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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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gezogen.
    Die Frau lächelte ihn dankbar an, setzte sich und griff nach seinem Arm. „Gott segne Sie. Ich bete oft für unsere Soldaten, damit der Allmächtige sie beschützt. Wie ist denn Ihr Name?“
    „Walter, Ma’am, und danke. Mir ist ein Gebet allemal lieber als ein Sitzplatz.“ Er lächelte über das ganze Gesicht, hob die Hand zu seinem Käppi und ging einen Schritt in Allies Richtung.
    Eine Uniform machte vielleicht noch keinen Gentleman, aber Freundlichkeit und gute Manieren schon. Allie war dankbar für die positiven Töne und den wohlklingenden Akkord, den das Verhalten des Mannes erzeugte.

Kapitel 2
    Hatte sie ihn gerade angelächelt? Die junge Frau mit den braunen Locken? Jawohl, das hatte sie. Walts Kehle wurde trocken.
    Die Frau richtete ihre sagenhaften grünen Augen auf ein kleines Mädchen und einen Jungen neben sich. Sie war also Mutter. Vergeben. Seine Atmung setzte wieder ein.
    Der Zug ruckte, ächzte und begann vorwärtszukriechen – Walts Lieblingsmoment. Einen Augenblick lang hatte er immer das Gefühl, die Lok würde es nicht schaffen. Doch dann griff die Kraft der Dampfkessel, die Geschwindigkeit nahm zu und der Zug rollte über die Schienen.
    Eine Frau im roten Kostüm sagte etwas zu der jungen Mutter mit den grünen Augen, deren Lächeln immer breiter wurde, je schneller der Zug fuhr. Bei dem Lächeln lohnte es sich für ihren Mann, öfter mal einen Witz zu erzählen.
    Der Junge neben der Rotgekleideten grinste Walt an. Die Zähne waren viel zu groß für sein Gesicht. „Sind Sie Pilot, Mister?“
    „Donnie, benimm dich.“
    „Ist schon okay.“ Walt lächelte zurück. „Na klar bin ich Pilot.“
    „Wow! Und? Schon ein paar Jagdflieger abgeschossen?“
    Walt lachte in sich hinein. „Hatte noch keine Gelegenheit dazu. Ich habe mein Pilotenabzeichen erst im April bekommen. Und seit letzter Woche ist die Ausbildung auf viermotorigen Bombern in Albuquerque vorbei.“
    „Toll!“ Donnie hüpfte auf seinem Sitz herum. „Viermotorig! B-17 oder B-24?“
    Der Kleine hatte Ahnung. „B-17, Fliegende Festung .“
    „Wirklich? Und wo fahren Sie hin?“
    „Hm. Kannst du ein Geheimnis für dich behalten? Feind hört mit, wenn du verstehst.“ Als der Junge mit großen Augen nickte, beugte sich Walt zu ihm herunter. „Wendover in Utah.“
    Der Kleine verzog enttäuscht das Gesicht und die beiden Frauen lachten. Walt stimmte mit ein. „Wir trainieren noch. Und wie steht’s bei dir, junger Mann? Wo geht die Reise hin?“
    „Nach Fresno. Wir sollen bei Oma und Opa wohnen. Papa wurde gerade eingezogen“, sagte Donnie stolz. „Eines Tages werde ich auch Kampfpilot.“ Mit der Hand ahmte er sausend und ratternd einen Kampfflieger nach. Der kleine Junge ihm gegenüber stimmte sofort mit ein. Donnies Mutter ermahnte beide, ruhig zu sein.
    Walt hockte sich neben den Sitz und sofort bombardierten die Jungs ihn mit Fragen. Wenn Frauen sich doch nur für Flugzeuge interessieren würden. Diese zwei Damen zeigten Interesse, aber aufgrund ihrer Söhne hatten sie ja auch keine Wahl.
    Der Zug fuhr durch die mit Steppenläufern und Josuabäumen getüpfelte Einöde und passierte Palmdale und Lancaster. Als sie an Mojave ganz in der Nähe der Muroc Army Air Base vorbeifuhren, stand Walt auf, um sich die eingeschlafenen Beine zu vertreten. Dabei überprüfte er das Kleingeld in seiner Hosentasche. „Wer hat Lust auf eine Cola?“
    „Ich! Kann ich ...“ Donnie warf einen Blick auf seine Mutter. „ Darf ich mitgehen, bitte?“
    „Ja, mein Schatz. Und nimm Lonnie mit.“
    Der Junge auf der anderen Seite hüpfte von seinem Sitz und Walt führte die beiden den Gang hinunter. Sie waren Brüder? Dann gehörte also nur das kleine Mädchen zu den sagenhaften grünen Augen.
    Walt bezahlte die Getränke mit seinen letzten Münzen. Dann wankten sie gemeinsam durch das Meer der Uniformen. Als sie zurückkamen, fanden sie die junge Mutter mit den grünen Augen allein vor – mit dem Baby der Rotgekleideten im Arm.
    „Du musst mit Connie teilen“, sagte Donnie zu seinem Bruder.
    „Nö. Sie ist ja gar nicht da.“
    Durch den Zug ging ein Ruck. Walt griff nach der Sitzlehne und sah die junge Dame verwirrt an. Wer war Connie? Das kleine Mädchen? Aber ...
    „Sie ist mit ihrer Mama auf der Toilette. Und ich soll die kleine Bonnie halten. Ist sie nicht süß?“
    Sie war überhaupt keine Mutter. Und einen Ring trug sie auch nicht. Schnell, er musste etwas sagen, bevor die Starre wieder einsetzte. „Augenblick.

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