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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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wie Ray und Jack. Jack hat es natürlich auch noch bis zum Captain gebracht.“
    Natürlich. Immer um eine Nasenlänge voraus.
    „Du meine Güte.“ Seine Mutter legte die Hände um seine Schultern. „Kaum zu glauben, dass du mein kleiner Junge bist. Jedes Mal, wenn ich dich sehe, bist du wieder größer geworden. Und deine Schultern werden immer breiter.“
    Walt brummte verlegen und war froh, dass seine Reisebegleitung außer Hörweite war. „Ich hole schnell meine Tasche, und dann kann’s losgehen. Was gibt’s zu essen?“
    „Nicht so schnell, junger Mann.“ Seine Mutter hielt Walt am Arm fest. „Bettys Freundin aus dem College war auch in deinem Zug. Und die Jamisons haben uns gebeten, sie in Empfang zu nehmen.“
    Die grünen Augen? Konnte das sein? Er sah zur Telefonzelle.
    Genau in diesem Moment steckte sie den Kopf heraus. Den Hörer hatte sie zwischen Kopf und Schulter geklemmt. „Verzeihung, Lieutenant. Heißen Sie Walter Novak?“
    Er nickte. Plötzlich war seine Zunge trocken. Sie würde bei der Hochzeit dabei sein. Er würde sie die ganze Woche sehen.
    Sie sagte noch etwas in den Hörer, hängte dann ein und kam auf ihn zu. Er musste jetzt etwas sagen. Irgendwas. Er zwang sich zu einem Lächeln. „Sie suchen wohl Ihren Abholdienst?“
    „Ähm, ja. Ich, also, Betty ...“ Sie zeigte auf die Telefonzelle.
    Plötzlich verspürte Walt das dringende Bedürfnis, ihre Nervosität zu lindern, und seine erstarrten Muskeln schmolzen. „Lassen Sie mich raten. Betty hat es sich anders überlegt, aber vergessen, Ihnen Bescheid zu sagen.“
    „Ja, genau.“ Ein Windstoß wehte ihr eine braune Locke ins Gesicht und sie steckte sie zurück. „So schlau, wie Betty ist ...“
    „Ist sie manchmal ein echter Schussel.“
    Sie lachten gemeinsam und ein eigenartiges, warmes Gefühl kroch in Walt hoch. Er hoffte, dass das nicht das letzte Mal sein würde.
    „Sie müssen Allie Miller sein.“ Sein Vater gab ihr die Hand. „Ich heiße John Novak und das ist meine Frau Edith. Walter haben Sie schon kennengelernt?“
    „Ja.“ Walt traf ein Seitenblick. „Wir saßen sogar im Zug nebeneinander.“
    „Aber wir wussten noch nicht, wer der andere ist ... war ... also, ich wusste nicht, wer sie ist, und andersherum.“
    „Na dann mal los.“ Walts Mom hakte sich bei Allie ein. „Pastor Novak kümmert sich um Ihr Gepäck. Du meine Güte, Betty hat so viel von Ihnen erzählt, dass ich das Gefühl habe, wir sind schon alte Bekannte.“
    Walt folgte seinem Vater und holte seinen Seesack. Allie Miller. Stimmt, Betty erzählte öfter von ihr, aber Betty erzählte den ganzen Tag von irgendwelchen Leuten. Jetzt wünschte er sich, er hätte besser aufgepasst. Dann wüsste er jetzt zum Beispiel, ob Allie Miller einen Freund hatte. Wieso konnte er sich an ein so wichtiges Detail am wenigsten erinnern? Na ja. Wenn sie einen Freund hatte, würde er das schon bald herausfinden.
    Sein Vater und er kehrten mit dem Gepäck zu den Frauen zurück und Walt lächelte die junge Dame neben sich an. Er hatte sich auf diesen Heimaturlaub seit Monaten gefreut: auf die Familie, seine Freunde und so viel Obst, wie er verdrücken konnte.
    Und jetzt könnte das die beste Woche seines Lebens werden.

Kapitel 3
    Antioch, Kalifornien
    Dienstag, 23. Juni 1942
    Allie hatte schon von harten Unwettern gehört, aber mit Betty Jamison war es wie im Zentrum eines Gewitters. Ihre Füße taten weh, ihr Kopf tat weh, und ihr Ellbogen schmerzte von all den Ecken, um die Betty sie herumgezogen hatte. „Ich weiß nicht, wie ich mir all diese Namen merken soll.“
    Dorothy Carlisle, ein Mädchen, das große Ähnlichkeit mit einem braungefiederten Spatz hatte, guckte hinter Bettys anderer Seite hervor. „Ich erwarte jedenfalls nicht, dass du die ganze Besetzung hier parat hast. Über Bettys Freundinnen vom College habe ich nämlich auch keinen Überblick.“
    Bettys Lächeln schob ihre rundlichen Wangen nach oben. „Ihr zwei seid mir vielleicht ein paar Stubenhocker. Wieso mag ich euch nur so sehr?“
    Allie drückte Bettys Arm. „Weil wir dich so sehr ausbremsen, dass du auch mal zum Denken kommst.“
    „Ach, ich kann Denken nicht ausstehen. Das stiehlt einem nur die Zeit zum Spaßhaben. Und Spaß werden wir diese Woche jede Menge haben! Ich habe mir für jeden Tag etwas ausgedacht.“ Betty bog so schwungvoll um die nächste Ecke, dass Allie beinah rennen musste, um Schritt zu halten. „So, hier ist Endstation für heute. Wir sind ein bisschen zu früh

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