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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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entledigen. »Wo finde ich meinen Herrn Onkel, den erhabenen Kitbogha?«
    Baitschu sah ein, dass er ihn ziehen lassen musste. »Beim 11-Khan!«, rief er dem Ungeduldigen noch hinterher und trabte selbst nachdenklich zu Fuß zurück ins Lager.
    Hinter Büschen klirrte Stahl gegen Stahl. Die beiden Seldschukenprinzen duellierten sich unter der Aufsicht ihres mitgebrachten Fechtmeisters Rhaban, dessen Aufgabe vor allem darin bestand, Kaikaus und Alp-Kilidsch davon abzuhalten, sich mit ihren messerscharfen Damaszenerklingen ernsthaft zu verletzen. Baitschu bewunderte insgeheim die beiden Kampfhähne, die keine Gelegenheit ausließen, aufeinander einzuschlagen.

82
    »Das Königliche Paar ist gefunden!«, machte sich Baitschu wichtig. »Yves der Bretone hat es entdeckt!«
    Er hatte Erfolg mit der Nachricht, die Prinzen ließen ihre Scimtare sinken. »Ich habe gehört«, vermeldete Kaikaus, »die sind gar nicht gebunden im Sinne des Ehegesetzes!?«
    »Solange der Mann sie nicht verstößt, hat die Frau ihm zu folgen!«, fuhr ihm Alp-Kilidsch in die Parade und funkelte seinen Bruder forschend an. »Falls du beabsichtigst, die Prinzessin Yeza für dich zu gewinnen«, er hob seine Waffe wieder zum Fortgang des Duells, »dir werde ich sie sicher nicht überlassen!«
    Kaikaus schlug eine Finte und nahm die Herausforderung an. Einschüchtern ließ er sich nicht.
    Baitschu befand, dass die beiden Seldschuken die wichtige Neuigkeit nicht genügend zu würdigen wussten, und setzte seinen Weg ins Lager fort.
    Im großen Audienzzelt des Il-Khan Hulagu wurde Khazar sofort vorgelassen, als er verlangte, seinen Onkel Kitbogha zu sprechen. Der verschwitzte Reiter, den Staub der Wüste noch in den Kleidern, wollte dem Oberkommandierenden die Botschaft des Bretonen unter vier Augen anvertrauen, doch Kitbogha verwies ihm, in Gegenwart des Il-Khan und der Dokuz-Khatun zu flüstern. Also tat Khazar seinen Auftrag mit lauter Stimme kund. Kaum hatte er begonnen und die Namen Roc und Yeza waren gefallen, unterbrach ihn der Erste Sekretär und wies die Wachen an, das Zelt zu räumen, denn alles, was mit dem Königlichen Paar zusammenhing, galt als Staatsgeheimnis der Mongolen.
    El-Aziz, der malträtierte Page, wollte sich ebenfalls entfernen, froh der Schinderei für kurze Zeit zu entkommen.
    Aber ihn hielt der Oberhofmeister zurück.
    »Was deine Ohren hören«, erklärte er dem verschreckten Sultanssohn mit gedämpfter Stimme, »nimmst du mit ins Grab, das dein Vater dir bereitet!« Kraft seines Amtes konnte der Majordomus sich auch das leiseste Flüstern leisten.
    Khazar war inzwischen, aufgrund eines huldvollen Winks des Il-Khan, mit seinem Bericht Fortgefahren. Dass Roc und Yeza ausgerechnet auf einer nun sogar namentlich bekannten Burg gefangen gehalten wurden, erschien der Dokuz-Khatun als göttliche Fügung, wofür dem Herrn Jesus Christus zu danken sei, ihrem Mann, dem Il-Khan, als Vorsehung, die Macht der Mongolen auch im Rest der Welt zu etablieren, wozu das Königliche Paar von ihnen ausersehen sei.
    Für Kitbogha stellte dies unverständliche Vordringen des Emirs bis nach Mard' Hazab eine weitere Frechheit dar, aber - und darin stimmte er mit Yves dem Bretonen überein - es bedeutete vor allem höchste und unmittelbare Gefahr für die beiden Kronprätendenten, kannte er doch seinen Fleischerhund Sundchak!
    Khazar wurde entlassen. Er solle sich frisch machen, ordnete Kitbogha an, und sich bereithalten. Diesmal wurde auch El-Aziz aus dem Zelt verwiesen, sollte sich aber nicht zu weit entfernen.
    Als die hohen Herrschaften endlich unter sich waren, erstaunte Hulagu seinen Oberkommandierenden mit einem unvorhergesehenen Diskurs über die Ausbreitung der mongolischen Weltherrschaft, dessen Heftigkeit verriet, dass sich die Frage schon seit einiger Zeit bei ihm aufgestaut hatte! Völlig aus heiterem Himmel vertrat der Il-Khan plötzlich die These, dass er die einzig wahre Voraussetzung einer solchen Herrschaft in der bedingungslosen Akzeptanz mongolischer Wertvorstellungen sähe, durchsetzbar - zur Not - auch ohne das Königliche Paar!
    Kitbogha hütete sich, dem Il-Khan offen zu widersprechen. »Etwas mehr Entgegenkommen gegenüber dem
    >Rest der Welt<«, formulierte er vorsichtig, »erleichtert uns das Erreichen Eures hohen Ziels erheblich, zumal der feudalen Tradition dieser Landstriche mit einem - von Gott gesandten - Herrscherpaar aus königlichem Blute entsprochen würde, so wie es nun mal in Roc und Yeza zu finden ist - «
    »Unsere

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