrsinn der Situation, direkt in Idirium, dem innersten geschützten Herzen einer ordnungsstiftenden und wehrhaften Kultur auf ein solches Wesen zu treffen, schoss   Auric heiß ins Bewusstsein. Ein Wesen wie die, die Eisenkrone als Waffen gegen uns benutzt hat. Nachdem sein Vertrauter Vanwe sie aus ihrem Schlaf in einer unterirdischen Kammer geweckt hatte. Indem er ein Bündnis mit einem Kyprophraigen schloss. Das Scharren und Klirren der Klingen verdrängte schnell wieder die in ihm hochschießenden Gedankenblitze.
    „Anander“ brüllte wieder Kurzbefehle. Eine, zwei weitere seiner Kutten sanken schwer verwundet zu Boden. Die anderen wichen zurück, strebten

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