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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Aber Conan weiß, daß es sie gibt, daß sie von einem großzügigen Mann stammt, praktisch von seinem Totenbett, wo zu erwarten ist, daß ein Mann sein Herz öffnet.
    Den Blicken nach zu urteilen, die Conan Fortunata in den letzten paar Tagen zugeworfen hat, scheint er zu glauben, daß sie für ihn bestimmt ist, mitsamt ihrer Mitgift, und daß Elave eine Bedrohung darstellt, die aus dem Wege geräumt werden muß.«
    »Durch den Tod, wenn es sein muß?« fragte Hugh zweifelnd.
    Ein einfacher Mann mußte schon sehr kühn und erbittert sein, um zu einer derart extremen Maßnahme zu greifen.
    »Schließlich war nicht er es, der die Anklage vorgebracht hat.«
    »Ich habe mich schon gefragt«, fuhr Jevan fort, »ob die beiden dieses faule Ei nicht gemeinsam ausgebrütet haben.
    Beiden lag daran, Elave loszuwerden. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß Aldwin fürchtete, er könnte aus seiner Stellung herausgedrängt werden. Es war nun einmal seine Art, von mir und meinem Bruder wie von allen anderen Leuten nur das Schlechteste zu erwarten. Oh, ich bezweifle, daß einer von ihnen an etwas so Endgültiges wie ein Todesurteil gedacht hat.
    Es hätte ihnen völlig gereicht, wenn Elave im Gefängnis des Bischofs verschwunden oder auch nur so geschunden und mißhandelt worden wäre, daß er sich nach seiner Entlassung schleunigst nach einem gesünderen Ort umgesehen hätte. Und zweifellos hat Conan keine Ahnung von Frauen, wenn er glaubte, schon die Bedrohung würde bewirken, daß sich Fortunata von Elave abwendete. Er hätte es besser wissen müssen. Sie hat bewirkt, daß sie sich ihm erst recht zuwendete!
    Jetzt wird sie mit Zähnen und Nägeln um ihn kämpfen. Die Priester werden von unserer Fortunata noch einiges zu hören bekommen.«
    »Also so steht es«, sagte Hugh und stieß einen leisen Pfiff aus. »Ihr habt mir mehr gesagt, als Ihr selbst wißt. Wenn die Dinge so liegen, kann Conan durchaus einen Schrecken bekommen haben, als Aldwin es sich anders überlegte und den Jungen aus dem Sumpf herausholen wollte, in den er ihn gestoßen hatte. Das könnte ihn veranlaßt haben, hinter Aldwin herzulaufen, sich an ihn zu hängen, ihn mit einem Wortschwall zu überschütten, alles Erdenkliche zu tun, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Könnte es ihn auch veranlaßt haben, noch weiterzugehen?«
    Jevan stand da, musterte ihn fragend und legte langsam und fast geistesabwesend das Stück Pergament nieder, das er ergriffen hatte, um es Kante an Kante zusammenzufalten.
    »Weiter? Wieso weiter? Worauf wollt Ihr hinaus? Wie es aussieht, hatte er sein Ziel erreicht und zog befriedigt ab.
    Weiteres war nicht erforderlich.«
    »Ja, aber angenommen, daß Conan doch nicht so ganz befriedigt war? Angenommen, daß er sich nicht darauf verlassen konnte, daß er gesiegt hatte? Schließlich wußte er, was für eine unbeständige arme Seele dieser Aldwin war, ein Mann mit einem schlechten Gewissen, dessen eigene Angst vergangen war und damit sein Groll, und der seine Entschlüsse änderte wie der Wind seine Richtung. Angenommen, daß Conan irgendwo lauerte, um zu sehen, was er nun wirklich tat?
    Und beobachtete, wie Aldwin aufstand und wortlos die Schenke verließ und die Wyle hinunterging zum Stadttor und zur Brücke? All seine Worte hatten nichts gefruchtet, und mehr als Worte war erforderlich, und zwar schnell, bevor der Schaden nicht mehr zu beheben war. War es für ihn dermaßen wichtig?
    Aldwin hätte sich nichts Böses dabei gedacht, wenn er ein zweites Mal verfolgt wurde – von einem Mann, den er seit Jahren kannte. Er hätte sich vielleicht sogar an einen stillen Ort locken lassen, damit sie die Sache noch einmal bereden konnten. Aldwin«, sagte Hugh, »wurde irgendwo in der Nähe der Brücke ermordet und unter einem umgedrehten Boot versteckt, bis es dunkel geworden war und er unter der Deckung des Brückenbogens ins Wasser geworfen werden konnte.«
    Jevan dachte mehrere Minuten lang schweigend darüber nach. Dann schüttelte er kraftvoll, aber nicht völlig überzeugt den Kopf. »Ich glaube nicht, daß er dazu fähig wäre.
    Zugegeben, es würde erklären, weshalb er die andere Hälfte der Geschichte verschwieg und vorgab, Aldwin zuletzt in unserem Hof gesehen zu haben, genau wie wir. Aber nein, ein kleiner Verdruß reicht nicht aus, daß kleine Leute morden. Es sei denn«, setzte er hinzu, »daß es in einem Anfall von Wut geschah, fast zufällig und sofort bedauert. Das wäre denkbar!«
    »Schickt jemanden aus, der ihn

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