Der Klang des Verderbens
professionell. Das ist alles. Auch wenn ich nur zu gerne weiter diesen einen Punkt an deinem Oberschenkel erforschen würde, der dich so aufwimmern lässt, wenn ich ihn küsse – wir sind bei der Arbeit und können uns keine Ablenkung leisten.«
Sie stützte eine Hand gegen den Türrahmen und musste sich kurz anlehnen. Nur Sykes konnte ihr gleichzeitig recht geben und ihre Gedanken in eine völlig falsche Richtung lenken.
»Wollen wir noch einen Happen essen, bevor wir losziehen?«, fragte er. »Wenn das Ding
Shakey Jake’s
heißt, ist die Speisekarte dort vermutlich recht bescheiden.«
»Ja, Bier und Koks ist wahrscheinlich alles, was man da kriegt.«
»Wollen wir den Zimmerservice in Anspruch nehmen? Koks haben die wahrscheinlich nicht, aber ein Bier vielleicht schon.«
»Bier später, Burger jetzt?«
»Hört sich gut an. Ich muss erst noch ein paar Anrufe erledigen.«
»Ich auch. Wie wär’s mit sieben?«
»Alles klar. – Vertraust du mir so weit, dass du mich ins Zimmer lässt, oder wollen wir im Flur essen?«
Sie boxte ihm zum Scherz in die Schulter. Er rieb sich den Arm, als hätte sie ihm tatsächlich wehgetan – dabei waren es ihre Finger, die schmerzten. Der Mann war gebaut wie eine verdammte Mauer.
Er wartete, bis sie aufgeschlossen hatte und durch die Tür gegangen war, bevor er sich umdrehte und zu seinem eigenen Zimmer ging. Als sie allein war, sah Ronnie sich in ihrer neuen Unterkunft um und packte ihre Tasche aus. Sie tickte immer noch nach Ostküstenzeit, und letzte Nacht hatte sie auch nicht gerade viel geschlafen. Also machte sie sich an dem kleinen Automaten in ihrem Zimmer eine Tasse Kaffee, dann checkte sie ihre E-Mails.
Eine kam von Dr. Cavanaugh mit der Bestätigung, dass kein Wayne Wilson am OEP teilnahm. Außerdem hatte ihr die Wissenschaftlerin eine Namensliste aller Probanden aus L.A. geschickt, inklusive der OEP -Ermittler. Einen Augenblick lang meinte Ronnie, den Namen West gelesen zu haben, und bekam beinahe einen Herzinfarkt. Doch Gott sei Dank stand dort Weston. Wenn die Anforderungen auf Wests Niveau gesunken wären, wäre sie nicht mehr sonderlich stolz, zur Ermittlerin auserwählt worden zu sein.
Nachdem sie rasch geduscht und sich das Haar geföhnt hatte, trug sie stirnrunzelnd eine dicke Schicht Make-up auf. Sie hatte sich nie als »apart« betrachtet, aber mit dem fransigen Haarschnitt, den Max ihr verpasst hatte, der blassen Haut und den dunklen Augen und Haaren genügte sie vielleicht den Anforderungen eines tätowierten Freaks.
Sie nahm ihre Straßenkleidung aus dem Schrank und streifte sie über. Jeans, Stiefel, eine dünne schwarze Bluse, die sie normalerweise unter einem Pulli trug, und eine schwarze Lederjacke. Nach Bulle sah das wirklich nicht aus. Und noch weniger, als sie einen weiteren Knopf an ihrer Bluse öffnete und damit eindeutig die Grenze zwischen »kokett« und »nuttig« überschritt.
Niemandem würde auffallen, dass die weite Jacke die süße kleine 22er verbergen sollte, die sie in ihrem Hosenbund trug, und die Bluse lang genug war, um die 9-mm-Waffe an ihrer Hüfte zu verdecken.
Da sie noch eine Viertelstunde Zeit hatte, bevor sie sich mit Sykes traf, rief sie Daniels an und drehte das Bildtelefon zu sich.
Ihr Partner nahm beim zweiten Klingeln ab und grinste breit in die Kamera, sodass sein kantiges, zerfurchtes Gesicht den ganzen Bildschirm ausfüllte. »Na, Süße, schon für Hollywood entdeckt worden?«
»Blödmann«, lachte sie. »Wie geht’s?«
»Ganz gut. Ich hab versucht, bei mir zu putzen.«
»Gute Idee. Du haust im reinsten Schweinestall.«
»Ja, ja, ich hab hier nie einen Finger krumm gemacht.« Er lachte noch einmal dröhnend. »Kapiert? Finger?«
»Also, wenn wir jetzt Witze über fehlende Hände machen, lege ich wieder auf«, sagte sie, auch wenn sie sich freute, dass er so guter Dinge war. Wenn Daniels seinen Sinn für Humor wiederfand, dann war sie zuversichtlich, dass er wieder auf die Beine kommen würde. Und da er heute Morgen etwas schweigsam geworden war, als sie angerufen und ihm eröffnet hatte, dass sie mit Sykes nach Kalifornien flog, hatte sie sich Sorgen gemacht, dass er ihr das übel nehmen würde. Doch jetzt schien alles in Ordnung.
»Tu’s nicht, ich hab was für dich.«
»Ach ja?«
»Ja, ich hab mich mit deinem Kumpel unterhalten, Philip Tate. Hab ihn heute Vormittag nach dem Telefonat mit dir angerufen. Er war unterwegs, hat sich aber heute Nachmittag zurückgemeldet. Irgendwie wirkte er
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