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Der Killer wartet

Der Killer wartet

Titel: Der Killer wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Saxophon für Moeller Werbungskosten waren. "Schließlich stelle ich damit doch meine geistige Gesundheit wieder her, die mir im Job zeitweilig verloren geht", hatte er argumentiert. "Und damitr betreibe ich gewissermaßen eine berufliche Weiterqualifikation." Dem Finanzbeamten hatte das nur ein müdes Lächeln entlockt. Und als Moeller dann versucht hatte, sein Saxophon und alles, was er an Aufnahmetechnik investiert hatte, als besondere Belastung anerkannt zu wissen, hatte der Kommissar seinen Ruf als Querulanten weg.
    Auch wenn das natürlich niemand aussprach.
    Im Dienstleisungszeitalter nannten selbst Ämter ihre Querulanten inzwischen Klienten. Zu deutsch: Kunden. Leider war Moeller an jenem Tag in einen Laden geraten , in dem es üblich war, nur zu bezahlen, aber nichts dafür zu bekommen.
    "Sie fühlen sich also ungerecht behandelt", hatte ihn der Finanzbeamte - sicherlich auf zahlreichen Fortbildungen inzwischen psychologisch geschult - dann angesäuselt.
    Wenigstens die Audiocasetten hatte Moeller schließlich durchsetzen wollen. "Damit hören wir Gangsterbosse ab", hatte Moeller behauptet. "Sie haben doch sicher die Debatte über den großen Lauschangriff verfolgt!"
    "Und Sie wollen mir allen ernstes weismachen, daß die Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen dabei auf IHRE
    Kassetten angewiesen ist? Nee, nee, das ist Ihr Privatvergnügen, Herr Moeller."
    Moeller hatte gedroht zu prozessieren, was er aus irgendeinem Grund dann aber doch nicht gemacht hatte.
    Mann, Simitsch, mußt du unbedingt einen Weg fahren, der so voll unguter Erinnerungen ist? dachte Moeller in diesem Augenblick.
    Bevor sich die Gasstraße in Werdohler Straße umbenannte, bog Simitsch nach rechts ab.
    Vorschriftsmäßig machte Simitsch das Licht an, bevor er in den Oberstadttunnel einfuhr. Dann ging es über die Staberger Straße weiter bis zum Bräucken-Kreuz, wo sich insgesamt fünf Straßen trafen.
    Simitsch fuhr in die Bräuckenstraße, eine gut ausgebaute Hauptverkehrsader der Stadt. Nach etwa 800 Metern bog Simitschs Volvo nach links Richtung Wefelshohl. Anschließend gleich wieder nach rechts, vorbei an einem von Grünanlagen umgebenen Altenheim und einem Jugendheim.
    Dann waren sie AM HEBBERG, einer Straße, die relativ steil hinaufführte und wenig von der Idylle der Altenwohnanlage aufwies.
    Simitsch parkte den Volvo am Straßenrand. Sie stiegen aus.
    Moeller blickte die trostlose Häuserzeile entlang. Die Farbe blätterte von den Wänden. Der letzte Anstrich mußte schon Jahre zurückliegen. Ein Fenster war mit Spanplatte vernagelt.
    Das entsprach nicht gerade Moellers Vorstellung von
    'Schöner Wohnen'.
    "Da ist es!" sagte Simitsch, der auf seinem Zettel die Hausnummer nachschaute.
    Die Tür stand offen. Im Flur roch es nach Urin. Sie stiegen die steile Treppe hinauf. Die PVC-Beschichtung der Stufen war ziemlich abgewetzt. An manchen Stellen kam der Untergrund zum Vorschein. Sarows wohnten im dritten Stock. Moeller schwitzte, als sie dort anlangten. Simitsch drückte auf die Klingel an der Tür. Der Knopf blieb stecken. Defekt.
    Also klopfte er.
    "Wer stört?" rief eine heisere Männerstimme.
    "Kriminalpolizei!" sagte Moeller. "Wir wollen zu Herrn Ferdinand Sarow! Machen Sie bitte auf."
    Polternde Schritte waren hinter der Tür zu hören. Eine Kette wurde gelöst. Und dann sprang die Tür auf. Ein riesiger Kerl stand da im Unterhemd. Er stank nach Erbrochenem und noch etwas anderem, zweifellos Alkoholischem. Moeller versuchte vergeblich zu erschnüffeln, ob es Maria Cron oder Wodka Gorbatschow war.
    "Was wollen Sie von mir?" dröhnte der Mann akzentschwer.
    Hinter ihm erschien eine kleine, etwas hilflos wirkende Frau in einem rosa Kittel.
    "Von Ihnen gar nichts", sagte Moeller.
    "Aber ich bin Ferdinand Sarow. Falsch geparkt habe ich nicht! Ich habe nämlich seit gestern kein Auto mehr!"
    "Wir wollen zu Ihrem Sohn", sagte Moeller ruhig. "Der heißt doch auch Ferdinand, oder?"
    "Was weiß ich, wie der heißt. Der ist ja so selten hier!"
    grunzte der Riese.
    Kann ich verstehen! dachte Moeller. Aber er verkniff sich eine Bemerkung.
    "Wenn Sie nichts dagegen haben, möchten wir uns gerne selbst überzeugen!" erklärte Moeller so sachlich wie möglich. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er, daß Simitsch unter seinem Jackett herumnestelte. Wahrscheinlich, um sich zu vergewissern, wo seine Dienstwaffe momentan ihren Sitz hatte. Dieser Angsthase! dachte Moeller.
    "Vielleicht zeigen Sie mir erstmal Ihren Ausweis!" grunzte Sarow.

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