Der kleine Dämonenberater
Schlafzimmers wie ein Buddha der Echsenwelt. Die Spitzen seiner Ohren scheuerten an der Decke, wenn es den Kopf bewegte.
Effrom schaute zur Tür. Das Monster war etwa zweieinhalb Meter davon entfernt. Wenn er es bis dahin schaffen würde, dann konnte er unter Umständen … Wie schnell konnte sich eine Bestie dieser Größe in der Enge des Hauses wohl bewegen?
»Dein Schlafanzug ist ganz naß«, sagte das Monster. »Du ziehst dir besser was anderes an, sonst holst du dir noch den Tod.«
Effrom bemerkte mit Staunen, wie sich sein Verhältnis zur Realität verändert hatte. Ein Monster war in seinem Haus, und er akzeptierte das einfach als eine Tatsache. Nein! Das konnte doch nicht wahr sein! Nein!
»Dich gibt's gar nicht«, sagte er.
»Dich auch nicht«, erwiderte das Monster.
»Doch, mich gibt's«, sagte Effrom und kam sich ziemlich dämlich dabei vor.
»Beweise es«, sagte das Monster.
Effrom lag auf dem Bett und grübelte. Seine Furcht war zum größten Teil gewichen und hatte einer makabren Verwunderung Platz gemacht.
Er sagte: »Ich brauche es nicht zu beweisen. Ich bin genau hier.«
»Sicher«, sagte das Monster ungläubig.
Effrom stand auf. Dabei bemerkte er, daß seine Knie nicht mehr knackten und sein steifer Rücken, der ihn vierzig Jahre lang geplagt hatte, ihm auch keine Beschwerden mehr machte. Dies war zwar überaus seltsam, aber nichtsdestotrotz ein überaus angenehmes Gefühl.
»Was hast du mit mir gemacht?«
»Ich? Mich gibt's doch gar nicht. Wie sollte ich irgendwas machen?«
Effrom merkte, daß er sich wieder in eine metaphysische Sackgasse verrannt hatte, aus der es nur einen Ausweg gab: die Dinge so zu nehmen, wie sie waren. »Also gut«, sagte er. »Es gibt dich doch. Was hast du mit mir gemacht?«
»Dich vorm Abkratzen bewahrt.«
Nun ging Effrom ein Licht auf. Er hatte mal einen Film gesehen, in dem es auch um so etwas ging: Außerirdische, die auf der Erde landeten und über ungeahnte Heilkräfte verfügten. Nun ja, was hier vor ihm saß, war nicht das übliche Schildkrötenledergesicht mit Glühlampen wie im Film, sondern ein Monster, aber ansonsten ein ganz normaler Durchschnittsaußerirdischer von einem anderen Planeten.
»Also, was jetzt?« sagte Effrom. »Willst du wissen, wo das Telefon steht oder so?«
»Wieso?«
»Um zu telefonieren. Nach Hause. Willst du nicht nach Hause telefonieren?«
»Probier nicht, mich zu verarschen, Alter. Ich will wissen, warum Travis heute mittag hier war.«
»Ich kenne niemanden, der Travis heißt.«
»Er war heute nachmittag hier. Du hast dich mit ihm unterhalten – ich hab's gesehen.«
»Du meinst den Kerl von der Versicherung? Er wollte mit meiner Frau reden.«
Das Monster kam so schnell auf ihn zugerauscht, daß Effrom bei dem Versuch, ihm aus dem Weg zu gehen, beinahe aufs Bett gefallen wäre. Seine Hoffnungen, sich durch die Tür aus dem Staub zu machen, schmolzen innerhalb eines Augenblicks dahin. Das Monster stand über ihn gebeugt. Sein Mundgeruch waberte Effrom um die Nase.
»Er war hier, wegen dem Zauber, und genau den will ich jetzt, Alter, oder ich hänge dein Gedärm an die Vorhangstange.«
»Er wollte mit der Frau reden. Ich weiß nichts von irgendwelchem Zauber. Vielleicht wärst du besser in Washington gelandet. Die haben das Sagen.«
Das Monster hob Effrom in die Höhe und schüttelte ihn wie eine Puppe.
»Wo ist deine Frau, Alter?«
Effrom konnte beinahe hören, wie sein Hirn in seinem Schädel herumklapperte. Die Hand des Monsters preßte das letzte bißchen Luft aus ihm heraus. Er versuchte zu antworten, doch er brachte lediglich ein kümmerliches Krächzen heraus.
»Wo ist sie?« Das Monster schleuderte ihn aufs Bett.
Brennend bahnte sich die Luft einen Weg zurück in seine Lungen. »Sie ist in Monterey, sie besucht unsere Tochter.«
»Wann kommt sie zurück? Lüg mich nicht an! Ich merke, wenn du lügst.«
»Und wie machst du das?«
»Probier's mal. Ich wette, deine Därme passen gut zur Tapete.«
»Sie kommt morgen früh wieder.«
»Das reicht«, sagte das Monster. Es packte Effrom an der Schulter und zerrte ihn zur Tür. Effrom spürte, wie ihm das Gelenk ausgekugelt wurde, und ein bohrender Schmerz schoß ihm durch Brust und Rücken. Sein letzter Gedanke, bevor er das Bewußtsein verlor, war: Gott steh mir bei, ich hab die Frau umgebracht.
-21-
AUGUSTUS BRINE
»Ich habe sie gefunden. Der Wagen steht vor Jenny Mastersons Haus.« Auf jedem Arm eine Einkaufstüte, kam Augustus Brine ins
Weitere Kostenlose Bücher