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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Spitznamen?«, wollte Ronnie wissen. Besaß der Kerl die Eleganz oder eher den Charme eines Reptils?
    »Er hat sich vom Scheitel bis zum Kinn grüne Schuppen übers Gesicht tätowieren lassen. Ein richtiges Krokodilsmaul.«
    »Seine Mom ist bestimmt stolz auf ihn«, murmelte Sykes. »Auf Familienfotos macht sich das sicher gut.«
    »Darüber wird er sich noch freuen, wenn er achtzig ist und ihm die Backen auf die Schultern hängen«, sagte Ronnie. »Irgendwer wird versuchen, Handtaschen aus ihm zu machen.«
    »Achtzig wird der nicht«, warf Gutierrez im Brustton der Überzeugung ein. »Würde mich wundern, wenn er seinen Dreißigsten noch feiert.«
    Gutes Argument. Solche Typen lebten meist nicht lang.
    »Glauben Sie, er könnte etwas mit Ortiz’ Tod zu tun haben?«, fragte sie.
    Das bezweifelte Ronnie. So jemanden konnte sie sich kaum als OEP -Testperson vorstellen. Sie nahm sich trotzdem vor, eine kurze Nachricht nach Bethesda zu schicken, nur um ganz sicherzugehen.
    »Er könnte wissen, ob jemand Ortiz in letzter Zeit bedroht hat.«
    »Oder vielleicht hatte er die Nase voll davon, unter ihm zu stehen, und hat beschlossen, auf der Karriereleiter einen Schritt höher zu klettern«, schlug die andere Frau vor, die dieser Vorstellung mehr und mehr abgewinnen konnte.
    Das konnte natürlich sein. Der Gator hätte jemanden beauftragen können. Vielleicht einen bestechlichen Bullen? Korruption war eine heikle Sache, wenn eine Kamera jede einzelne Sekunde des Tages mitschnitt, aber möglich war alles.
    »Zuzutrauen wäre es ihm«, fuhr Gutierrez fort, »aber das hätte sich bestimmt inzwischen herumgesprochen. Es gehen eigentlich keine Gerüchte um, dass die Sache auf sein Konto geht.«
    »Trotzdem sollten wir mal mit ihm reden«, sagte Sykes.
    Gutierrez regierte nicht ganz so heftig wie ihr Partner, aber dennoch betrachtete sie sie zweifelnd. »Sie wollen einfach nur mit ihm
reden?
«
    »Das haben wir vor.«
    »Tja, mit
Ihnen
redet er vielleicht«, räumte sie ein und musterte Ronnie von Kopf bis Fuß. »Er betrachtet sich selbst als Frauenheld, und Sie sind sein Typ. Jung, sexy, große Brüste, aparter Look.«
    »Nein, nein, nein, und nochmals nein«, unterbrach Sykes.
    Ronnie wusste, was er meinte – dass er sie nie und nimmer allein mit diesem Kerl würde reden lassen –, doch sie sagte: »Willst du damit sagen, ich bin nicht jung, sexy und apart? Das kränkt mich aber.« Die großen Brüste erwähnte sie lieber nicht.
    »Das soll nur heißen, dass das Krokodilwrestling für dich ausfällt!«
    Daran hatte sie auch gar kein Interesse. Aber wenn sie ihn zum Reden bekam, während Jeremy sich in der Nähe aufhielt, reichte das vielleicht schon. Ronnie hatte noch nie ihr Äußeres eingesetzt, um zu bekommen, was sie wollte. Ehrlich gesagt konnte sie diesen ganzen weiblichen Manipulationsmist nicht ausstehen. Doch wenn sie dadurch an ihn herankam und ihn in ein Gespräch verwickeln konnte, dann würde sie heute Abend eben ein bisschen mehr Schminke auftragen und einen zusätzlichen Knopf an ihrer Bluse aufmachen.
    »Darauf bin ich sowieso nicht scharf«, antwortete sie aufrichtig. »Wir können gemeinsam hingehen und du bleibst in der Nähe. Ich schaue bloß mal, ob ich an ihn rankomme.«
    Die Vorstellung schien ihm nicht sehr zu gefallen, aber eine andere Möglichkeit hatten sie eben nicht. Schließlich wollte keiner von ihnen eine große Szene machen oder mit einem ganzen Team dort aufmarschieren. Sie wollten sich ja nur unterhalten. Und Ronnies Idee war wahrscheinlich der beste Weg.
    Sie tippte ihre Nachricht an Dr. Cavanaugh mit der Frage nach Wayne Wilson zu Ende, dann stand sie auf. »Wir haben erfahren, dass er sich oft in einer Bar namens
Shakey Jake’s
aufhält.«
    »Davon habe ich gehört. Liegt nicht in unserem Zuständigkeitsbereich.«
    »Dann fragen wir Sie wohl besser nicht, ob Sie mitkommen möchten.«
    »Ob ich
möchte
? Großer Gott, nein. Da muss ich mich ja hinterher gegen Tollwut impfen lassen.« Dann zuckte sie mit den Schultern. »Aber hey, ich bin dabei, unter einer Bedingung.«
    Sykes schob gerade die Akten ineinander und klemmte sie sich unter den Arm. »Und zwar welche?«
    »Dass die Aktion inoffiziell oder verdeckt läuft. Ich kann da sowieso nicht in dienstlicher Funktion rein. Und ich glaube nicht, dass Sie das wollen. Wenn Sie da in Uniform reingehen, hagelt es an der Bar mehr Kugeln als Eiswürfel. Wenn der Falsche da was schnupft, wird erst gar nicht gefragt, sondern gleich

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