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Der Killer wartet

Der Killer wartet

Titel: Der Killer wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Er rülpste ungeniert. "Da kann ja jeder kommen..."
    Moeller hielt ihm erst die Marke, dann den Ausweis unter die Nase.
    Sarow runzelte die Stirn.
    "Daß sind Sie, da auf dem Bild?"
    "Ich kann es selbst kaum glauben!"
    "Woll!"
    "Jetzt lassen Sie uns bitte rein."
    "Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl!"
    Moeller fluchte innerlich. Die Leute sehen zu viele Fernsehkrimis! ging es ihm grimmig durch den Kopf. Zwei-dreimal pro Abend werden dem Ottonormalkriminellen seine Rechte vorgelesen, kein Wunder, daß er glaubt, er könnte sich alles herausnehmen!
    Moeller atmete tief durch.
    Simitsch öffnete den Mund zu einer hochoffiziellen und sehr korrekten Belehrung.
    Sarow öffnete auch den Mund. Die Absicht war nicht ganz klar. Moeller hoffte, daß der Riesenkerl sich nicht gerade jetzt erbrechen mußte.
    Aber die kleine Frau im Hintergrund kam allen Anwesenden zuvor.
    "Jetzt laß sie rein, Ferdi!" sagte sie, noch akzentschwerer als ihr Mann. Der Tonfall war sehr bestimmt und erinnerte Moeller an den einer sowjetischen Volkskommissarin.
    Jedenfalls machte ihr Mann den Weg frei. Er grunzte irgend etwas Unverständliches vor sich hin, aber das war auch schon alles, was er ihr an Widerstand entgegensetzte.
    Die Waffen der Frauen! dachte Moeller sarkastisch.
    Er ging als erster in die Wohnung.
    Simitsch folgte und schien dabei vor allem die Sorge zu haben, daß sein gutes Jackett keinen Flecken bekam. Die Sorge war im übrigen nicht ganz unbegründet.
    "Was hat er denn wieder ausgefressen, der Junge?" wandte sich die zierliche Frau an Moeller.
    "Vielleicht gar nichts", erwiderte Moeller.
    Simitsch sagte: "Moeller, das unterliegt dem Datenschutz.
    Der Gesuchte ist über achtzehn, du kannst seiner Mutter nicht einfach..."
    "Ja, ja", sagte Moeller. Nervensäge! dachte er. Das Gesetz hatte seine Logik, der Datenschutz auch - und das Leben manchmal eben eine andere. Aber, weil Simitsch sich dieser Erkenntnis standhaft verschloß, waren seine dienstlichen Beurteilungen um Längen besser als die von Moeller und das widerum würde dazu führen, daß Simitsch irgendwann auf der Karriereleiter an Moeller vorbeiziehen würde. Das stand so fest wie das Amen in der Kirche. Moeller wußte es, aber er hatte auch nicht vor, irgend etwas zu tun, um den Dingen einen anderen Verlauf zu geben.
    Die Frau sah Moeller mit großen Augen an. Moeller wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht, die es irgendwie geschafft hatte, sich aus seinem Pferdeschwanz herauszustehlen.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah Moeller die zerfledderten Lüdenscheider Nachrichten auf dem Tisch. Der Brand bei Dörner war Thema Nummer eins. Die Bilder wirkten wie Werbeplakate für die digitalisierte Neufassung eines Films wie FLAMMENDES
    INFERNO.
    "Es geht um die Sache bei Dörner. Sie werden davon gehört haben."
    "Mein Sohn?" Ihr rutschten ein paar Worte auf Russisch heraus. Sie schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. "Ich habe es immer gewußt, es wird ein böses Ende nehmen. Alles wird ein böses Ende nehmen! Ich habe es immer gewußt! Hier gibt es keinen Gott nicht und keinen Glauben in diesem Land!"
    Ihr Mann ließ einen hörbaren Furz dazu. Aber wegen des schweren Aromas, daß in der Luft hing, war davon trotzdem nichts zu riechen.
    "Wir suchen ihn erstmal als Zeugen!" sagte Moeller. Er ging an der Frau vorbei, warf einen Blick in den Nachbarraum. "Wo ist das Zimmer Ihres Sohnes?"
    "Hier", sagte die Frau. "Warten Sie..." Sie ging voran.
    Moeller folgte ihr. Zusammen durchquerten sie ein unordentliches Wohnzimmer. An den Wänden kroch hier und da Schimmel empor. Frau Sarow öffnete eine Tür und machte Licht.
    Moeller blickte in eine Abstellkammer ohne Fenster. Einziger Inhalt war eine Matratze und ein Haufen von Kleidungsstücken.
    An die hintere Wand war mit schwarzer Farbe ein freundliches FUCK YOU! gesprüht worden.
    "Wo ist Ihr Sohn jetzt?" fragte Moeller.
    Die Frau im Kittel blickte zur Seite. Sie schielte nach ihrem Mann. Aber der schien ihr weit genug entfernt zu sein, so daß sie erstaunlicherweise an zu reden fing. "Er hängt mit seinen Freunden oft beim Bahnhof herum", sagte sie.
    "Ich danke Ihnen."
    "Herr Wachtmeister..."
    "Kommissar. Aber eigentlich heiße ich Moeller."
    Sie seufzte. Tränen rannen ihr über das blasse Gesicht.
    "Er ist eigentlich ein guter Junge!"
    Moeller sah sie nachdenklich an. In Gedanken hörte er John Coltrane die Melodie von NAIMA in sein Horn hauchen.
    Innerlich war er schon gar nicht mehr da. Nur sein Körper hatte irgendwie

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