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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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getroffen war, war es ihm erstaunlich leichtgefallen.
    Dieser Gangster war in einem halben Dutzend Mordfälle der Hauptverdächtige und in so viele verschiedene kriminelle Machenschaften verstrickt gewesen, dass er wie eine dicke Spinne im Netz der Verderbtheit hockte. Zwar brachte Nick ihm den Tod ins Haus, doch es bestand kein Zweifel, dass Ortiz diesen Weg schon als bösartiges Kind eingeschlagen hatte. Nick hatte das Ganze nur ein wenig beschleunigt.
    Manche Leute verdienten den Tod. Manche Leute mussten vom Antlitz dieser Erde entfernt werden.
    Ortiz hatte es verdient, dass ihm das Gehirn aus seinem niederträchtigen Schädel geschmettert wurde.
    Inzwischen erschien ihm alles so wunderbar logisch. Seltsam, dass er nie begriffen hatte, wie befreiend Gewalt und Rache auf eine gequälte Seele wirken konnten.
    Bis vor zwei Monaten hatte Nick nie auch nur ein Knöllchen bekommen. Hatte, soweit ihm bekannt, nie das Gesetz gebrochen. Ganz gewiss war er vorher nie bei jemandem eingebrochen und hatte ihm eine Pistole an die Stirn gedrückt, während der gerade auf dem Lokus saß.
    Darüber musste er beinahe lachen … Ortiz’ Gesichtsausdruck, als er einen kalten Pistolenlauf an seiner Schläfe spürte. Der dumme Wichser hörte ihn wegen der lauten Rapmusik, die aus seinen Ohrstöpsel plärrte, nicht einmal kommen. Er war ganz schockiert, als Nick ihm mit einer Brechstange aus seiner eigenen Garage gegen den Hinterkopf klopfte, um ihn zu überzeugen, dass es ihm ernst war, und fügte sich dann schnell der Aufforderung, sich selbst Handschellen anzulegen. Wie die meisten Schlägertypen war er tief in seinem Inneren ein Feigling. Das hatte Nick von Anfang an gewusst. Er hatte seine Hausaufgaben gemacht …
    Was nicht sehr einfach war, nicht mit diesem verfluchten Gerät in seinem Kopf, das jede Sekunde seines Tages aufzeichnete. Dieses Experiment, an dem er teilnahm, machte alles so kompliziert, mit seinen zufälligen wöchentlichen Uploads und seiner vorgeschriebenen vierzehntägigen Datenspeicherung. Als er vor einem Jahr eingewilligt hatte, hätte er sich nicht im Entferntesten vorstellen können, dass sein Leben eine solche Wendung nehmen würde, hätte sich nicht träumen lassen, dass er Verbrechen begehen würde, die er früher als absolut undenkbar betrachtet hatte.
    Doch manche Dinge änderten sich. Perspektiven änderten sich. Menschliche Triebe – der Drang nach Rache – ließen sich nicht unterdrücken. Während er früher wahrscheinlich lediglich getrauert und innerlich gegrollt hätte, tobte nun ein Teufel in ihm, und er war nicht gewillt, das hier auf sich beruhen zu lassen. Oder die Verantwortlichen ungeschoren davonkommen zu lassen.
    Als seine Welt aus ihrer Bahn geraten war, hatte er gemerkt, dass das Einzige, was ihm Genugtuung verschaffen könnte, eine Strafe für die Schuldigen war und möglichst viel öffentliche Aufmerksamkeit für seine Trauer. Da hatte Nick überlegt, ob er sich vom OEP -Experiment ausschließen lassen sollte. Das war jedoch unmöglich gewesen. Er hatte von Anfang an gewusst, dass das Risiko einer Erblindung hoch war, wenn das Gerät entfernt wurde. Er hatte sich lebenslang verpflichtet, und das Geld, das seine Frau und er seitdem eingesackt hatten, war in dem Versuch ausgegeben worden, das zu bewältigen, was ihrer Familie zugestoßen war. Es hatte keinen Ausweg gegeben.
    Er hatte gleich zu Beginn gewusst, dass er bei seinen Nachforschungen äußerst vorsichtig vorgehen musste und in Zukunft, wenn wegen seiner Verbrechen ermittelt würde, alle erhältlichen Daten von jedem OEP -Probanden genau untersucht würden. Sie würden seine visuellen Erinnerungen jeweils eines kompletten Tages pro Woche auf ihrem Zentralrechner liegen haben. Er hatte es ein wenig verschleiern müssen, dass er in den letzten Monaten zu bestimmten Vorfällen und Personen recherchiert hatte.
    Zunächst hatte er versucht, so viel wie möglich auf akustischem Wege in Erfahrung zu bringen. Zwar konnte er nicht viele Artikel, Forumseinträge oder Dokumente lesen, aus Angst, dass ihm das später das Genick brechen würde. Doch es gab eine Menge Internetsites, die Hör-Abos für Nachrichtenportale anboten. Was er nicht selbst lesen konnte, ließ er sich vorlesen, und über einen Dienst, der für Blinde gedacht war, konnte er sich stundenlang anhören, was andere wahrscheinlich für Musik hielten und stattdessen reine Informationen waren.
    Aber da er wusste, dass er tiefer graben musste, dass er nicht nur lesen,

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