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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Augen, die so kühn und dreist auf Rand gerichtet waren, wirkten leblos. Doch in dem spärlichen Licht glaubte Rand, ein wildes Glimmen darin zu entdecken.
    Sein untrügliches Gespür, das ihn in manch einem Kampf vor dem Schlimmsten bewahrt hatte, gemahnte ihn auch diesmal zur Vorsicht. Den Rücken weiterhin gegen die Wand des Achterkastells gedrückt und beide Füße fest auf dem Boden, war Rand bereit, jeden Augenblick aufzuspringen und sich zur Wehr zu setzen, mochte das Unwetter auch toben.
    Der Fremde hielt sich an der Reling fest und zog sich daran hoch. Nun gab er ein Kichern von sich, und als er grinste, zeigte er seine schartigen Zähne. »Du eingebildeter, törichter … Mensch!«
    Das letzte Wort spie er böse aus. Rand entfuhr ein Fluch, erkannte er doch plötzlich, wer da vor ihm stand.
    Den schwarzen Himmel zerriss ein gezackter Blitz. Ein unheilvoller Donnerschlag ließ das Schiff erzittern. Randwulf aber achtete nicht weiter auf den Sturm, wischte sich die Gischtfetzen aus dem Gesicht und sprang auf, um einem der Schergen von Silas de Mortaine entgegenzutreten.
    »Gib mir den Beutel«, fauchte der Mann, wobei sich seine Lippen über den aufblitzenden Zähnen kräuselten.
    »Du bist ein toter Mann, wenn du ihn auch nur anrührst«, entgegnete Rand. Er wartete gar nicht erst auf den Angriff, da er es stets vorzog, einen Kampf selbst zu eröffnen. Rasch hatte er den Dolch gezogen und machte einen Schritt nach vorn.
    Jenseits des Masts rief einer der Reisenden gegen eine weitere, kräftige Windböe an: »Hinsetzen, ihr Narren! Der Sturm wird euch über Bord wehen!«
    Die Warnung verhallte jedoch unbeachtet und war angesichts dessen, was in diesem Augenblick auf dem Spiel stand, sinnlos. Der Sturm tobte mit unverminderter Kraft, eine Welle nach der anderen brach sich am Bug der Kogge, aber auf den regennassen, rissigen Planken war eine weitaus gefährlichere Macht am Werk. Dieser Bedrohung würde Rand sich stellen.
    Mit einem Satz stürzte er sich auf de Mortaines Mann und bekam ihn an der Gurgel zu fassen. Der Dolch verfehlte sein Ziel nicht und bohrte sich in den Körper des Gegners, dessen Kehle sich ein Schmerzensschrei entrang. Blut floss, und in der Dunkelheit des Sturms lag der Geruch des herannahenden Todes. De Mortaines Helfershelfer bemühte sich, seine eigene Waffe zu ziehen, doch da stieß Rand bereits ein zweites Mal zu und trieb dem Mann den Dolch in die breite Brust.
    Rand hatte damit gerechnet, dass die Kräfte des bärtigen Mannes nachlassen würden, und war verblüfft, als er doch auf stärkeren Widerstand traf. Der stämmige Körper mit der klaffenden Wunde schien sich unter Rands Hand zu verändern und erbebte wie unter einer seltsamen Macht. Die Finger, mit denen sich der Mann eben noch an ihn geklammert hatte, wurden länger und bohrten sich nun wie Klauen in sein Fleisch.
    Überall dort, wo ihn der Gestaltwandler berührte, verspürte Rand ein schmerzhaftes Kribbeln auf der Haut, als habe ihn die versengende Kraft eines Blitzes erfasst. Doch er drängte das Gefühl beiseite und holte mit der Klinge zu einem weiteren harten Stich aus.
    »Er tötet den armen Mann! Helft ihm … !«, schrie eine Frau hinter ihm. Doch schon im nächsten Augenblick, als die Reisenden mit ansehen mussten, was sich jetzt an Deck abspielte, erstarben ihnen die Worte auf den Lippen. Rand starrte in die böse funkelnden Augen eines wilden Tiers und sah das geifernde, weit aufgerissene Maul, das nach ihm schnappte.
    Die Bestie, die unmittelbar vor Rand aufragte, stieß ein zorniges Brüllen aus, ehe sie die fleckigen Fangzähne in seinen Arm bohrte.
    Rand spürte ein heftiges Brennen. Als eine tosende Welle den Schiffsrumpf schüttelte, sank er auf ein Knie, verzweifelt um Halt bemüht, während er mit seinem Widersacher rang. Die Schreie der anderen Reisenden mischten sich unter das Grollen des Donners. Gischtgekröntes Wasser lief über die Planken, und die Macht der Wellen brachte die Kogge an Steuerbord in eine Schräglage.
    Rand streckte die Hand nach der Reling aus – und verfehlte sie.
    Jetzt, da er ins Leere griff, verlor er vollends das Gleichgewicht. Der Wolf ging mit ihm zu Boden und zog ihn auf die rutschigen Planken hinab. Der Sturm spülte noch mehr Wassermassen über das Deck. Rand sah nur die dunklen Umrisse des Gestaltwandlers unter sich und spürte, wie sich das Untier mit ganzer Kraft aufbäumte, ehe ihn eine mächtige Woge erfasste. So sehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, sich

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