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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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sondern auch bestimmte Orte aufsuchen musste, fand er irgendwann eine andere Lösung. Es dauerte ein bisschen – diese Wissenschaftler verstanden ihr Handwerk –, doch er fand einen Weg, ihr System auszutricksen. Zuerst berechnete er die Wahrscheinlichkeiten, welche 24-Stunden-Periode pro Woche er wohl zum Server würde hochladen müssen. Es war immer ein anderer Tag, der zufällig ausgewählt wurde, vermutlich von einem automatischen Programm. Die Chancen standen lediglich eins zu sechs, dass die Wahl auf einen Tag fiel, den er verstecken wollte, und fielen somit bereits zu seinen Gunsten aus.
    Das hatte ihm nicht gereicht.
    Er war peinlich genau organisiert – seine Frau bezeichnete ihn als Ordnungsfanatiker –, und von Anfang an hatte er jedes Element dieses Experiments genau aufgezeichnet. Als er diese Aufzeichnungen durchgegangen war, hatte er ein Muster entdeckt und herausbekommen, welche Tage die sichersten waren, also am unwahrscheinlichsten eingefordert werden würden.
    In sechs der vergangenen sieben Wochen hatte er richtig geraten.
    Die eine falsche Vorhersage hatte ihn in Panik versetzt, obwohl er an diesem Tag nichts Belastendes getan hatte. Man sah bloß einen stinknormalen Mann mittleren Alters bei der Arbeit, der nach Hause kam, in seiner Werkstatt herumbastelte, seine Frau zum Abendessen ausführte und fernschaute. Dennoch wusste er nun, dass immer eine
Chance
bestand, dass er sich wieder vertat, und setzte seine Nachforschungen noch heimlicher fort. Er war nicht so dumm, zu glauben, dass sie nicht zusätzlich zu dem sichtbaren noch irgendeinen anderen Identifikationscode in jedem Bild einbauen würden, und er wusste, dass er den nie richtig würde ändern können. Daher hatte er sich das Nächstbeste einfallen lassen.
    »Nächte vertauschen«, murmelte er, griff in seine Tasche und holte ein Pfefferminzkaugummi heraus. Vor Kurzem hatte er mit dem Rauchen aufgehört und war jetzt auf Kaugummis angewiesen, um seinen Mund beschäftigt zu halten. »Alle wissen, dass du jede einzelne Nacht in der Woche schläfst wie ein Baby.«
    Ja, auch wenn es nicht die perfekte Lösung war und einer genaueren Untersuchung niemals standhalten würde, hatte er herausgefunden, wie er Bilder von seinem Schlaf über andere, bei denen er wach gewesen war, legen konnte. Besser ging es nicht. Jeder, der sich die Zeichenzeile genau anschaute, würde merken, dass etwas nicht stimmte, wenn sich das Datum änderte, sodass auffiel, dass die Bilder in der falschen Reihenfolge waren. Aber warum sollten sie nachschauen? Wie viel Aufmerksamkeit würde jemand sieben Stunden Schwärze hinter geschlossenen Augen am Stück schon schenken … wenn es keinen besonderen Grund dazu gab?
    »Nick? Schatz, bist du bald fertig?«, rief eine Stimme. Seine Frau klopfte, aber sie betrat seine Werkstatt in der Garage nicht.
    »Bin noch am Arbeiten«, rief er zurück. Seit Tagen bereitete er seine Alibigeschichte vor und beschwerte sich regelmäßig über die Macken seines alten Laptops, von dem seine Frau behauptete, er würde nur noch von Klebeband zusammengehalten.
    »Geht es voran?«
    Er ließ ein frustriertes Stöhnen hören. »Nicht mehr lang, und ich bearbeite das Ding mit einem Vorschlaghammer!«
    Sie lachte, blieb aber draußen. In seine »Männerhöhle«, wie sie es nannte, würde sie niemals eindringen. Ihr war das saubere, sorgfältig dekorierte Haus viel lieber, wo dunkle, hässliche Dinge sich so selten einschlichen.
    Selten. Nicht niemals.
    Er gestattete sich einen kurzen Blick auf das gerahmte Foto an der Wand. Sein ganzer Körper versteifte sich, wie immer, und er bekam einen Knoten im Hals, doch er riss den Blick wieder los. Es brachte nichts, die Augen auf dem Grund für all das ruhen zu lassen.
    »Sie werden dafür bezahlen. Sie werden
alle
dafür bezahlen.«
    »Was sagst du, Schatz?«
    Er blinzelte die Tränen in seinen Augen fort, bevor er antwortete. »Nichts, hab nur mit mir selbst geredet!«
    »Na gut. Komm rein, wenn du dein brillantes Selbstgespräch beendet hast, dann koche ich uns was zu Mittag.«
    Er lächelte über ihren kessen Tonfall – sie war heute ausnahmsweise einmal guter Laune. »Mach ich!«
    »Und vergiss nicht, Skipper sein Geschäft machen zu lassen, bevor du ihn wieder mit ins Haus bringst.«
    Geistesabwesend kraulte er den Golden Retriever, der neben seinem Stuhl schlief, hinterm Ohr. »Ist gut, Schatz. Noch eine halbe Stunde, mehr nicht.«
    Eine halbe Stunde. Das sollte reichen. Er musste für die

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