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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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nach der sich Allie immer sehnte. „Nicht wahr? Er ist ein feiner junger Mann. Und er wird dich sehr glücklich machen.“
    Glücklich? Baxter Hicks würde ihren Traum von der Liebe niemals erfüllen können. Aber er konnte ihr eine Familie schenken, so Gott wollte, und das sollte sie zufriedenstellen. Außerdem war diese Heirat das Beste für ihre Eltern, für Baxter und für sie selbst. Opfer mussten gebracht werden ... und es waren ja letztlich nur Träume.
    Warum sehnte sich ihr Herz dann so nach der fehlenden Melodie?
    * * *
    Lieutenant Walter Novak lehnte an der Wand in der Union Station und hatte einen Fuß auf seinem Seesack abgestellt. Durch die wollene Uniformjacke spürte er die Kühle der Steine. Ein gutes Gefühl. Fast so gut wie die Matratze letzte Nacht bei Frank Kilpatrick, seinem besten Freund beim 306. Bombergeschwader. Das war jetzt sein letzter Heimaturlaub – zehn gute Nächte und dreißig gute Mahlzeiten, und dann ging es zurück zum Stützpunkt und an die Front. Endlich konnte er seine Talente als Pilot einsetzen und etwas Sinnvolles tun.
    Walt warf einen Blick in sein Lunchpaket. Eileen hatte ihm extra ein Sandwich mit Hühnchen und Salat gemacht. Dabei hatte sie zum ersten Mal seit drei Monaten ihren Mann wieder bei sich, dazu noch drei laute Jungs und einen dicken Bauch mit einem weiteren Kilpatrick darin.
    Vorsichtig holte Walt das Beste aus dem Lunchpaket – eine Apfelsine direkt vom Baum der Kilpatricks: groß, glänzend und randvoll mit süßem Saft. Er küsste die Orangenhaut, die sich genauso knotig anfühlte wie seine lederne Fliegerjacke. „Hallo, mein Schätzchen.“ Um diese Beute zu machen, war er extra auf eine Leiter gestiegen und hatte Dutzende von weniger schönen Orangen in Armreichweite hängen lassen. Frank hatte ihn einen Dickkopf genannt.
    Walt lächelte vor sich hin. „Ich bin nicht dickköpfig, Frank. Nur ausdauernd“, hatte er erwidert. Nach einem ganzen Jahr Armeekost sehnte er sich nach frischem Obst. Als sie noch Kinder gewesen waren, hatten seine zwei älteren Brüder und er oft auf der Wiese gelegen und so viele Nektarinen gegessen, bis Mom geschimpft hatte, sie sollten wenigstens ein paar für die Marmelade übrig lassen. Pflaumen hatten sie immer, schon kurz bevor sie reif waren, vom Baum geholt. Hinterher waren natürlich stets die Vögel schuld gewesen.
    Eine Lautsprecherstimme nuschelte irgendetwas vom Daylight. Walt ließ die Apfelsine zurück in die Papiertüte plumpsen, warf sich den Seesack über die Schulter und arbeitete sich durch die Halle vor, die so groß wie ein Hangar war und in der es von Soldaten nur so wimmelte. Auf dem Bahnsteig verzog sich gerade eine große Dampfwolke und gab den Blick auf den schwarzen San Joaquin Daylight mit seinen roten und orangefarbenen Streifen frei. Falscher Alarm, der Zug war noch nicht so weit.
    Walt zügelte seine Aufregung, gab den Seesack beim Gepäckwagen ab und zog sein Käppi fest über die nervige Locke, die ihm immer wieder in die Stirn fiel. Dann schlenderte er zurück und ging zu einem Zeitungskiosk, um sich die Zeitschriften anzugucken. Wenn er sich die aktuelle Time kaufte, reichte sein Geld gerade noch für das Trinkgeld für die Schaffner und ein paar Flaschen Cola unterwegs.
    Am Ende der Schlange stand eine hübsche Blondine in einem blauen Kleid. Ihr Blick verweilte auf dem silbernen Fliegerabzeichen an Walts Brust und den goldenen Schulterstücken des Second Lieutenants. Ein verheißungsvolles Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
    Walts Kehle verkrampfte sich. Sein ganzer Körper erstarrte. Er hätte selbst dann keinen Ton herausgebracht, wenn ihm etwas eingefallen wäre, was er hätte sagen können. Aber ihm fiel nichts ein. Und deswegen küsste er wohl nur Apfelsinen.
    Frank Kilpatrick, der schneller Freunde gewann, als man gucken konnte, konnte das nicht verstehen, aber für Walt gab es nur zwei Kategorien von Frauen: Die einen waren vergeben und die anderen nicht. Und vor denen, die nicht vergeben waren, hatte Walt mehr Angst als vor einem Kolbenklemmer beim Start.
    Der Blick der jungen Frau wanderte hoch zu Walts Gesicht. Einer ihrer Nasenflügel flackerte kurz, dann sah sie weg. Er wusste genau, was sie entdeckt hatte: seine Hamsterbäckchen und die Nase der Novaks, die wie ein auf den Kopf gestellter Drache aussah. Oh ja, ledige Frauen waren eine Klasse für sich. Sie waren auf der Jagd, musterten einen und fällten dann ihr Urteil. Und er fiel immer durch.
    * * *
    Allie trat aus der

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