Der Killer im Lorbeer
vor, dass Sie Ihr Auto verleihen?«, fragt Ralph.
Bevor die Sonne den Morgennebel endgültig bezwungen hat, sitzt James Ogilvy im Verhörzimmer. Zwei Beamte trafen ihn im Studentenwohnheim an und forderten ihn auf mitzukommen. Einige seiner Kommilitonen beobachteten, wie Ogilvy aus dem Haus eskortiert und zum Streifenwagen gebracht wurde. Aus dem Rückfenster sah er ihre überraschten Mienen.
»Würden Sie einen Wagen wie meinen verleihen?« Ogilvys Laune ist auf dem Nullpunkt.
»Eigentlich nicht.« Der Sergeant geht auf und ab. Rosy sitzt Ogilvy gegenüber. Das rote Licht der Kamera blinkt.
»Wir können davon ausgehen, dass Sie Ihr Fahrzeug ausschließlich selbst steuern?«
»Können Sie.«
»Erklären Sie mir, was Sie vergangenen Dienstag um acht Uhr abends vor Miss Perrys Apartment gemacht haben.«
Ogilvy vergräbt die Hände in den Taschen seines Sweatshirts. »Dienstag bin ich nach Leicester gefahren, zur Silberhochzeit meiner Eltern.«
»Wann sind Sie aus Trench aufgebrochen?«
»Nach Mittag.«
»Etwas präziser.«
»Um eins, vielleicht später.«
»Und in Leicester angekommen sind Sie –?«
»So um zwei.«
»Da dürften Sie aber im Tiefflug über die M5 gebraust sein. Es sind immerhin 90 Meilen.«
»Das ist ein Sportwagen, Sir. Ich fahre ihn, weil er Power auf die Straße bringt. Wollen Sie mir ein Ticket wegen Geschwindigkeitsübertretung ausstellen?«
Ralph lässt sich nicht provozieren. »Wann sind Sie nach Trench zurückgekehrt?«
»Am Donnerstag.«
»Sie waren am Dienstagabend schon wieder da.«
»Wer sagt das?«
»Wir haben einen Zeugen, der Ihr Auto Dienstag in Trench gesehen hat.«
»Glauben Sie, es gibt nur einen GB6 in Trench?«
»Sie werden lachen, Ihrer ist der einzig zugelassene Aston Martin dieses Typs im Umkreis.«
»Ihr Zeuge irrt sich«, sagt Ogilvy zur Kommissarin. »Ich kann wohl kaum an zwei Orten gleichzeitig gewesen sein.« Rosy greift nicht in die Befragung ein. »Ich kann vierzig Zeugen bringen, die bestätigen, dass ich in Leicester war.«
»Da liegt das Problem«, erwidert Ralph. »Die Party Ihrer Eltern war sehr groß. Es wäre kein Problem für Sie gewesen, unbemerkt zu verschwinden und wiederzukommen.«
»Was hätte ich Ihrer Meinung nach in Trench machen sollen?«
»Sagen Sie es uns.«
»Nein!« Der junge Mann springt auf. »Ich lasse mir Ihre Unterstellungen nicht länger gefallen. Zuerst soll ich wie ein Bekloppter zwischen Trench und Leicester hin- und hergebraust sein, dann soll ich während unserer Jamsession eben mal in die Stadt gefahren sein, um jemanden umzubringen? Tickt ihr noch richtig?«
»Setzen Sie sich, Mr Ogilvy«, antwortet Rosy unbeeindruckt. »Könnte jemand Ihren Wagen genommen haben, ohne dass Sie es bemerkten?«
»Keine Ahnung.« Er sinkt auf den Stuhl.
»Sie haben Miss Perry manchmal heimgebracht?«
»In letzter Zeit nicht mehr.«
»Wann zuletzt?«
»Das ist Wochen her.«
»Als Sie sie heimbrachten, sind Sie dann mit ihr hochgegangen?«
»Nein.«
»Ihr Wagen parkte aber vor der Tür. Er wurde dort gesehen. Wie ist das möglich, wenn Sie gleich wieder abgefahren sind?«
»Vielleicht haben wir unter der Treppe noch geplaudert. Oder sind spazieren gegangen.«
»Spazieren?«, wirft Ralph ein. »Ins Labyrinth zum Beispiel?«
Ogilvy sieht ihn an.
»Waren Sie mit Miss Perry im Labyrinth?«
Ogilvy zuckt mit den Schultern. »Möglich.«
»Daran müssen Sie sich erinnern können.«
»Gwen und ich waren an vielen Plätzen.«
»Sind Sie mit ihr auch ins Labyrinth gegangen?«
»Sie mochte den Ort. Sie war gern dort.« Er fährt sich über das unrasierte Kinn.
»Sie waren also zusammen dort.«
»Ja. Was beweist das?«
»Auch letzten Dienstag?«
»Da war ich in Leicester!«
»Wieso haben Sie uns bis jetzt verschwiegen, dass Sie und das Mordopfer gemeinsam am Tatort waren?«
»Weil sie damals noch kein Mordopfer war. Weil das Labyrinth noch in keinem Zusammenhang mit ihrem Tod stand.«
»Wenn das so wäre, hätten Sie es erwähnen können.«
»Ich habe … Ich war unter Schock, als es passierte. Ich kann es immer noch nicht fassen!«
»Können Sie nicht fassen, dass Sie Miss Perry im Affekt erschlagen haben?«
»Das ist nicht wahr!«
»Wann gingen Sie zum ersten Mal mit ihr ins Labyrinth? Welche Jahreszeit war es? Was haben Sie dort gemacht?«
»Warum geht man in einen Park? Um zu quatschen.«
»Worüber?«
Rosy lehnt sich zurück. Etwas ist faul. Sie weiß bloß nicht, wie sie es auf den richtigen Nenner
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