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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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sie nicht sicher. Nichtsdestotrotz nickte sie ihm zu. Sie war ja nun alleinstehend, oder? Sie mochte ihn, oder? Außerdem, verdammt noch mal, jetzt war sie schon mal dabei, warum also kneifen?
    Er rückte zu ihr herüber und nahm sie in die Arme. Sie küßten sich, zunächst schüchtern, denn er konnte einfach nicht vergessen, wer er war, und sie war sich immer noch nicht ganz darüber im klaren, ob es das Richtige gewesen war, ihn einzuladen. Dann schloß er die Arme fester um sie, und sie schmiegte sich ganz dicht an ihn, und sie vergaßen beide ihre Hemmungen. Die Welt um sie herum hörte auf zu existieren. Als sich ihre Lippen wieder voneinander lösten, vergrub er sein Gesicht in ihrem Haar und hielt sie so fest, daß sie sich nicht umdrehen konnte und die Tränen in seinen Augen sah.
    »Jenny«, sagte er leise, »es ist so lange her …«
    »Pssst«, erwiderte sie und strich ihm durch die Haare. »Alles wird gut. Alles.«
    Vielleicht lag es daran, daß sie beide Angst hatten, oder daran, daß sie sich absolut nicht kannten. Vielleicht war es auch einfacher, eine Rolle zu spielen, um auf diese Weise lediglich mit dem Augenblick konfrontiert zu sein. Sie spielten im Lauf der Nacht verschiedene Rollen durch: Zunächst gaben sie einander, was sie brauchten, und dann, als es nicht mehr nur um schieres Verlangen ging, spielten sie ihre Rollen aus reinem Spaß an der Freude – sie tröstete ihn, und er ließ sich trösten, dann war er der verständnisvolle Beichtvater, dem sie sich in ihrer Verunsicherung anvertraute. Sie wurde zur Krankenschwester, die sich um den Patienten im Streckverband kümmerte; er schlüpfte in die Rolle des naiven Stallburschen, während sie die verführerische Herzogin markierte; dann war er der Schleifer und sie der junge Rekrut, schließlich wurde sie zum grausamen Meister, und er war der hilflose Sklave.
    Beim Morgengrauen saßen sie nackt auf dem Küchenboden, nachdem Travis' Godzilla Jennys Tokio in Schutt und Asche gelegt hatte. Sie kauerten über einen Sandwichtoaster gebeugt, jeder ein Messer mit einer Ladung Butter in der Hand, wie ein Rollkommando, das auf den Befehl zur Attacke wartet. Sie verspachtelten einen Laib Toast, ein halbes Pfund Butter, ein Kilo Tofu-Eiscreme, eine Packung Vollkornkekse mit Cremefüllung, eine Tüte ungesalzene blaue Cornchips sowie eine Wassermelone aus biologischem Anbau, die ihnen in rosa Strömen vom Kinn triefte, wenn sie lachten.
    Dick, fett und kugelrund gingen sie wieder ins Bett und versanken eng aneinandergeschmiegt in tiefen Schlaf.
    Vielleicht war es nicht Liebe, die sie verband; vielleicht war es nur das Verlangen, der Welt zu entkommen und alles um sich herum zu vergessen. Das jedenfalls hatten sie geschafft.
    Drei Stunden später klingelte der Wecker, und Jenny machte sich auf den Weg zu ihrer Arbeit in H.P.'s Café. Travis, der in traumlosem Schlaf lag, stöhnte kurz auf und lächelte, als sie ihm zum Abschied einen Kuß auf die Stirn gab.
    Als die Explosionen draußen losgingen, sprang er schreiend aus dem Bett.
     

Teil 4
Montag
     
    Die vielen Männer, oh so schön!
Und alle lagen tot und bleich;
Und tausend schleimige Gestalten
Lebten weiter – ganz mir gleich.
     
    Samuel Taylor Coleridge,
    Rime of the Ancient Marnier
     

-23-
RIVERA
     
    Gefolgt von zwei Polizisten in Uniform kam Rivera zur Tür des Trailers herein. Robert schaffte es gerade mal, sich auf der Couch hochzurappeln, nur um mit dem Gesicht wieder auf die Polster gedrückt zu werden und die Hände hinter den Rücken gefesselt zu bekommen. Er war noch nicht ganz wach, da hatte Rivera ihm schon seine Miranda-Rechte verlesen. Als Robert einigermaßen klar war, saß Rivera vor ihm auf einem Stuhl und hielt ihm ein Blatt Papier vor die Nase.
    »Robert, ich bin Detective Sergeant Alphonso Rivera.« In seiner anderen Hand klappte ein Etui mit seiner Dienstmarke auf. »Das hier ist ein Haftbefehl gegen Sie und The Breeze. Außerdem haben wir noch einen Durchsuchungsbefehl für den Trailer, und genau den werde ich jetzt gleich zusammen mit Deputy Deforest und Deputy Perez in die Tat umsetzen.«
    Einer der uniformierten Beamten kam vom anderen Ende des Trailers. »Er ist nicht hier, Sergeant.«
    »Danke«, sagte Rivera zu dem Uniformierten. Zu Robert gewandt, sagte er: »Es wird vieles einfacher für Sie, wenn Sie mir gleich sagen, wo ich The Breeze finden kann.«
    Robert ging langsam ein Licht auf, was das Ganze eventuell zu bedeuten hatte.
    »Sie sind also kein Dealer?«

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