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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Beobachter war, der erst hinterher an den Tatort kam«, fuhr Dr. Tate beinahe hoffnungsvoll fort. »Wir haben kein einziges Mal gesehen, dass er tatsächlich irgendwas
gemacht
hat.«
    Ronnie hatte Verständnis dafür, dass er sein Baby, sein Projekt, nicht von einem so abscheulichen Menschen beflecken lassen wollte. Aber seine Theorie klang ziemlich unrealistisch. Das Zittern in seiner Stimme verriet, dass ihm das selbst klar war, und zum ersten Mal sah sie ihn nicht bloß als das freundliche alte Genie, sondern als einen älteren Herrn, der unter ungeheurem Druck stand und verzweifelt versuchte, seinen Traum zu schützen.
    »Es tut mir leid, Sir«, sagte Jeremy mit sanftem, verständnisvollem Tonfall, »das würde ich auch gern glauben. Aber wir müssen realistisch bleiben. Überlegen Sie mal, was er als unschuldiger Beobachter alles hätte tun müssen: Er hätte den Tatort finden müssen, ohne selbst getötet zu werden. Dann hätte er aus irgendeinem Grund blutverschmierte Handschuhe und einen besudelten Schlagring überstreifen und aufmerksam jede Wunde eines grausam ermordeten Mannes betrachten müssen. Und schließlich hätte er sich dazu entscheiden müssen, nicht die Behörden oder uns zu kontaktieren und seine Back-ups als Beweismittel anzubieten, sondern stattdessen seine Bilder noch einmal auf einem anderen Bildschirm abzuspielen, seine Identität geheim zu halten und uns höhnische Nachrichten zu schicken.«
    Das ergab absolut keinen Sinn.
    Dennoch zögerte Tate. Dann machte er einen letzten Versuch, den unerschütterlichen Advocatus Diaboli zu spielen. »Also gut. Unschuldiger Beobachter ist weit hergeholt. Vielleicht war er jedoch bloß ein unwissentlicher Partner, in dessen Macht es nicht stand, dem eigentlichen Mörder zu entkommen. Möglicherweise hat er das Verbrechen nicht begangen. Und jetzt will er uns helfen, es aufzuklären, ohne den echten Mörder zu warnen, aus Angst, dass er sich gegen ihn richtet.«
    Na gut, das war immerhin ein mögliches Szenario, wenn auch bloß eine reine Spekulation, die sich auf hauchdünnem Eis bewegte. Ebenso gut war es möglich, dass Ronnie morgen auf ihr Rubbellos schaute und feststellte, dass sie eine Million Mäuse gewonnen hatte. Aber sehr wahrscheinlich war das nicht.
    Nein, sie würde alles darauf wetten, dass in dieser Folterkammer niemand sonst gewesen war außer dem Opfer, Ortiz, und demjenigen, dessen Augen das Ergebnis dieser Folter erfasst hatten: seinem Scharfrichter.
    Jetzt war sie an der Reihe, Tate zu überzeugen. »Sir, Ihnen ist doch klar, dass auch
wenn
er diesen Mann nicht selbst umgebracht hat, sondern sein Komplize die Brechstange und den Schlagring geschwungen und er lediglich zugeschaut hat, er dennoch ein Mittäter ist und sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht hat. Jedes Gericht im Land würde ihn verurteilen.«
    Nach einem langen, bleiernen Schweigen, während dessen Dr. Cavanaugh aufstand, zu ihrem Chef hinüberging und ihm über die Schultern strich, rang er sich schließlich ein zögerliches Nicken ab.
    »Ja«, sagte Tate und rieb sich sichtlich erschöpft die Augen. »Ich weiß, dass ich nach Strohhalmen angele, Detective. Glauben Sie mir, normalerweise bin ich viel pragmatischer.«
    »Sie haben ein gutes Herz, Sir«, sagte sie. »Wie Special Agent Sykes schon gesagt hat, Gutgläubigkeit ist eine seltene Eigenschaft, und ganz abgesehen davon auch eine gute.«
    »Danke. Mir missfällt einfach der Gedanke, dass wir jemanden so grundfalsch eingeschätzt und ihn an unserem Projekt haben teilhaben lassen.«
    Dr. Cavanaugh wirkte ebenso traurig, obwohl sie versuchte, den alten Herrn aufzumuntern. »Sie wussten das nicht, Phineas.
Keiner
von uns wusste das. Wir würden es auf jeden Fall ändern, wenn das ginge, aber jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als daraus zu lernen und zukünftig vorsichtiger zu sein. Sobald dieser Mann gefasst ist, finden wir vielleicht irgendwelche Trigger, irgendwelche Hinweise, die wir bei der Hintergrundprüfung übersehen haben.«
    »Ja, Sie haben vermutlich recht«, sagte Tate mit einem schweren Seufzer. »Wir werden sie ganz sicher nicht noch einmal übersehen, das kann ich Ihnen versprechen. Das Optical-Evidence-Gerät ist viel zu wichtig, um das ganze Programm scheitern zu lassen, weil irgendwelche Perverslinge involviert sind. Ein schwarzes Schaf kann mich nicht davon abbringen, es lässt mich lediglich umso entschlossener weiterarbeiten.«
    Mit jedem Wort gewann seine Stimme an Festigkeit, und

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