Der Kelim der Prinzessin
lieben kleinen Friedenskönige!«, seufzte beglückt die Dokuz-Khatun. »Mir liegt diese christliche Lösung sehr am Herzen!«
Der Il-Khan verdrehte die Augen zur Kuppel des Zeltes und suchte den verständnisvollen Blick Kitboghas.
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Der nahm die Gelegenheit wahr. »Ich benötige eine unmiss-verständliche schriftliche Anweisung an den General Sundchak, dass er - in Anbetracht der Gefahr, dass dem Königlichen Paar ein Leid widerfährt - auf das Töten aller Insassen der Burg verzichten soll - «
»Den Befehl könnt Ihr selber ausfertigen, werter Kitbogha«, wehrte Hulagu sofort ab, »schließlich ist er Euer Untergebener, und ich finde Milde in diesem Falle völlig unangebracht.«
Kitbogha steckte den Schlag weg. »Und dann wäre da noch ein Schutzbrief mit Eurem Siegel für den Überbringer der guten Nachricht, meinen Neffen Khazar, denn ich will nicht, dass Sundchak sein Mütchen an ihm kühlt.«
Das verbindliche Lächeln des Il-Khan erstarb. »Wenn er ohne Erlaubnis des Generals die Truppe verlassen hat, geschieht die Bestrafung zu Recht und hebt die Disziplin - «
»Ihr solltet ihn zum unantastbaren iltschi ernennen!«, ereiferte sich empört die Dokuz-Khatun. »Khazar hat Uns einen großen Dienst erwiesen!«
Gottergeben und seinem Weib zuliebe, winkte Hulagu seinen Sekretär zu sich heran. Kitbogha verkniff sich ein Grinsen.
Draußen vor dem Audienzzelt stand inmitten des weiten Platzes der Käfig mit dem dicken Lulu in praller Sonne.
Zum Hohn hatte man dem Atabeg einen winzig kleinen Gebetsteppich durch die Gitterstangen zugesteckt.
Darauf versuchte der Arme mal zu sitzen, mal zu knien, seine enormen Fleischmassen machten beides zur fürchterlichen Qual. Für die Jugend des Lagers war der Käfig die Attraktion und beliebter Treffpunkt. Hier stieß El-Aziz erschöpft auf den herumlungernden Baitschu.
Gemessen an dem Schicksal des Atabegs zeigte der muntere Knabe wenig Sinn für die Leiden des unglücklichen Pagen. »Wenn dein Vater, ein mächtiger Sultan, für dich nichts tut«, riet er ihm treuherzig, »musst du halt selber deinen Stand so aufwerten, dass man dich liebt und respektiert!«
El-Aziz war eher den Tränen nahe. »Wie sollt' ich das erreichen?!«, klagte er bar jeder Hoffnung.
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»Nimm dir das Königliche Paar zum Vorbild«, schwärmte Baitschu, »seit langem hat keiner die Prinzessin Yeza und ihren Ritter Roc wahrhaftig von Aug' zu Aug' gesehen, doch alle reißen sich die Hacken aus, um ihrer teilhaftig zu werden!«
Über das von Kummer gezeichnete schmale Gesicht der Geisel ging ein Leuchten. »Du meinst, wenn ich sie heimführe, dann winken mir wieder Ehre und Respekt? «
Baitschu lachte über den einfältigen Sultanssohn. »Du sollst sie nicht heiraten, denn ihr Herz ist schon vergeben, aber wer sie befreien würde aus schmählicher Haft, erntet gewiss größten Dank und Ruhm als tapferer Held - «
»Du meinst, ich sollte -?« El-Aziz sah den Strohhalm, er wusste, der Oberhofmeister würde ihn ohne Erbarmen ertrinken lassen, er musste es wagen - aber wie? Baitschu überlegte noch angestrengt, ob nicht vielleicht er selbst zu einer solchen Heldentat berufen sei, als die Wachen am Einlass zum Audienzzelt ärgerlich nach dem Pagen riefen. El-Aziz hastete davon, Baitschu grußlos zurücklassend.
Es zog sich bis in den späten Abend hin, bis die von Kitbogha geforderten Schriftstücke ausgestellt waren. Der Il-Khan ließ sich reichlich Zeit, ihm lag durchaus daran, den Trotz der Festung Mard' Hazab - auch wenn sie in den hintersten Bergen von Kurdistan lag und strategisch ohne jede Bedeutung war - für jedermann sichtbar zu brechen und den aufsässigen Emir in seine Gewalt zu bringen. So erfuhr der Page El-Aziz in aller Ausführlichkeit, wie das ausgesandte Expeditionsheer vorgehen sollte, grausam, was die sonstigen Insassen der Burg anbetraf, jedoch von äußerster Behutsamkeit, falls die körperliche Unversehrtheit des Königlichen Paares auf dem Spiel stehen sollte. Schließlich wurde der Page vom Oberhofmeister herbeigewinkt. Zwei Schreiben wurden ihm in die Hand gedrückt. Das eine war ein huldvoller Schutzbrief, gesiegelt vom Il-Khan selbst, der den Träger nicht nur von jeglicher Verfolgung freistellte, sondern ihm jede Art von Unterstützung garantierte, wenn er ihn vorwies. Der andere Brief enthielt den Befehl des Oberkommandierenden an seinen General Sundchak, genauestens
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und widerspruchslos entsprechend der hier enthaltenen schriftlichen Instruktionen zu
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