Der kleine Dämonenberater
hatte – Befugnisse, finanzielle Mittel, Personal und ein mutmaßliches Vergehen –, fehlte ihm der Tatverdächtige.
Morgen mußte die Sache über die Bühne gehen, egal wie. Wenn The Breeze endlich auftauchte, wäre Rivera eine Beförderung sicher. Falls er allerdings Wind bekommen hatte, daß die ganze Aktion ein fauler Zauber war, wollte Rivera sich den versoffenen Penner in Breezes Trailer vorknöpfen, in der Hoffnung, daß er etwas wußte. Das war allerdings eine ziemlich miese Perspektive. Rivera stellte sich vor, wie sie mit heulenden Sirenen und Blaulicht vorgefahren kamen, um am Ende mit nichts weiter dazustehen als einer Anzeige wegen Besitz eines verkehrsuntüchtigen Fahrzeugs, vielleicht sogar Schwarzkopieren einer Videokassette oder Austauschen des Preisschilds an einer Matratze. Rivera schauderte bei dem Gedanken, und er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. Er fragte sich, ob er wohl würde rauchen dürfen, wenn er bei Seven-Eleven hinter dem Ladentisch arbeitete.
THE BREEZE
Als die Kiefer des Dämonen über ihm zusammenklappten, spürte The Breeze einen kurzen Schmerz und dann nur noch eine gewisse Leichtigkeit im Kopf und ein Gefühl des sich Treibenlassens, das ihn an seine Erfahrungen mit diversen halluzinogenen Pilzen erinnerte. Dann schaute er nach unten und sah, wie das Monster sich seinen Unterleib in das klaffende Maul stopfte. Es sah richtig komisch aus – so komisch, daß der nunmehr ätherische Breeze sich ein Kichern nicht verkneifen konnte. Nein, das hier war nicht wie auf Pilzen – eher wie Nitrooxid, dachte er.
Er schaute zu, wie das Monster wieder schrumpfte und verschwand und sah dann, wie die Tür des alten Chevy geöffnet und wieder geschlossen wurde. Der Wagen brauste los, und in seinem Windschatten wurde The Breeze ziemlich durchgeschüttelt. Am Tod hatte er nicht das Geringste auszusetzen. Ganz ähnlich wie spitzenmäßiges Acid – nur ohne die Nebenwirkungen.
Plötzlich befand er sich in einem langen Tunnel, an dessen Ende er ein helles Licht scheinen sah. So was hatte er schon mal in einem Film gesehen. Man mußte sich auf das Licht zubewegen.
Die Zeit hatte jede Bedeutung für The Breeze verloren. Einen ganzen Tag lang trieb er den Tunnel entlang, doch ihm kam es vor, als seien es nur ein paar Minuten. Er ließ sich von dem Rausch einfach mitreißen. Alles war astrein. Als er sich dem Licht näherte, konnte er die Gestalten erkennen, die ihn erwarteten. Richtig: deine Freunde und Verwandten heißen dich im nächsten Leben willkommen. The Breeze machte sich darauf gefaßt, daß jetzt eine absolut abgefahrene Party auf der Astralebene abgehen würde.
Als er aus dem Tunnel kam, wurde er in ein gleißend weißes Licht gehüllt. Es war warm und wohltuend. Die Gesichter der Leute tauchten nun auf, und als The Breeze auf sie zutrieb, stellte er fest, daß er jedem einzelnen von ihnen Geld schuldete.
RAUBTIERE
Während sich die Nacht über die einen senkte wie ein Vorhang, der nichts Gutes verhieß, blickten andere dem Einbruch der Dunkelheit mit gespannter Erwartung entgegen. Die Wesen der Nacht krochen aus ihren Ruhestätten, um sich auf ihre nächtlichen Streifzüge zu begeben und über ihre ahnungslosen Opfer herzufallen.
Sie waren Freßmaschinen, bewaffnet mit Klauen und Zähnen, von ihrem Instinkt geleitet – perfekte Jäger, die sich unsichtbar und lautlos auf der Suche nach Beute durch die Nacht bewegten. Wenn sie durch die Straßen von Pine Cove strichen, war keine Mülltonne vor ihnen sicher.
Als sie an jenem Abend aufwachten, fanden sie eine seltsame Maschine in ihrem Bau. So etwas wie letzte Nacht hatten sie noch nie erlebt, doch das gehörte nun der Vergangenheit an, und es fehlte ihnen jegliche Erinnerung daran, daß sie den Kassettenrecorder überhaupt gestohlen hatten. Im Augenblick hätte der Lärm sie vermutlich erschreckt, doch mittlerweile waren die Batterien längst leer. Wenn sie später zurückkamen, würden sie den Kassettenrecorder aus dem Bau werfen, doch im Augenblick wehte der Wind einen Geruch zu ihnen herüber, der in ihnen einen beißenden Hunger weckte und sie zur Jagd trieb. Zwei Blocks weiter hatte Mrs. Eddleman einen überaus schmackhaften Thunfischsalat in den Müll geworfen, dessen Aroma ihre empfindlichen Nasen schon gekitzelt hatte, während sie noch schliefen.
Die Waschbären stürzten hinaus in die Nacht wie ein Rudel hungriger Wölfe.
JENNIFER
Für Jenny war der Anbruch des Abends von einem
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