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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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konterte er.
    Sie errötete. »Nein. Ich hatte Angelo nie sonderlich gern – er war der reinste Tyrann –, aber ich wollte ganz bestimmt nicht, dass ihn irgendwer umbringt. Mama ist auch echt fertig.«
    »Wir würden gern mit ihr sprechen. Und vielleicht mit einigen von Angelos … Mitarbeitern.«
    »Sie wird nicht mit Ihnen reden wollen. Sie glaubt, die Bullen hätten Angelo auf dem Kieker gehabt und ihn umbringen lassen.«
    Ronnie konnte nicht ausschließen, dass die Mutter des Opfers damit richtiglag. Es gab jedenfalls einige Bullen mit OEP -Implantat. »Wir wollen wirklich herausfinden, wer Ihren Bruder getötet hat. Ich bin sicher, dass Ihre Mutter das auch möchte, egal wer es letztendlich war. Vermutlich wollen Sie beide, dass Angelo Gerechtigkeit widerfährt.«
    »Für Ricky und Danny will ich Gerechtigkeit«, gab sie vehement zurück. »Sie waren nicht wie Angelo. Sie waren einfach nur dumm, wollten Spaß haben und sind meinem Bruder aus einer verdrehten Form von Heldenverehrung heraus nachgelaufen, weil er der älteste Cousin war. Sie wären noch am Leben, wenn Angelo sie nicht in diese Scheiße mit reingezogen hätte.«
    Die Wachen waren seine Cousins. Das hatte Ronnie nicht gewusst.
    »Waren die beiden Cousins – wie hießen sie noch mal?«
    »Danny und Ricky.«
    »Waren Danny und Ricky Brüder?«
    »Ja. Ihre Mutter war die Schwester meines Vaters. Er hat ihnen geholfen, von Venezuela hierherzukommen, als sie vor zehn Jahren gestorben ist.«
    »Auf legalem Wege?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Meinen Sie, Ihr Vater würde sich mit uns unterhalten?«, fragte Sykes.
    Sie schüttelte den Kopf. »Er ist vor einer Weile gestorben. Seither war Angelo der Mann in der Familie.« Sie grinste spöttisch. »Ein tolles Vorbild. Aber Mama will kein schlechtes Wort über ihn hören.«
    »Meinen Sie, Sie könnten sie dazu überreden, sich mit uns zu unterhalten?«
    »Könnte klappen, wenn ich ihr sage, dass Sie nicht vom L.A.P.D. kommen. Sie hasst diese Brutalos.«
    »Das wäre uns eine große Hilfe.«
    Sie betrachtete nachdenklich ihre Uniformen. »Die Polizei von Washington D.C. und das FBI . Ich muss wohl nicht fragen, warum Sie wegen des Mordes an meinem Bruder ermitteln.«
    »Ach nein?«, fragte Ronnie.
    »Sowohl auf diesem wie auch auf dem südlichen Kontinent waren Leute hinter ihm her. Angelo war sozusagen ein multinationales Unternehmen.«
    Interessant, aber für Ronnie nicht unbedingt von Bedeutung. Sie wusste, dass sein Mörder am OEP teilnahm. Und jeder einzelne der fünftausend Testpersonen war ein gründlich überprüfter US -Amerikaner. Der Mörder war kein Ausländer gewesen.
    »Ich könnte Sie wohl schon mit zu Mama nehmen und sie bitten, mit Ihnen zu reden.« Ein provokanter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Zumindest wenn ich mitnehmen darf, wofür ich hergekommen bin.«
    Ronnie und Sykes wechselten einen raschen Blick. Viele Scheine steckten nicht in dem Bündel – vermutlich nicht mehr als ein paar Tausend Mäuse. Ihres Wissens hätte Ortiz es auch legal verdienen können. Als Zeitungsjunge zum Beispiel.
    Ronnie nickte ihm nahezu unmerklich zu.
    »Also gut, Ms Ortiz«, sagte Sykes. »Wie es aussieht, haben wir eine Abmachung.«
    Offenkundig betrauerte Angelo Ortiz’ Mutter den Tod ihres Sohnes weitaus heftiger als dessen Schwester. Während ihres gesamten Gesprächs in dem beengten Wohnzimmer, geschmückt mit Rosenkränzen und Statuen der Jungfrau Maria, hatte die ältere Dame unaufhörlich geweint und immer wieder spanische Lamentos über den Mord an ihrem »lieben Jungen« angestimmt.
    Mrs Ortiz lebte, anders als ihr Sohn, definitiv nicht wie die Made im Speck. Und wenn er ihre Miete gezahlt hatte, war er noch ziemlich glimpflich davongekommen. Ihr schmales Reihenhaus lag, nun, wenn auch nicht im Getto, dann zumindest noch in dessen unmittelbarer Reichweite.
    »Mama, steigere dich doch nicht so hinein«, bat Monica, als ihre Mutter wieder einmal in lautes Schluchzen ausbrach.
    »Mein lieber Junge«, flüsterte die Frau und trocknete sich mit einem Taschentuch das Gesicht.
    Diesen Kehrreim hatte sie während der halben Stunde, die ihr Gespräch nun dauerte, mindestens ein Dutzend Mal wiederholt. Ronnie fühlte sich in der ganzen Situation ziemlich unwohl, weil sie dieselbe Szene während der letzten fünf Jahre im Haus ihrer eigenen Mutter viel zu oft erlebt hatte. Natürlich waren ihre Brüder freundliche, aufrichtige, hart arbeitende Männer gewesen, die keiner Fliege etwas zuleide

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