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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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dann ist da die Sache mit Conan. Auch er arbeitet für mich, was immer er angestellt haben mag. Ihr sagt, er hätte als Zeuge ausgesagt, daß Williams Junge irgendwelche dummen Dinge über die Kirche von sich gegeben hat. Was meinst du, Jevan, haben die beiden vielleicht die Köpfe zusammengesteckt, um ihm zu schaden?«
    »Es ist ziemlich wahrscheinlich«, sagte Jevan achselzuckend. »Allerdings glaube ich nicht, daß ihnen ganz klar war, was sie da anrichteten. Wie sich herausstellte, hatte Aldwin, dieser Schwachkopf, Angst, er würde hinausgeworfen, damit Elave seinen Posten wieder einnehmen konnte.«
    »Das hätte man bei ihm gewiß vorhersagen können!« pflichtete ihm Girard aufseufzend bei. »Er sah die Dinge immer von ihrer schwärzesten Seite. Er hätte klüger sein müssen nach all den Jahren, die er für uns gearbeitet hat. Ich nehme an, er hat geglaubt, der Junge würde die Beine in die Hand nehmen und sich davonmachen, um sein Glück anderswo zu versuchen, sobald er sich bedroht fühlte. Aber weshalb sollte Conan ihn loswerden wollen?«
    Es trat eine kurze Stille ein; dann sagte Jevan mit einem kleinen, traurigen Lächeln: »Ich glaube, unser Hirte ist gleichfalls auf die Idee gekommen, Elave für einen gefährlichen Rivalen zu halten, wenn auch nicht um seinen Arbeitsplatz. Er hat ein Auge auf Fortunata geworfen …«
    »Auf mich?« Fortunata fuhr vor Erstaunen auf und starrte ihren Onkel über den Tisch hinweg an. »Davon habe ich nie etwas gemerkt! Und ich bin ganz sicher, daß ich ihn nie dazu ermutigt habe.«
    »… und bildet sich ein und fürchtet«, fuhr Jevan fort, jetzt etwas breiter lächelnd, »daß Elave, wenn er bleibt, einen ansehnlichen Bewerber abgibt. Um nicht zu sagen, einen willkommeneren! Und wer könnte behaupten, daß er sich da irrt?«
    »Conan hat mich nie besonders beachtet«, sagte Fortunata, die ihre Verblüffung überwunden hatte und prüfte, was daran wahr sein mochte, auch wenn es ihr entgangen war. »Nie! Ich kann nicht glauben, daß er auch nur einen Gedanken an mich verschwendet hat.«
    »Er würde gewiß nicht als glühender Liebhaber auftreten«, sagte Jevan, »aber in den letzten paar Tagen hat sich einiges geändert. Du warst zu sehr damit beschäftigt, in die andere Richtung zu schauen, um es zu bemerken.«
    »Du meinst, er hat meinem Mädchen Schafsblicke zugeworfen?« fragte Girard und lachte laut heraus, als er sich das vorstellte.
    »Wohl kaum. Ich würde es eher berechnende Blicke nennen.
    Hat Margaret dir nicht erzählt, daß Fortunata ein Geschenk von William bekommen hat, als Mitgift?«
    »Da wurde eine Schatulle erwähnt, die noch geöffnet werden muß. Aber hat irgend jemand geglaubt, ich würde es meiner Fortunata an einer Mitgift fehlen lassen, wenn sie ans Heiraten denkt? Aber es ist trotzdem schön, daß der alte Mann an sie gedacht hat und ihr seinen Segen gab. Wenn sie sich etwas aus Conan macht, nun, er ist vermutlich ein anständiger Kerl, und sie könnte es schlechter treffen. Er hätte wissen müssen, daß ich sie nie mit leeren Händen hätte gehen lassen, für wen sie sich auch entscheiden würde.« Und er fügte mit einem liebevollen Blick auf Fortunata hinzu: »Obwohl unser Mädchen eine wesentlich bessere Partie machen könnte!«
    »Die Münze in der Hand«, sagte Jevan sarkastisch, »ist mehr wert als alle Versprechungen.«
    »Da tust du dem Mann bestimmt Unrecht! Weshalb sollte ihm nicht klargeworden sein, daß unser kleines Mädchen zu einer Schönheit herangewachsen ist? Und selbst wenn er, um sich einen lästigen Mitbewerber vom Hals zu schaffen, gegen Elave ausgesagt und aus demselben, nicht übermäßig glaubwürdigen Grund auf Aldwin eingeredet hat – Männer haben schon Schlimmeres getan und brauchten nicht allzu teuer dafür zu bezahlen. Aber hier geht es um den Mord an Aldwin. Nein, dazu wäre Conan bestimmt nicht fähig!« Er blickte den Tisch entlang zu Vater Elias, der klein und aufmerksam dasaß, mit scharfen Augen unter seiner dünnen grauen Tonsur. »Was meint Ihr, Vater Elias?«
    »Ich habe gelernt«, sagte der kleine Priester, »daß jeder Mensch zu jeder Schurkerei fähig ist. Und zu jedem Akt der Güte. Ein Menschenleben ist eine sehr zerbrechliche Sache, hervorgebracht mit verzweifeltem Bemühen und von einem Windhauch ausgeblasen – Wut oder Trunkenheit oder nur ein grober Scherz, es dauert nicht länger als einen Augenblick.«
    »Es sind nur wenige Stunden, über die Conan Rechenschaft geben muß«, erklärte Jevan

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