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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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selbstzufrieden, »und zwar etwas, das noch merkwürdiger ist, wenn Aldwin, wie man uns berichtete, es so eilig hatte, als er davonlief, um seine Anklage rückgängig zu machen. Wir fragten den Posten am Stadttor, ob er gesehen hätte, daß er auf dem Weg zur Brücke das Tor passierte, und er sagte, er hätte ihn gesehen und angesprochen, aber kaum eine Antwort erhalten.
    Aber er kam nicht direkt von Lythwoods Haus, da war er ganz sicher. Es war mehr als eine Stunde später, vielleicht sogar anderthalb.«
    »Und er war ganz sicher?« fragte Hugh. »Die Leute werden am Tor nicht kontrolliert, nicht in friedlichen Zeiten. Es ist durchaus möglich, daß er nicht sonderlich auf die Zeit geachtet hat.«
    »Er ist sicher. Er sah sie alle zurückkommen nach dem, was im Kapitelsaal passiert war – zuerst Aldwin und den Hirten und dann das Mädchen, und er hatte den Eindruck, daß sie alle ziemlich aufgeregt waren. Zu diesem Zeitpunkt wußte er noch nicht, was sich abgespielt hatte, aber ihm fiel auf, in welcher Verfassung sie waren, und lange bevor Aldwin wieder durchs Tor ging, hatte die Geschichte die Runde durch die Stadt gemacht. Der Posten war hellwach, als er genau diesen Mann die Wyle herabkommen sah; er hoffte, ihn aufhalten und mit ihm sprechen zu können, aber Aldwin ging wortlos an ihm vorbei. Oh, er ist ganz sicher! Er weiß genau, wieviel Zeit vergangen war.«
    »Also war er die ganze Zeit noch in der Stadt«, sagte Hugh und biß sich nachdenklich auf die Unterlippe. »Und dann hat er schließlich doch die Brücke überquert, um dorthin zu gehen, wo er hinwollte. Aber weshalb die Verzögerung? Was kann ihn aufgehalten haben?«
    »Oder wer?« warf Cadfael ein.
    »Oder wer! Glaubt Ihr, daß ihm jemand nachgelaufen ist, um ihn von seinem Vorsatz abzubringen? Keiner von den Leuten aus dem Haus, sonst hätten sie es gesagt. Wer sonst hätte versuchen sollen, ihn zurückzuhalten? Niemand außer ihm selbst wußte, was er vorhatte. Nun«, sagte Hugh, »es bleibt uns nichts anderes übrig, als die ganze Strecke von Lythwoods Haus bis zur Brücke abzugehen und an jede Tür zu klopfen, bis wir festgestellt haben, wie weit er gekommen ist, bevor er abbog. Irgend jemand muß ihn irgendwo gesehen haben.«
    »Ich könnte mir vorstellen«, sagte Cadfael, der über alles nachgedacht hatte, was er von Aldwin wußte, »daß er ein Mann war, der kaum Freunde hatte, und keiner, der über sonderlich viel Entschlußkraft verfügte. Wahrscheinlich mußte er all seinen Mut zusammennehmen, um Elave überhaupt anzuklagen, und es wäre ihm noch schwerer gefallen, seine Anklage zurückzuziehen und sich damit der Falschaussage oder des Handelns aus Boshaftigkeit verdächtig zu machen. Es ist durchaus möglich, daß er es unterwegs mit der Angst zu tun bekam, es sich abermals anders überlegte und beschloß, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Wohin würde ein einsamer, seiner selbst nicht sicherer Mann wie er gehen, um sich die Sache nochmals zu überlegen? Und zu versuchen, wieder Mut zu fassen? Eine gewisse Art von Mut wird in den Schenken verkauft. Und eine andere Art, die allerdings nicht käuflich ist, kann ein Mann in der Beichte finden. Versucht es mit den Schenken und den Kirchen, Hugh. Beides sind Orte, an denen ein Mann zur Ruhe kommen und nachdenken kann.«
    Es war einer der jungen Soldaten aus der Garnison der Burg, keineswegs unzufrieden mit dem Auftrag, sich in sämtlichen Schenken der Stadt zu erkundigen, der mit dem nächsten Abschnitt von Aldwins Wanderung durch Shrewsbury aufwarten konnte. Es gab eine kleine Schenke in einer schmalen Sackgasse, die vom oberen Ende der steil abfallenden Wyle abzweigte. Sie lag ungefähr auf halbem Wege zwischen dem Haus in der Nähe der Kirche von Saint Alkmund und dem Stadttor; die zu ihr führenden Gassen waren von hohen Mauern gesäumt und an einem Feiertag vermutlich fast menschenleer.
    Ein Mann, der von jemanden eingeholt wurde, der darauf aus war, ihn zu einem Sinneswandel zu bewegen, oder der plötzlich von Skrupeln ergriffen wurde, die ihn veranlaßten, es sich auch ohne die Überredung durch einen anderen anders zu überlegen, mochte durchaus imstande sein, vom direkten Weg abzuweichen und sich an diesem stillen und abgeschiedenen Ort bei einem Krug Ale die Sache noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Auf jeden Fall hatte der junge Mann nicht die Absicht, eine der Schenken auszulassen, die in dem ihm übertragenen Gebiet lagen.
    »Aldwin?« sagte der Wirt, nur zu gern

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