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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Haus gestürmt.
    Gian Hen Gian saß in der Küche und schüttete Salz aus einem runden Karton in eine Karaffe voll Limonade.
    Brine stellte die Tüten auf dem Herd ab. »Hilf mir, den Kram reinzubringen. Draußen im Wagen stehen noch mehr Tüten.«
    Der Dschinn ging zum Herd und schaute in die Tüten. Eine war voller Batterien und Drahtspulen, und die andere war randvoll mit braunen Pappzylindern, die etwa zehn Zentimeter lang und zweieinhalb Zentimeter dick waren. Gian Hen Gian nahm einen der Zylinder aus der Tüte und hielt ihn in die Höhe. Am einen Ende ragte eine grüne, wasserfeste Lunte heraus.
    »Was ist das?«
    »Seehundbomben«, sagte Brine. »Das Department für Fischerei und Jagd verteilt sie an die Fischer, um damit die Seehunde von ihren Netzen und Leinen zu verscheuchen. Ich hatte noch eine Ladung davon im Laden.«
    »Mit Sprengstoff kann man gegen Dämonen nichts ausrichten.«
    »Im Wagen sind noch fünf Tüten. Würdest du die bitte reinbringen?« Brine legte die Seehundbomben in einer Reihe auf den Herd. »Ich weiß nicht, wieviel Zeit wir noch haben.«
    »Wer bin ich denn? Ein elender Tagelöhner? Oder vielleicht ein Packesel? Bin ich, Gian Hen Gian, König der Dschinn, etwa so tief gesunken, daß ich den Lastenschlepper für einen mit Unverstand geschlagenen Sterblichen spielen muß, der einen Dämon der Hölle mit Feuerwerkskörpern attackieren will?«
    »O König«, sagte Brine, der langsam die Geduld verlor, »bitte bring jetzt endlich die gottverdammten Tüten rein, damit ich hiermit fertig werde, bevor die Sonne aufgeht.«
    »Es ist sinnlos.«
    »Ich habe gar nicht vor zu versuchen, ihn in die Luft zu jagen. Ich will nur wissen, wo er ist. Außer natürlich, du kannst ihm mit deiner großen Macht Einhalt gebieten, o König der Dschinn.«
    »Du weißt, das ich das nicht kann.«
    »Die Tüten!«
    »Du bist ein verbohrter, gemeiner Mensch, Augustus Brine. Ich habe schon Filzläuse von Haremshuren gesehen, die mehr Verstand hatten als du.«
    Der Dschinn ging zur Tür hinaus, und seine Tiraden verhallten in der Nachtluft. Brine umwickelte die Lunten der Seehundbomben mit einem dünnen Glühdraht aus Silber, der sich bei Stromzufuhr erhitzte. Es war zwar nicht die exakteste Methode zur Zündung der Bomben, doch um diese Uhrzeit war es sogar Augustus Brine unmöglich, irgendwo Sprengkapseln aufzutreiben.
    Der Dschinn kam einen Augenblick später mit zwei Tüten auf dem Arm zurück.
    »Stell sie auf die Stühle«, sagte Brine und deutete in die entsprechende Richtung.
    »In den Tüten hier ist Mehl«, sagte Gian Hen Gian. »Willst du etwa Brot backen, Augustus Brine?«
     

-22-
TRAVIS UND JENNY
     
    Travis war von ihr so hingerissen, daß er am liebsten sein Leben vor ihr ausgebreitet hätte, als würde er den Inhalt seiner Taschen auf den Tisch packen, um sie darin herumkramen zu lassen, damit sie sich aussuchen konnte, was sie davon behalten mochte. Wenn er am Morgen noch immer hier war, würde er ihr von Catch erzählen. Im Augenblick allerdings ließ er es lieber bleiben.
    »Gefällt es dir herumzureisen?« fragte Jenny.
    »Langsam habe ich die Nase voll davon, ehrlich.«
    Sie nippte an ihrem Rotwein und zog zum zehnten Mal den Saum ihres Kleides herunter. Noch immer war zwischen ihnen eine neutrale Zone auf der Couch.
    Sie sagte: »Du hast nicht die geringste Ähnlichkeit mit den Versicherungsvertretern, die mir bisher über den Weg gelaufen sind. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, daß ich das sage, aber normalerweise laufen Versicherungsvertreter in grausamen Anzügen rum und stinken fürchterlich nach billigem Rasierwasser. Mir ist noch nie einer begegnet, dem ich über den Weg getraut hätte.«
    »Es ist bloß ein Job.« Travis hoffte, daß sie ihn nicht mit Fragen über die Details seiner Arbeit auf den Pelz rücken würde. Er hatte keinen blassen Schimmer von Versicherungen. Auf die Idee, sich als Versicherungsvertreter auszugeben, war er gekommen, nachdem Effrom ihn irrtümlicherweise für einen solchen gehalten hatte. Es war ihm einfach auf die Schnelle nichts anderes eingefallen.
    »Als ich noch klein war, kam eines Tages ein Versicherungsvertreter zu uns, um meinem Vater eine Lebensversicherung zu verkaufen«, erzählte Jenny. »Er ließ die ganze Familie vor dem Kamin antreten und machte ein Foto von uns mit einer Polaroidkamera. Es war ein hübsches Foto. Mein Vater stand links von uns und sah richtig stolz aus. Wir reichten das Bild herum, damit jeder es betrachten konnte,

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