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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zurückholt«, sagte Hugh.
    »Sagt ihm nichts. Wenn er von Euch gerufen wird, kommt er, ohne Verdacht zu schöpfen. Und wenn er klug ist, dann sagt er die Wahrheit.«
    Girard von Lythwood kehrte am frühen Abend zurück, zwei Tage später, als er vorgehabt hatte, aber vollauf zufrieden mit der Arbeit der Woche. Der Grund seiner Verspätung war der Gewinn zweier neuer Kunden, die eine gute Schur zu verkaufen hatten und froh waren, mit einem ehrlichen Händler ins Geschäft zu kommen, nachdem sie in den Vorjahren weniger gute Erfahrungen gemacht hatten. Als er nach Hause kam, lag die gesamte Wolle, die er gewogen und gekauft hatte, bereits sicher in seinem Lagerhaus in der Vorstadt der Burg. Die gemieteten Packponys, die er nur einmal im Jahr nach der Schur brauchte, standen wieder in ihrem Stall, und die beiden angeheuerten Burschen waren ausbezahlt und nach Hause geschickt worden. Girard war ein praktischer Mann. Er beglich seine Rechnungen prompt und erwartete von anderen, daß sie das, was sie ihm schuldeten, ebenso prompt und ohne Ausflüchte bezahlten. Ende Juni oder Anfang Juli würde der Vertragshändler, der die Wolle nach Flandern exportierte, kommen und die Ausbeute des Sommers holen. Girard kannte seine Grenzen. Ihm genügte es, daß er sein Netz über ein Viertel der Grafschaft und das benachbarte Wales ausgeworfen hatte; den Großhandel überließ er ehrgeizigeren Leuten.
    Girard war einen halben Kopf kleiner als sein jüngerer Bruder, aber breiter in den Schultern und mit massigeren Knochen, ein stattlicher Mann bei bester Gesundheit und Laune, rundgesichtig und heiter, mit einem dicken Dornengestrüpp aus rötlichbraunem Haar und kurzgeschnittenem Bart. Auch das Unerwartete konnte seine gute Laune nur selten erschüttern; dennoch war er bestürzt, als er nach einwöchiger Abwesenheit zurückkehrte und erfuhr, daß sein pilgernder Onkel William tot und begraben war, daß Williams junger Begleiter sämtliche Gefahren der Reise heil überstanden hatte, nur um gleich nach seiner Rückkehr in eine gefährliche Lage zu geraten, daß sein Schreiber Aldwin tot war und bis zur Beisetzung in einem der Schuppen an seinem Hof aufgebahrt lag, während der Gemeindepfarrer von Saint Alkmund herauszufinden versuchte, in welchem Zustand sich die Seele des Toten befunden hatte, bevor man ihn zur ewigen Ruhe bestatten würde, und daß sein Hirte fassungslos und schwitzend in Jevans Werkstatt saß, zusammen mit einem Mann des Sheriffs, der ihn bewachte. Und es war auch keine Hilfe, daß drei Leute gleichzeitig versuchten, ihm zu erklären, auf welche Weise diese chaotischen Ereignisse während seiner Abwesenheit eingetreten waren.
    Aber Girard war ein Mann, der alle Dinge in der richtigen Reihenfolge erledigte. Wenn Onkel William tot und begraben war, wie es sich gehörte, dann gab es in dieser Angelegenheit nichts mehr zu tun; es eilte nicht einmal, daß er sich mit seinem Tod abfand. Wenn ausgerechnet Aldwin eines gewaltsamen Todes gestorben war, dann war das etwas, das zwar zu einem gerechten Ende gebracht werden mußte, aber wie auch immer – er konnte nichts daran ändern. Anders stand es mit Vater Elias’ Zweifeln an der seelischen Verfassung des armen Mannes; darum mußte er sich kümmern. Wenn Elave in der Abtei in einer Zelle saß, dann konnte ihm zumindest im Augenblick nichts Schlimmeres widerfahren. Und was Conan betraf – der war selbstsicher genug, und es würde ihm nicht schaden, ein wenig schwitzen zu müssen. Später würde noch Zeit genug sein, ihn herauszuholen, wenn sich das als nötig erweisen sollte. Aber im Augenblick mußte Girards Pferd, das an diesem Tag viele Meilen zurückgelegt hatte, in den Stall gebracht und versorgt werden, und Girard selbst hatte Hunger.
    »Laß uns hineingehen, Mädchen«, sagte er munter, schlang einen Arm um die Taille seiner Frau und schob sie auf die Diele zu, »und du, Jevan, sei so gut und kümmere dich um mein Pferd, damit ich diese ganze Geschichte verdauen kann. Zum Jammern ist es zu spät und zu früh, um in Panik zu geraten.
    Was immer schiefgegangen ist, irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo es wieder in Ordnung gebracht werden kann.
    Blinder Eifer schadet nur! Fortunata, meine Kleine, geh und hol mir einen Krug Ale. Ich bin ausgetrocknet wie eine Kalkgrube.
    Und deck den Tisch – wenn ich irgendwie von Nutzen sein soll, muß ich erst etwas essen.«
    Alle taten, um was er sie gebeten hatte. Der Angelpunkt des Hauses, herzlich und herzerfrischend, war

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