Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
Vom Netzwerk:
sein spitzes Kinn reckte sich ein wenig nach vorn. Ronnie und Jeremy lächelten einander erleichtert zu. Anscheinend akzeptierte Dr. Tate allmählich die Tatsache, dass seine Gipfelleistung vielleicht bald ein wenig durch den Dreck gezogen werden würde, und zwar durch eine Mordermittlung. Wenn er sich quergestellt hätte, hätte er ihre Arbeit massiv behindern können, selbst wenn er sich nur weigerte, ihre Zuteilung zu diesem Fall zu unterstützen.
    »Dieser Mörder – Ted oder David oder wie auch immer – ist mein Proband.
Meiner!
« Tates ganzer Körper straffte sich, und er schüttelte Dr. Cavanaughs tröstende Hand ab. »Und ich will, dass er gefunden wird. Koste es, was es wolle. Finden Sie ihn, und halten Sie ihn auf. Bevor er noch einmal zuschlägt.«
    »Das werden wir«, erwiderte Ronnie voller Zuversicht. Bei ihrer zweiten OEP -Ermittlung würde sie garantiert nicht scheitern. Sie würden diesen Kerl finden, was immer sie dafür tun mussten.
    Und es lag auf der Hand, wo sie anfangen würden. Das war nicht besonders schön, es würde auch nicht besonders viel Spaß machen, und in diesem Fall würde es wohl geradezu schmerzlich grausam werden, aber sie musste in diese Bilderwelt eintreten und nach jedem noch so winzigen Hinweis Ausschau halten, den sie vielleicht übersehen hatten. »Dr. Cavanaugh, wenn Sie alles vorbereiten könnten, dann gehen wir jetzt mal durchs Tor zur Vergangenheit.«
    Sie fragte sich nur, was wohl schlimmer war … der Blick durch die Augen des Opfers? Oder der Blick durch die Augen eines Verrückten, der gerade jemanden brutal zu Tode geprügelt hatte?

4
    Nick wurde nicht gerne zum Mörder.
    Entgegen allem, was die Leute womöglich dachten – zum Beispiel diese Ermittler, denen er von seinem
Zusammentreffen
mit Angelo Ortiz in Kalifornien geschrieben hatte –, hätte er nie gedacht, dass er jemals in seinem Leben mehrere Morde planen und durchführen würde.
    Doch genau das hatte er getan.
    Die Weichen waren gestellt, und nun gab es kein Zurück mehr. Er hatte sich völlig einer Sache verschrieben, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu seiner Ächtung und seinem Tod führen würde, nachdem er solch schreckliche, grausame Verbrechen in zwei verschiedenen Städten begangen hatte.
    Das erste: Chicago, abends an Thanksgiving. Es war zu verlockend gewesen, geradezu schicksalhaft. Er und seine Frau hatten ohnehin geplant, in jener Woche dort hinzufahren – er selbst aus beruflichen Gründen, und seine Frau hatte ihn begleiten wollen, damit sie diesen ersten Feiertag am Ende des Jahres nicht in einem Haus voller Trauer verbrachten. Eins seiner Zielobjekte wohnte genau in der Windy City. Das konnte nur Vorhersehung sein.
    Das böse, grausame Wesen dieses Zielobjekts hatte nicht ganz so offen auf der Hand gelegen wie bei Ortiz, dem Drogenboss. Die Örtlichkeit war nicht gerade ideal gewesen, und die unschuldigen Opfer … sehr bedauerlich.
    Beim Gedanken daran zuckte er zusammen, dann verdrängte er die Bilder rasch.
    Vielleicht war er deswegen dort viel schneller, viel weniger blutig vorgegangen. Vielleicht hatte er auch aus diesem Grund bisher keinen Beweis für diesen Mord an die Behörden geschickt, sondern sich stattdessen dafür entschieden, die Dinge mit der Ortiz-Datei ins Rollen zu bringen.
    Er sagte sich, der Mord in Kalifornien würde mehr spektakuläre Bilder hergeben. Doch in Wahrheit war Nick immer noch zu Schamgefühlen fähig. Angesichts dessen, was in diesem einst so beschaulichen Heim der Chicagoer Familie geschehen war, und der Auswirkungen, die sein Verbrechen auf das Leben weiterer Menschen haben würde, schämte er sich tatsächlich. Nicht so sehr, dass er es aufrichtig bereute, da sein Zielobjekt den Tod eindeutig verdient hatte; doch eine gewisse Scham verspürte er.
    Was Ortiz anging? Tja, in diesem Fall war es eine Freude gewesen, einen brutalen, grausamen, kaltblütigen Mord an einem unbewaffneten, festgeschnürten Wesen zu begehen.
    Wesen. Nicht Opfer. Nicht einmal Mensch. Für ihn war Ortiz nichts dergleichen.
    Küchenschabe. Raubtier. Ausbeuter von Unschuldigen. Lebenszerstörer. Das passte besser.
    Jemandem solche Schmerzen zuzufügen, selbst einem Stück Müll wie Ortiz, hätte ihn wenigstens einen Augenblick zögern, hätte Reue oder Zweifel aufkommen lassen sollen. Vorher hatte er genau das erwartet. Doch nach dem ersten Hieb, als die Metallstange mit einem Geräusch, das rechtschaffener nicht klingen konnte, auf dessen nacktes Knie

Weitere Kostenlose Bücher