Der Killer im Lorbeer
Abend. Meine Zeit in Gloucester war vorbei. Ich musste zu einem Konzert nach Australien, wollte aber nicht gehen, ohne zu wissen, ob unsere Liebe eine Chance hat. Ich packte den Stier bei den Hörnern, fuhr zu einem Juwelier und kaufte den Ring. In der Wohnung habe ich für Gwen den Hochzeitsmarsch gespielt. Ich kniete nieder und fragte sie, ob sie meine Frau werden will.«
Er braucht einen zweiten Schluck, um weiterzusprechen.
»Sie war glücklich über meinen Antrag. Das hat mich überwältigt. Wir lachten und weinten, wir haben uns geliebt. Als sie im Morgengrauen aufbrach, waren wir ein Paar. Wir planten zu heiraten, wenn ich von der Tour zurück bin.«
»Wann sind Sie abgereist?«
»Vergangenen Montag, nachmittags. Mit dem Zug nach Heathrow. Dort nahm ich den Nachtflug nach Brisbane.«
»Wann haben Sie das letzte Mal mit Gwen gesprochen?«
»Bei der Zwischenlandung in Singapur. Die Zeitverschiebung – ich habe keine Ahnung, wann das war. Ich kann Ihnen die Flugnummer geben.«
»Haben Sie Gwen von Australien aus noch erreicht?«
»Nein. Nie wieder. Ich habe auf ihr Band gesprochen, SMS geschrieben – keine Antwort.« Er wendet den Kopf in Rosys Richtung. »Was ist mit ihrem Telefon passiert?«
»Wir nehmen an, dass der Täter es verschwinden ließ. Weshalb haben Sie sie nicht in der Universität angerufen?«
»Das habe ich getan. Vom Flughafen aus. Ich hatte Angst, mein großes Glück hätte sich in Luft aufgelöst.«
Rosy hört Schritte auf dem Flur. »Wo leben Sie, Sir? Wo ist Ihr Hauptwohnsitz?«
»In London.«
»Haben Sie in Trench schon ein Hotel? Sie müssen müde sein.«
»Nein. Mein erster Weg war zu ihr.«
Die Tür öffnet sich.
»Könnten Sie noch ein paar Tage bleiben? Es gibt noch viele offene Fragen.«
»Selbstverständlich.« Talbot dreht sich um, als hinter ihm jemand eintritt.
Ralph betrachtet den jungen Mann auf dem Stuhl.
»Das ist Rank «, sagt Rosy. »Wir besorgen ihm ein gutes Hotel.«
Ralph hält einen Geigenkasten hoch. »Ich soll das abliefern.«
»Danke.« Rosy tritt vor Talbot. »Das ist Sergeant Bellamy. Er hat Ihre Geige gebracht.«
E r hätte sie aus Trench herausgeholt.«
Rosy bestellt zwei Blätterteigtaschen und ein Trelawny Starkbier. Sie und Ralph stellen sich an den einzig freien Stehtisch. Zu Mittag herrscht bei Cairns Hochbetrieb.
»Die Schar von Gwendolyns Bewunderern musste fürchten, dass das Objekt ihrer Verehrung die Stadt verlässt. Sie würde nicht mehr zur Uni kommen oder im Kindergarten arbeiten, sie würde ihre Wohnung im ersten Stock räumen und Mr Hobbs in seiner Einsamkeit zurücklassen.«
»Ist das Grund genug, jemanden umzubringen?«
»Wenn Gwendolyn das Wichtigste in deinem Leben ist.«
»Wen meinst du damit? Ogilvy, Gaunt?«
»Vielleicht haben wir auch Mr Hobbs zu lange für harmlos gehalten.«
Ralph grinst. »Nicht dein Ernst.«
»Er sagt, er ist im Fernsehsessel eingeschlafen. Er sagt, er habe Mrs Lancaster vor seiner Tür gesehen. Er behauptet, Ogilvy hätte ihn beinahe angefahren. Wir haben außer der Aussage unseres wackeren Zeugen keinen Beweis für all das.«
»Du denkst, Hobbs hat das alles nur erfunden?«
»Er hat sie vergöttert. Wir brauchen stichhaltigere Beweise als die Aussage eines Rentners, der in eine Fünfundzwanzigjährige vernarrt ist.« Rosy wickelt das Besteck aus der Serviette. »Wir müssen uns Hobbs noch einmal vornehmen. Diesmal ohne Samthandschuhe.«
Der Teller wird vor ihr abgestellt.
»Das willst du allein verdrücken?« Ralph legt den Kopf schief.
»Ich sterbe vor Hunger.«
»Und du trinkst Bier?«
»Ich hatte mit Talbot vorhin einen Scotch. Auf einem Bein steht es sich schlecht.«
»Wohl bekomm’s.«
Ralph schneidet sein Sandwich mittendurch. Man hört Rosys unaufdringlichen Klingelton.
Sie führt den ersten Biss zum Mund. »Ausgerechnet.«
Nach drei Wiederholungen hört das Klingeln auf. Rosy kaut. Sie nimmt einen Schluck aus der Flasche. Ralphs aufdringlicher Klingelton. Er greift zum Sandwich.
»Das soll warten.«
»Hm«, macht Rosy. »Wenn sie mich nicht erreichen und dich anrufen – nimm lieber ab.«
Ralph betrachtet das Display. »Es ist Jock.«
»Was kann der wollen?«
Mit spitzen Mayonnaisefingern hält Ralph ihr sein Handy hin. »Frag ihn selbst.«
»Jock? – Natürlich störst du.« Rosy hebt den Blick zu Ralph. »Was heißt das – Gift?« Mit dem Telefon am Ohr winkt sie der Kellnerin. »Wir sind gleich da.«
Sie gibt Ralph das Handy zurück. »Leider musst du
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