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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Vorstellung. Sicher, sie würde mit alldem fertig werden. Auch wenn es nicht einfach war – hoffnungslos war ihre Lage nicht. Du mußt die positiven Seiten sehen, sagte sie sich selbst.
    Da war dieser Kerl – Travis. Er machte einen netten Eindruck. Außerdem sah er sehr gut aus. Alles ist bestens. Das hier ist nicht das Ende, sondern der Anfang.
    Ihre halbherzigen Versuche einer positiven Betrachtungsweise lösten sich augenblicklich in Panik aus angesichts dessen, was bei einem ersten Rendezvous wohl passieren kann. Sogleich fühlte sie sich viel wohler in ihrer Haut, denn die unendlichen Möglichkeiten und Perspektiven, die sich nun strahlend vor ihr ausbreiteten, wenn man das Ganze nur positiv betrachtete, hatte sie schon x-mal durchgekaut.
    Sie nahm die Deoseife aus der Seifenschale, doch sie entglitt ihr und plumpste ins Wasser. Das Platschen übertönte auch noch den letzten Seufzer, den das Wasser ausstieß, als sich die giftigen Chemikalien der Seife ausbreiteten und ihm den Garaus machten.
     

Teil 3
Sonntagnacht
     
     
    Millionen von Geisterwesen
wandeln auf der Erde.
Unsichtbar für den Wachenden
wie für den Schlafenden.
     
    John Milton
     

-13-
EINBRUCH DER NACHT
     
    Die Stimmung in Pine Cove war mies. Keiner hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag gut geschlafen. Die Wochenendtouristen, die den Sonntag in der kleinstädtischen Idylle Pine Coves verbringen wollten, mußten sich einiges bieten lassen.
    Ladenbesitzer waren kurz angebunden und ungewöhnlich sarkastisch, wenn sie mit den üblichen blöden Fragen nach Seeottern und Walen konfrontiert wurden. Beschwerten sich die Gäste über das ungenießbare englische Essen in den Restaurants des Ortes, so wurden sie vom Bedienungspersonal entweder zusammengestaucht oder mit extra schlechtem Service bedacht. Die Portiers der Motels in der Gegend änderten aus schierer Willkür die Zeit, bis zu der die Zimmer geräumt sein mußten, oder sie weigerten sich, Reservierungen entgegenzunehmen. Oder sie schalteten das »Alle-Zimmer-belegt«-Schild just in dem Augenblick ein, als jemand auf den Parkplatz fuhr, und erklärten, das letzte Zimmer sei gerade vergeben.
    Rosa Cruz, die als Zimmermädchen im Rooms-R-Us-Motel arbeitete, streifte die Banderolen mit der Aufschrift »Frisch desinfiziert« über sämtliche Toilettendeckel, ohne daß sie diese überhaupt aufgeklappt hätte. Im Verlauf des Nachmittags wurde sie vom Manager in das Apartment Nummer 103 gerufen und zusammengestaucht, weil ein Gast sich beschwert hatte. Der Manager stand über die Toilette gebeugt und deutete auf eine Kackwurst, die darin schwamm, als sei es eine rauchende Mordwaffe, doch Rosa erwiderte nur, die habe sie auch desinfiziert.
    Angesichts dessen, was ahnungslose Reisende sich hier bieten lassen mußten, hätte man Touristen ebensogut zu Freiwild erklären können. Was die Einheimischen betraf, so hätte das ganze Touristenpack mit hervorquellenden Augen und blauen Zungen an ihren Kameragurten von den Stangen der Duschvorhänge in ihren Motels hängen können, ohne daß die Welt dadurch den geringsten Schaden genommen hätte.
    Als sich der Tag dem Abend zuneigte und die Touristen aus dem Straßenbild verschwanden, ließen die Bewohner Pine Coves ihren Ärger aneinander aus. Mavis, die ein waches Auge für allgemeine Stimmungslagen hatte und nun die Bestände der Bar für den Abendbetrieb aufstockte, war den ganzen Tag über aufgefallen, daß eine gewisse Spannung in der Luft lag, die sich nun noch zuspitzte. Auch sie selbst war davon nicht verschont geblieben.
    Die Geschichte von der Billardpartie zwischen Slick McCall und dem dunkelhaarigen Fremden hatte sie bestimmt schon dreißigmal erzählt. Normalerweise genoß sie es, Begebenheiten, die sich im Slug abspielten, immer wieder zu erzählen (sie hatte sogar ein Diktiergerät unter der Bar, um die besseren Versionen für die Nachwelt festzuhalten). Jene Erzählungen wuchsen sich mit der Zeit zu regelrechten Sagen und Legenden aus, was in der Hauptsache daran lag, daß an die Stelle schnöder Fakten, die ohnehin besser der Vergessenheit anheimfielen, mehr oder weniger frei erfundene Details traten. Es kam nicht selten vor, daß eine Begebenheit, deren Schilderung ursprünglich gerade mal ein Bier dauerte, sich im Lauf der Zeit zu einem Drei-Bier-Epos auswuchs (denn bei Mavis blieb kein Glas lange trocken, wenn sie erst mal in Fahrt und Erzählen war). Was Mavis betraf, so galt: Geschichtenerzählen belebt das Geschäft.
    Heute

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