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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Geschichte, die mein Mann ausgegraben hat, und das ist die Geschichte, die ich von Conan selbst hören möchte, zusammen mit allem anderen, was es sonst noch zu berichten gibt.«
    Jevan strich sich über sein langes, glatt rasiertes Kinn und musterte Hugh mit einem nachdenklichen Blick. »Jetzt, wo Ihr mir das sagt, Mylord, muß ich gestehen, daß ich in dem, was da gesagt wurde, jetzt mehr sehe als gestern. Denn als Aldwin sagte, er müsse den jungen Mann einholen, den zu ruinieren er sich alle Mühe gegeben hatte, und mit ihm zu den Mönchen gehen und alles widerrufen, was er gegen ihn ausgesagt hatte, da sagte Conan zu ihm, er solle doch kein Narr sein, damit würde er sich nur selbst in Schwierigkeiten bringen, ohne dem Jungen damit zu helfen. Aber ich habe mir nur dabei gedacht, daß es sich vernünftig anhörte, und daß er nichts anderes im Sinn hatte, als Aldwin vor einer Gefahr zu warnen. Als ich sagte, laß ihn gehen, er ist nun einmal dazu entschlossen, tat Conan die Sache mit einem Achselzucken ab und ging seinen eigenen Geschäften nach. Das zumindest glaubte ich. Jetzt bin ich nicht mehr so sicher. Hört sich das für Euch nicht an, als hätte er eine weitere halbe Stunde mit dem Versuch verbracht, den armen Kerl von seinem Bußgang abzubringen? Ihr sagtet, daß er das Reden besorgte und Aldwin das Zuhören. Und dann dauerte es noch eine weitere halbe Stunde, bis Aldwin sich entschließen konnte, welchen Weg er einschlagen wollte.«
    »So hört es sich in der Tat an«, sagte Hugh. »Außerdem – wenn Conan befriedigt ging und ihn sich selbst überließ, dann hat er gewiß geglaubt, er hätte ihn überredet. Er wäre bestimmt nicht gegangen, bevor er überzeugt war, daß alles so lief, wie er es wollte. Aber was ich nicht verstehe – weshalb war das für ihn so wichtig? Ist Conan ein Mann, der soviel für einen Freund wagt oder so besorgt ist, daß ein anderer Mann in einen Sumpf geraten könnte?«
    »Ich muß gestehen«, sagte Jevan, »daß ich das nie geglaubt habe. Er ist immer sehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht, obwohl er ein guter Arbeiter und den Lohn wert ist, den wir ihm zahlen.«
    »Aber warum dann? Aus welchem Grund sollte er sich so bemühen, den armen Kerl dazu zu überreden, die Dinge auf sich beruhen zu lassen? Was mochte er gegen Elave haben, daß er ihm den Tod wünschte oder das Lebendig-begraben-werden in einem Gefängnis der Kirche? Der Junge war doch gerade erst heimgekommen, und wahrscheinlich hatten sie kaum mehr als ein Dutzend Worte gewechselt. Wenn es nicht Sorge um Aldwin war oder ein Groll auf Elave, was ist es dann, was Eurem Mann im Kopf herumgeht?«
    »Das solltet Ihr ihn selbst fragen«, sagte Jevan und schüttelte verwundert den Kopf; in seiner Stimme lag eine gewisse Verblüffung, die Hugh veranlaßte, die Ohren zu spitzen.
    »Das werde ich tun. Aber jetzt frage ich Euch.«
    »Nun«, sagte Jevan vorsichtig, »Ihr müßt bedenken, daß ich mich irren kann. Aber eine Sache gibt es, in der Conan Elaves Gegner sein könnte. Ohne jede Provokation; Elave wäre vermutlich erstaunt, wenn er davon erführe. Ihr habt unsere Ziehtochter Fortunata gesehen? Sie ist zu einer reizvollen jungen Frau herangewachsen, seit Elave zu seiner Pilgerreise nach Jerusalem aufgebrochen ist, und davor, daran werdet Ihr Euch erinnern, haben sie hier im Haus zusammengelebt. Sie mochten einander recht gern, wobei er sich zu einem Kind herabließ und sie auf Kinderart in ihn verliebt war, auch wenn er nicht mehr tat, als ihre Gefühle zur Kenntnis nehmen. Aber jetzt, da er zurückgekehrt ist, liegen die Dinge anders. Und da ist Conan …«
    »Der sie ebenso lange kennt und gesehen hat, wie sie heranwuchs«, sagte Hugh skeptisch, »und schon längst um ihre Hand hätte anhalten können, wenn er das gewollt hätte – ohne einen Elave, der ihm im Wege stand. Hat er es getan?«
    »Er hat es nicht getan«, gab Jevan zu. »Aber die Zeiten haben sich geändert. Bis auf den Namen, den ihr mein Onkel gegeben hat, hatte Fortunata bis jetzt nichts, das sie zu einer guten Partie gemacht hätte. Elave hat nicht nur sich selbst aus dem Osten heimgebracht, sondern auch eine Erbschaft, die mein Onkel William, Gott sei seiner Seele gnädig, seiner Ziehtochter zukommen lassen wollte, als er wußte, daß er sie wohl nicht wiedersehen würde. Bisher weiß Conan nicht, was sich in der Schatulle befindet, die Elave mitgebracht hat. Sie wird erst geöffnet, wenn mein Bruder von seiner Einkaufsreise zurückgekehrt ist.

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