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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Bewegungen laden ließen. Die Briten hatten dieses System ausgetüftelt, damit sie die gleichen rahmenlosen Patronen verwenden konnten, die die Amerikaner für ihren Colt Automatic benutzten.
    Effrom fand einen der halbmondförmigen Halter und lud ihn in die Trommel. Dann horchte er wieder darauf, wo das Geräusch herkam.
    Der Türknauf zum Schlafzimmer bewegte sich. Keine Zeit mehr. Er riß den Revolver hoch und ließ ihn nur halb geladen zuschnappen. Die Tür schwang langsam auf. Effrom zielte auf die Mitte der Tür und drückte auf den Abzug.
    Der Revolver klickte. Der Hammer hatte eine leere Kammer getroffen. Er drückte erneut ab, und diesmal feuerte die Pistole. Das Krachen des Schusses erfüllte das kleine Schlafzimmer, und einen Augenblick hätte man denken können, das Ende der Welt sei nun angebrochen. Ein großes, an den Rändern ausgefranstes Loch tat sich in der Mitte der Tür auf. Aus dem Flur drang der hohe Schrei einer Frau herein. Effrom ließ den Revolver fallen.
    Einen Augenblick stand er da wie angewurzelt. Das Krachen des Schusses und der Schrei der Frau hallten durch seinen Kopf. Dann fiel ihm seine Frau ein. »O mein Gott! Amanda!« Er rannte vorwärts. »O mein Gott, Amanda. O mein …« Er riß die Tür auf, machte einen Satz rückwärts und griff sich an die Brust. Das Monster saß auf allen Vieren vor ihm. Seine Arme und der Kopf füllten den gesamten Türrahmen aus. Es lachte.
    »Reingelegt, reingelegt«, sang es.
    Effrom taumelte zurück ins Bett und fiel hin. Seine Kiefer schlotterten wie bei einem Spielzeug, das man aufzieht, doch ansonsten gab er keinen Laut von sich.
    »Nicht schlecht, der Schuß, alter Knabe«, sagte das Monster. Effrom sah die Kugel vom Kaliber .45 völlig zerquetscht etwas oberhalb der Oberlippe des Monsters stecken. Es wirkte beinahe wie ein reichlich obszöner Schönheitsfleck. Das Monster schnippte das Geschoß mit einer Kralle weg, und die Kugel schlug mit einem dumpfen Geräusch auf dem Teppich auf.
    Effrom bekam kaum noch Luft. Seine Brust krampfte sich mit jedem Atemzug mehr zusammen. Er glitt vom Bett herunter auf den Boden.
    »Nicht sterben, alter Mann. Ich hab noch ein paar Fragen an dich, und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sauer ich wäre, wenn du jetzt abkratzt.«
    In Effroms Kopf verschwamm alles zu einer weißen Masse. Seine Brust brannte vor Schmerz. Er versuchte, etwas zu sagen, doch er brachte kein Wort heraus. Schließlich gelang es ihm zu atmen. »Entschuldigung, Amanda, es tut mir leid«, keuchte er.
    Das Monster kam ins Schlafzimmer gekrochen und legte Effrom seine Hand auf die Brust. Effrom spürte die harten Schuppen durch seinen Pyjama. Er gab auf.
    »Nein!« schrie das Monster. »Du wirst nicht sterben!«
    Effrom war nicht mehr im Zimmer. Er saß auf einem Hügel in England und schaute zu, wie der Schatten eines Zeppelins über die Felder glitt und immer näher auf ihn zukam. Er blieb auf dem Hügel sitzen und wartete auf den Tod. Es tut mir leid, Amanda.
    »Nein, nicht heute nacht.«
    Wer hatte das gesagt? Er war allein auf dem Hügel. Schließlich spürte er einen stechenden Schmerz in der Brust. Der Schatten des Luftschiffs verblaßte, und nun löste sich die ganze englische Hügellandschaft auf. Er konnte hören, wie er atmete. Er war wieder zurück in seinem Schafzimmer.
    Ein warmes Gefühl erfüllte seine Brust. Er schlug die Augen auf und sah das Monster über ihn gebeugt. Der Schmerz in seiner Brust hatte sich gelegt. Er griff nach einer der Krallen des Monsters und versuchte, sie von seiner Brust wegzuzerren, doch sie lag einfach unverrückbar da, ohne in sein Fleisch zu schneiden, und ließ sich nicht bewegen.
    Das Monster sprach zu ihm: »Du warst echt prima. Die Nummer mit dem Revolver und so war wirklich klasse. Ich hab schon gedacht: ›Der alte Sack hat wirklich Mumm in den Knochen.‹ Und jetzt liegst du da, sabberst rum und jammerst. Erst machst du so einen guten Eindruck, und dann ruinierst du alles. Was soll der Quatsch? Wo bleibt deine Selbstachtung?«
    Effrom spürte, wie sich die Wärme in seiner Brust über den ganzen Körper ausbreitete bis in seine Fingerspitzen und Zehen. Sein Verstand wollte sich aus der ganzen Angelegenheit ausklinken und einfach in Ohnmacht fallen, um sich dort einzukuscheln bis zum Tagesanbruch, aber etwas zerrte an ihm und hielt ihn zurück.
    »Wie sieht's aus, schon besser, oder?« Das Monster hatte seine Hand zurückgezogen und saß nun mit gekreuzten Beinen in der Ecke des

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