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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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allerdings mangelte es den Gästen an Geduld. Alle wollten immer nur, daß Mavis ihnen ein Bier zapfte und zum Wesentlichen kam. Sie stellten ihre Glaubwürdigkeit in Frage, leugneten die Fakten und wären um ein Haar soweit gegangen, sie der Lüge zu bezichtigen. Die Geschichte war einfach zu phantastisch, als daß man sie für bare Münze hätte nehmen können.
    Mavis verlor die Geduld mit den Neugierigen, die sich nach dem Vorfall erkundigten, und es waren nicht wenige, die das taten, denn in einer kleinen Stadt sprechen sich Ereignisse dieses Kalibers schnell herum.
    »Wenn es euch nicht interessiert, was passiert ist, warum fragt ihr dann überhaupt?« fauchte sie.
    Was erwarteten sie? Slick McCall war eine Institution, ein Held – egal wie schmierig er auch sein mochte. Die Geschichte der Niederlage eines solchen Helden verlangte danach, wie ein Epos erzählt zu werden — nicht mit ein paar knappen Worten wie in einer Todesanzeige.
    Sogar der gutaussehende Kerl aus dem Lebensmittelladen hatte gesagt, sie solle zur Sache kommen, als er sich alles von ihr erzählen ließ. Wie hieß er noch mal? Asbestos Wine? Nein, Augustus Brine. Genau. Also, den würde sie auch nicht von der Bettkante stoßen. Aber auch er war nur ungeduldig gewesen und aus der Bar gerauscht, ohne einen einzigen Drink zu bestellen. Deswegen war sie schwer sauer.
    Mavis stellte fest, daß auch ihre eigene Laune am Sinken war. Das Stimmungsbarometer fiel von Minute zu Minute. Wenn sie von ihrer eigenen Übellaunigkeit auf den Rest der Anwesenden schloß, standen die Zeichen auf Sturm, was den weiteren Verlauf des Abends betraf. Der Schnaps, den sie an diesem Abend ins Regal stellte, war zur Hälfte mit destilliertem Wasser verdünnt. Wenn die Leute sich besaufen und in ihrem Laden randalieren wollten, sollten sie auch dafür bluten.
    Tief im Grunde ihres Herzens wünschte sie sich, daß ihr bei dieser Gelegenheit jemand einen Grund lieferte, ihm mit ihrem Baseballschläger eins überzubraten.
     
AUGUSTUS
     
    Als die Dunkelheit an jenem Abend über Pine Cove hereinbrach, war Augustus Brine, ganz anders als sonst, von Angst und Schrecken erfüllt. Früher hatte er den Sonnenuntergang als einen verheißungsvollen Neubeginn betrachtet. Als er noch ein junger Mann war, zog er um Sonnenuntergang los, um romantische Abenteuer zu suchen oder sich in das wilde Nachtleben zu stürzen. In der letzten Zeit verband er mit dieser Tageszeit eher Erholung und Kontemplation. Doch heute hatte die Abenddämmerung nichts Verheißungsvolles, sondern er empfand den Untergang der Sonne als etwas Bedrohliches. Und als dann die Nacht hereinbrach, fühlte sich Augustus Brine, als lastete eine unerträgliche Verantwortung auf ihm wie ein bleischweres Joch, das er, so sehr er sich auch anstrengte, nicht abschütteln konnte.
    Gian Hen Gian hatte ihn überzeugt, daß er den Gebieter des Dämonen finden mußte, und so war Brine zum Head of the Slug gefahren und hatte die ziemlich eindeutigen Annäherungsversuche von Mavis über sich ergehen lassen, bis es ihm schließlich gelungen war, aus ihr herauszubekommen, in welche Richtung der dunkelhaarige Fremde gegangen war, nachdem er die Bar verlassen hatte. Virgil Long, der Automechaniker, hatte ihm eine Beschreibung des Wagens geliefert, allerdings nicht ohne Brine darauf hinzuweisen, daß sein Lieferwagen dringend eine Inspektion brauchte.
    Brine war nach Hause zurückgekehrt, um sich mit dem König der Dschinn, der mittlerweile seinen vierten Marx-Brothers-Film förmlich aufsog, darüber zu beraten, welche Schritte nun in die Wege geleitet werden mußten.
    »Woher wußtest du, daß er hierherkommen würde?« fragte Brine.
    »Ich hatte so ein Gefühl.«
    »Und warum kannst du dann nicht spüren, wo er jetzt gerade steckt?«
    »Du muß ihn finden, Augustus Brine.«
    »Und was soll ich dann machen?«
    »Dir das Siegel des Salomon schnappen und den Dämon in die Hölle zurückschicken.«
    »Oder mich auffressen lassen.«
    »Ja, diese Möglichkeit besteht.«
    »Warum machst du es dann nicht? Dir kann er nichts anhaben.«
    »Wenn der Dunkelhaarige das Siegel des Salomon hat, dann kann er mich zu seinem Sklaven machen. Das wäre nicht gut. Du mußt es tun.«
    Das größte Problem, das sich Augustus Brine stellte, war die Tatsache, daß Pine Cove so klein war, daß er wirklich den ganzen Ort absuchen konnte. In Los Angeles oder San Francisco hätte er erst gar nicht anzufangen brauchen, sondern gleich aufgeben und eine Flasche Wein

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