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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Trauer. Sie brauchte den Glauben. In diesem speziellen Fall allerdings war das Vertrauen wohl ein wenig fehl am Platze. Wenn Angelo jetzt in irgendeinem himmlischen Chor mitsang, wäre Ronnie die nächste Kandidatin als UNO -Botschafterin.
    Sie merkten, dass Mrs Ortiz ihnen nicht viel mehr sagen konnte, beendeten das Gespräch und machten sich bereit zum Gehen. Doch als sie sich verabschiedeten, sagte der Diakon: »Ich fürchte, ich muss auch los. Wie wär’s, wenn ich Sie nach draußen begleite?«
    Er begegnete Ronnies Blick und sandte ihr die stumme Botschaft, dass er noch etwas zu sagen hatte, und sie nickte. Sie bedankten sich bei den beiden Frauen, verließen das Haus und gingen zum Auto. Der Diakon schritt neben ihnen her und sprach rasch, aber eindringlich.
    »Sie wissen, wer und was Angelo wirklich war, nehme ich an?«, fragte er.
    »Ja«, bestätigte Ronnie. »Ich war mir nicht ganz sicher, ob Sie das ebenfalls wussten.«
    »Jeder hier hat von Angelo Ortiz gehört. Die Hälfte der Gemeinde kam in die Kirche und hat eine Kerze für seine Seele angezündet, die andere Hälfte hat den Herrn gelobt, dass es endlich aus mit ihm ist.«
    »Und Sie selbst?«, fragte Sykes.
    Clark zuckte mit den Schultern. »Ich habe den Mann nicht gekannt, bin ihm nie begegnet. Aber dafür bin ich vielen begegnet, die er mit seinem Gift verführt hat. Deswegen wollte ich mit Ihnen sprechen.«
    Ronnie hielt inne. »So?«
    »Vermutlich erzählen die Leute der Familie nicht alles, was sie einem Neuankömmling erzählen«, erklärte Clark. »Jedenfalls habe ich tatsächlich gehört, dass Angelo in letzter Zeit Drohungen erhalten hat, die ihn erschreckt haben. Muss wohl sehr ungewöhnlich gewesen sein.«
    »Wissen Sie, woher sie stammten?«
    »Nein. Aber ich kann Ihnen sagen, wer es vielleicht weiß: seine frühere rechte Hand. Der Mann hat sich von ihm getrennt, um seine eigene Bande oben in South L.A. zu gründen.«
    »Sich getrennt … wie das?«
    »Er hat wohl so eine Art Tochterunternehmen gegründet«, erwiderte der Diakon mit einem Schulterzucken, das verriet, dass er von derlei Dingen wenig Ahnung hatte. »Er unterstand immer noch Ortiz, und seit dessen Tod sieht es so aus, als würde er sein Territorium übernehmen. Er wird der Gator genannt.«
    »Der Gator … wie in Alligator? Und wo liegt sein Territorium?«
    »Genau. Er und seine Leute beherrschen einen Bereich von ungefähr zehn Häuserblocks in South L.A., und wie man so hört, hängt er oft in einem Club namens
Shakey Jake’s
herum, auf der Manchester Avenue.«
    Hervorragende Info. Vermutlich kriegten die Kirchenmänner hier eine Menge mit. Zum Glück war er kein Priester, der diese Dinge während der Beichte erfahren hatte und sie nicht weitergeben durfte.
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Jeremy. »Sie waren uns eine große Hilfe.«
    »Nichts zu danken, junger Mann. Freut mich, wenn ich helfen kann.« Er schüttelte kummervoll den Kopf. »Was für eine sinnlose Verschwendung eines Lebens. Eine Tragödie, so jung zu sterben und eine trauernde Familie zu hinterlassen.«
    »Da haben Sie recht«, antwortete Sykes.
    Ronnie erwiderte nichts. Ihr war diese Szene – Mütter, die um ihre verstorbenen Söhne trauerten – ohnehin viel zu vertraut. Offen gestanden war momentan ihr einziger Gedanke, der gute Angelo hätte lieber ein paar Jahre früher den Löffel abgeben sollen, bevor er seine beiden Vettern mit in seine Machenschaften hineingezogen hatte. Und Monica Ortiz konnte von Glück sagen, dass sie dieses Leben anscheinend gerade hinter sich ließ.

7
    Als Detective West erfuhr, dass sie in einen Club namens
Shakey Jake’s
gehen und nach einem Gauner mit dem klangvollen Namen
der Gator
Ausschau halten wollten, lachte er ihnen ins Gesicht.
    Das verhieß nichts Gutes für ihr Vorhaben.
    »Das können Sie nicht machen. Sonst starten Sie einen Aufruhr«, sagte er ihnen. »Das könnte Tote geben.«
    Er goss sich eine Tasse Kaffee ein, der genauso appetitlich wirkte wie die Brühe im Pausenraum von Ronnies eigener Wache. Das war aber auch die einzige Gemeinsamkeit. Der kalifornische Lebensstil erfasste sogar die hiesigen Polizeistationen, denn das Gebäude des Long Beach Police Departments bestand aus einem modernen, glänzenden Glasbau, während Ronnies Revier eine dunkle, muffige Backsteinbaracke war.
    Sykes und sie hatten sich ein spätes Mittagessen gegönnt und waren dann hierhergekommen, um nach der Fallakte und einem Zimmer zu fragen, wo sie diese ungestört durchgehen

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