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Der Killer wartet

Der Killer wartet

Titel: Der Killer wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ihnen ein paar Fragen stellen, Herr...", begann Simitsch.
    Der Mann sah auf. Er war vermutlich zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt. Das Gesicht war faltig. Die Zähne so gelb, daß er nach Moellers Meinung ein Raucher sein mußte.
    Die Fingernägel sprachen auch dafür. Seine Kleidung sah ziemlich ramponiert aus. Aber der Aufdruck DÖRNER - DIE
    NUMMER EINS IN SÜDWESTFALEN war auf dem graublauen Kittel
    noch deutlich zu sehen. Nur die Ö-Striche von DÖRNER waren durch einen Rußfleck so verdreckt, daß man sie nicht mehr erkennen konnte.
    "Wolf", sagte der Mann. Er hustete noch einmal. Dabei schloß er die Augen und fuhr sich mit der flachen Hand über den schütteren Haaransatz. "Norbert Wolf..." Er prustete zum Steinerweichen.
    "Was ist passiert?" fragte Simitsch.
    "Häh?" Wolf sah Simitsch an wie ein Auto.
    "Mein Gott, jemand hat Sie überfallen, gefesselt und dort"
    - dabei deutete er in Richtung des Infernos -
    "zurückgelassen!"
    "Ich weiß nicht...", murmelte Wolf.
    "Sagen Sie uns, was passiert ist!"
    "Ich kann dazu nichts sagen", erklärte Wolf.
    "Das gibt's doch nicht!" rief Simitsch.
    "Ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen", meinte Wolf. Der Arzt stand etwas abseits und nickte. "Kann ich bestätigen", erklärte er.
    Simitsch fuhr sich durch das Haar und schüttelte den Kopf.
    Jetzt mischte Moeller sich ein. "Wo waren Sie, als Sie den Schlag bekommen haben?"
    "An der Eingangstür. Ich habe den Laden abgeschlossen."
    "Sie sind bei Dörner angestellt", stellte Moeller fest.
    "Ja."
    "Als was?"
    "Abteilungsleiter."
    "Welche Abteilung leiten Sie?"
    "Sanitäres!"
    Unter Schock steht er jedenfalls nicht, dachte Moeller. Der Kerl schien auf einmal gut beieinander zu sein... Viel besser als noch vor zwei Minuten.
    "Und den Schlag haben Sie an der Tür bekommen."
    "Wohl schwerhörig, woll? Habe ich doch gesagt!" brauste Wolf jetzt auf einmal auf.
    "Sie haben niemanden erkannt."
    "Nee!"
    "Und sonst, haben Sie..."
    "Bin ich 'nen Papagei, daß ich alles wiederholen muß?"
    schimpfte Wolf. Er faßte sich theatralisch an den Kopf und hustete dann noch einmal zum Steinerweichen. "Vielleicht befragen Sie Herrn Wolf besser morgen", meinte der Arzt.
    Mit dem ist was faul, dachte Moeller. Und eine andere Stimme in ihm konterte: Du siehst Gespenster! Was heute abend passiert ist, war einfach zuviel für den armen Kerl!
    Ein uniformierter Kollege kam herbei.
    Er führte eine ziemlich abgerissen wirkende Gestalt neben sich her. Die Wollmütze hatte ein Loch und war entschieden zu warm für die Jahreszeit. Der graue Bart war so verfilzt, daß sich darin schon ganz von allein Rastalocken zu bilden begannen. Die Nase war knallrot, der Geruch nach Bier und Erbrochenem einfach nicht zu ignorieren.
    "Dieser Herr hier hat eine Beobachtung gemacht", sagte der Uniformierte.
    Der Herr rülpste erst einmal.
    Dann sagte er: "Ich habe sie genau gesehen... Ganz genau!
    Und würde sie auch wiedererkennen!"
    "Wen?" fragte Moeller.
    "Die drei jungen Männer!"
    "Wie sahen die denn aus?"
    "Die trugen Ledersachen und alberten hier herum."
    "Wo genau?"
    "An den Müllcontainern. Sie haben mit Feuerzeugen herumgespielt, Kartons aus dem Papiercontainer herausgefischt und dann angezündet. Ich habe mich verzogen. Bis zur Brücke bin ich gegangen und habe mir ein besseres Plätzchen gesucht.
    Tja, und dann hat's wenig später gebrannt..."
    "Der sieht doch alles doppelt", raunte Simitsch Moeller leise zu. Aber nicht leise genug. Der Zeuge hatte es mitgekriegt.
    "Sie nehmen mich nicht ernst, woll? Nur, weil ich nicht so ein feiner Pinkel bin!" Die Farbe seiner Nase ging jetzt auf den Rest seines Gesichts über. Aber bevor er richtig ärgerlich werden konnte griff Moeller ein. Diplomatie ist mein Geschäft! dachte er dabei. Manchmal jedenfalls. Klaus Simitschs Stärke war das jedenfalls nicht.
    "Was halten Sie davon, wenn Sie mit uns aufs Präsidium kommen, um ein Protokoll und ein Phantombild zu machen?"
    Der Mann sah auf.
    Sein Gesicht nahm wieder seine Normalfarbe an.
    "Wenn ich ein Frühstück dafür kriege."
    "Kriegen Sie!"
    "Aber du bezahlst das, Moeller!" knurrte Simitsch.
    *
    Der Obdachlose, der sich als Zeuge gemeldet hatte, lieferte drei einigermaßen überzeugende Beschreibungen von Jugendlichen. Die Phantombilder waren brauchbar und einer der Abgebildeten davon war sogar so etwas wie ein guter Bekannter. Er hatte mehrere Verfahren wegen Körperverletzung hinter sich und hieß Ferdinand Sarow, geboren in Alma Ata, Kasachstan. Als Sohn

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