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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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bringen soll. Hobbs sagt aus, Ogilvys Sportwagen sei in der Mordnacht in der Nähe des Tatorts gewesen. Ist seine Beobachtung ernst zu nehmen? Weshalb legt der Rentner seine Erinnerungen scheibchenweise vor? Rosy erlebt es nicht zum ersten Mal, dass Menschen sich in der Rolle des Tatzeugen wohlfühlen. Sie machen immer neue erstaunliche Angaben, um einmal im Leben für wichtig gehalten zu werden. Würde Hobbs so weit gehen, das Erlebnis mit dem Aston Martin zu erfinden? Etwas in dem Szenario passt nicht zusammen. Eine junge Frau wird an einem öffentlichen Ort getötet. Ogilvys Sportwagen ist sehr auffällig. Hätte ihn nicht noch jemand außer Hobbs bemerken müssen? Neu ist die Erkenntnis, dass Ogilvy und Gwendolyn zusammen im Labyrinth gewesen sind. Weshalb hat er es verschwiegen? Wie ein Liebespaar saßen sie unter Lady Carolines Statue. Bloß waren sie kein Liebespaar. Hier liegt Ogilvys Wunde, an diesem Punkt ist er angreifbar. Ich hätte alles für sie getan, waren seine Worte, doch Gwendolyn hat ihn zurückgestoßen. Was wollte er Dienstagabend in Trench, denkt Rosy.
    Die Tür geht auf. »Inspector?«
    »Nicht jetzt«, ruft Ralph.
    Der Kopf des ehrgeizigen Constables erscheint.
    »Hat das nicht Zeit?«, fragt Rosy.
    »Da möchte jemand Sie sprechen.«
    »Wer?«
    »Sein Name ist Talbot. Scheint wichtig zu sein.«
    Rosy schaut zu Ralph. »Machst du weiter?« Sie geht zur Tür. »Talbot? Kenne ich nicht.«
    Sie wirft einen letzten Blick auf Ogilvy und verlässt den Verhörraum.
    Der Constable zeigt auf eine Person am Ende des Korridors. »Er behauptet, er ist der Verlobte von Miss Perry.«

S ie sieht ihn an und weiß es. Kein Wort, keine Vorstellung, keine Erklärung, sie erkennt ihn wegen der paar Striche, die ich hingekritzelt habe. Eine schlanke Erscheinung, er trägt den Trenchcoat offen. Kaum über dreißig, ein blasses Gesicht, feines dunkles Haar, federweich, denkt Rosy. Der Anflug eines Bartes verleiht ihm etwas Verwildertes. Der Mann am Ende des Flures lächelt.
    »Sind Sie Rank ?«, fragt Rosemary.
    Er wendet sich zu ihr, ohne sie anzusehen. »Es gibt nur zwei Menschen, die mich so nennen«, antwortet er mit angenehmer Stimme.
    »Der eine Mensch ist Gwendolyn.« Rosy geht ihm entgegen. »Wer ist der andere?«
    »Meine Mutter.«
    »Hallo, Mr Talbot. Ich bin Rosemary Daybell.« Sie streckt die Hand aus.
    Er tut keinen Schritt in ihre Richtung, ergreift die Hand und drückt sie einen Moment länger als üblich.
    »Sie sind ein gesuchter Mann.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wir haben Suchmeldungen in den Medien herausgegeben.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Rosy wendet sich zu dem Constable, der Talbot angekündigt hat. Der zuckt mit den Schultern.
    »Sie wissen es noch gar nicht?« Sie schaut in die tief liegenden Augen des jungen Mannes.
    »Was soll ich wissen, Inspector?«
    »Von wo kommen Sie gerade, Mr Talbot?«
    »Mein Flieger ist vor einer Stunde in Bristol gelandet. Ich bin nach Trench gefahren, um eine Vermisstenmeldung zu machen. Darauf hat mich der freundliche Officer an Sie verwiesen.«
    »Wen vermissen Sie, Mr Talbot?«
    »Meine Verlobte.«
    »Und das ist –«
    »Gwendolyn Perry.«
    »Seit wann sind Sie verlobt?«
    Sein Gesicht bekommt einen feierlichen Ausdruck. »Seit einer Woche.«
    Rosy zeigt auf die andere Seite des Korridors. »Hier, bitte, Sir. Gehen wir in mein Büro. Von wo sind Sie angereist?«
    »Aus Brisbane.«
    »Brisbane, Australien?« Sie öffnet die Tür.
    »Ich kenne nur das eine.« Talbot rührt sich nicht vom Fleck.
    »Hier entlang.« Sie tritt ein.
    Er wendet den Kopf. »Wären Sie so nett?« Er hebt den Arm ein wenig.
    Als Rosy es begreift, wird ihr heiß und kalt zugleich. »Entschuldigen Sie. Ich war unachtsam.«
    »Das ist schon in Ordnung.«
    Sachte fasst sie ihn am Ellbogen und führt ihn weiter. Er folgt ihr mit kleinen Schritten. Rosy schließt hinter ihnen die Tür.
    Sie bringt ihn zum Stuhl, wartet, bis er sich gesetzt hat, tritt vor ihn. Oft musste Rosemary schon einer Ehefrau, einem Vater, einer Schwester mitteilen, dass ein geliebter Mensch zu Tode kam. Sie schaut den Leuten in die Augen und spricht es aus. Dabei verbirgt sie das Gefühl, das der Moment in ihr auslöst. Sie beobachtet Entsetzen, die Unfähigkeit oder die Weigerung zu verstehen. Manchmal stößt sie auf Gleichgültigkeit, sogar Erleichterung. Diesmal ist es schwer. Die Augen des jungen Mannes sind leer. Sie blicken ins Nirgendwo.
    Während Rosy ihren Mut zusammennimmt, stürmen Gedanken auf sie

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