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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Hand nach dem Riegel aus, der sich an der geölten Holztür befand. Die grob gezimmerte Tür gab ein leises Quietschen von sich, als sich Serena ins Freie stahl.
    Unmittelbar hinter der Schwelle hielt sie inne und lauschte in die Stille der Hütte, um sich zu vergewissern, dass ihre Mutter noch immer schlief. Dann aber, den Anhänger fest in der Hand, trat sie in die mondhelle Nacht hinaus und hielt auf den Waldpfad zu, der zur Küste hinunterführte.
    Die Brandung trieb schaumgekrönte Wellen an Land, die Flut hatte ihren Höhepunkt erreicht. Inzwischen hatte das Wasser den Strand bis zur Hälfte erobert und wich im Rhythmus der Wellen glitzernd ins Meer zurück. Sogleich ließ Serena den Blick über die Bucht schweifen und eilte zu der Stelle, an der sie früher am Tag gewesen war. Doch der Mann war nirgendwo zu sehen. Nichts als Sand und das Rauschen der Brandung.
    Selbst das Treibgut und der Tang, in dem sich der verletzte Seemann verfangen hatte, waren verschwunden.
    War ihre unerwartete Entdeckung am Morgen doch nichts weiter als ein düsterer Traum gewesen?
    Nun stand sie mit bloßen Füßen im seichten Salzwasser und ließ sich von den schäumenden Wellen umspülen. Ein Gefühl der Schuld durchflutete sie bis hinauf zum Hals, als sie an den Fremden dachte, dem sie in ihrer Furcht jegliche Hilfe versagt hatte. Trieb er nun irgendwo dort draußen in der schwarzen, weiten See leblos auf den Wogen?
    Wenn dem so war, so war sie schuld an seinem Tod. Der Mann hatte nicht nur den Sturm, sondern auch die aufgewühlte See überlebt, und sie hatte ihn am Strand zurückgelassen. Die Gewissheit drückte ihr schier das Herz ab. Reue lastete auf ihr, während sie den Blick auf den fernen dunklen Horizont richtete.
    »Es tut mir so leid«, murmelte sie, während die Kette mit dem Anhänger lose von ihrer Hand hing.
    Plötzlich spürte sie etwas an ihrem Fuß. Eine Welle umspülte ihre Knöchel und wurde wieder von der Kraft des Meeres zurückgezogen. Es war ihr fehlender Handschuh, den sie in ihrer Angst hatte fallen lassen. Serena bückte sich, um ihn aufzuheben, das Rauschen der See im Ohr. Das einst feine Leder, nunmehr spröde vom salzigen Nass, hatte sich mit Wasser vollgesogen, das nun zu Serenas Füßen zu Boden tropfte. Sie wrang den Handschuh aus und war schon im Begriff, den Heimweg anzutreten.
    Da versperrte ihr eine große, schemenhafte Gestalt den Weg.
    »Was hast du damit gemacht, Frau?«
    Zu Tode erschrocken wich Serena zurück, schaute sie doch in die von Zorn beherrschten Züge des Fremden, der düster vor ihr aufragte.
    »Du hast mir etwas gestohlen«, stieß der Mann hervor, doch seine Stimme kam nicht über ein raues, heiseres Krächzen hinaus, das Serena erschauern ließ. »Verflucht, Frau! Sag mir endlich, was du damit gemacht hast!«
    »Hier«, stammelte sie und hielt ihm das Kettchen hin. »Ich wollte es Euch nicht wegnehmen.«
    Eine große Hand schnellte vor und griff nach dem Anhänger. Serena zog den Arm in dem Augenblick zurück, als sich die kräftigen Finger um die goldene Kette schlossen. Erleichterung durchströmte sie, hatte sie doch die Geistesgegenwart besessen, den Fremden nicht zu berühren. Sein raues Lachen klang freudlos.
    »So, habe ich es also mit einer schönen Diebin zu tun?« Der Anhänger verschwand in seiner Faust. »Keine Spielchen mehr. Gib mir die anderen Gegenstände, die du mir entwendet hast, als ich blutend und bewusstlos zu deinen Füßen lag.«
    »Ich … ich weiß nicht, was Ihr meint. Ich habe nichts anderes genommen, das schwöre ich.«
    Er trat einen Schritt vor und war ihr nun gefährlich nah. Serena wich weiter zurück und watete durch das Wasser. Nasser Sand gab unter ihren Füßen nach, als die Flut eine weitere Welle an Land spülte. Das dunkle Wasser benetzte den Saum ihres langen Hemds. Das feuchte Gewebe legte sich um ihre Fußknöchel, sodass sie beinahe gestolpert wäre.
    »Was hast du aus diesem Beutel genommen?«, bedrängte er sie und schleuderte die leere Ledertasche in ihre Richtung.
    Serena fing sie auf und blickte den zornigen Mann verblüfft und hilflos an. »Ich habe nichts genommen. Dieser Beutel hing Euch um die Schulter, als ich Euch heute früh fand, aber ich weiß nicht, was Ihr darin hattet. Soweit ich das richtig gesehen habe, war der Beutel schon leer.«
    »Lüg mich nicht an!«, fuhr er sie an.
    Er hatte die Fäuste in die Seiten gestemmt, und im schwachen Mondlicht flammte etwas Wildes in seinen Augen auf.
    Eine weitere Vorwarnung war

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