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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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existierte in der Welt, und dieses Böse war ich. Ich kam zu dem Schluß, daß es in meiner Verantwortung lag zu verhindern, daß dieses Böse sich vor anderen Menschen manifestierte und so deren Glauben vernichtete. Ich mußte Catchs Existenz geheimhalten. Ich war vielleicht nicht in der Lage, ihn dran zu hindern, Menschenleben zu rauben, doch ich konnte ihn daran hindern, Seelen zu rauben.
    Ich beschloß, mich mit Catch an einen sicheren Ort zurückzuziehen, wo es keine Menschen gab, die ihm als Nahrung dienen konnten. Wir sprangen auf einen Güterzug nach Colorado, wo ich Catch ins Hochgebirge führte. Dort fand ich eine Hütte, von der ich glaubte, daß sie so weit abgelegen war, daß Catch keine Opfer finden würde. Es vergingen mehrere Wochen, und ich stellte fest, daß ich eine gewisse Macht über den Dämon hatte. Ich konnte ihm befehlen, Wasser zu holen oder Holz zu sammeln, und manchmal gehorchte er tatsächlich, während er mir bei anderen Gelegenheiten einfach ins Gesicht lachte. Ich habe nie herausfinden können, wie es zu diesen Schwankungen kam, wieso er mir manchmal gehorchte und manchmal wieder nicht.
    Nachdem ich die Tatsache akzeptiert hatte, daß ich nicht vor ihm wegrennen konnte, stellte ich ihm permanent Fragen, um vielleicht einen Hinweis darauf zu erlangen, wie ich ihn wieder zurück zur Hölle schicken konnte. Seine Antworten waren ziemlich vage, um es beschönigend auszudrücken. Ich konnte nur in Erfahrung bringen, daß er schon einmal auf der Erde gewesen war und jemand ihn zurückgeschickt hatte.
    Nachdem wir zwei Monate in den Bergen zugebracht hatten, kam ein Suchkommando zu unserer Hütte. Es schien, daß einige Jäger, die in der Gegend gejagt hatten, als auch Leute aus Ortschaften, die bis zu zwanzig Meilen entfernt lagen, verschwunden waren. Nachts, während ich geschlafen hatte, hatte sich Catch heimlich auf Streifzüge nach Opfern begeben. Es war offensichtlich, daß es nichts nützte, wenn ich mich mit ihm in die Abgeschiedenheit zurückzog, um ihn davon abzuhalten, Menschen umzubringen. Ich schickte das Suchkommando weg und fing an, mir Gedanken darüber zu machen, was nun zu tun sei. Eines wußte ich mit Bestimmtheit – wir mußten verschwinden, oder irgendwann würde jemand herausbekommen, daß Catch existierte.
    Ich wußte, daß es einen logischen Grund geben mußte, warum Catch überhaupt auf der Erde war. Dann, auf unserem Weg aus dem Gebirge, kam mir der Gedanke, daß der Schlüssel dazu, wie man Catch wieder zurückschicken konnte, in dem zweiten Kerzenhalter verborgen sein mußte. Und den hatte ich im Zug bei dem Mädchen zurückgelassen. Als ich vom Zug abgesprungen war, hatte ich also unter Umständen meine einzige Chance vertan, ihn wieder loszuwerden. Krampfhaft versuchte ich mich an irgend etwas zu erinnern, wodurch ich das Mädchen wiederfinden konnte. Ich hatte sie nie gefragt, wie sie mit Nachnamen hieß. Das einzige, was vor mir auftauchte, wenn ich mich an Details der Begegnung mit ihr zu erinnern versuchte, waren ihre hinreißenden blauen Augen. Es schien, als wären sie in mein Gedächtnis eingebrannt, während alles andere verblaßt war. War es möglich, den gesamten Osten der Vereinigten Staaten abzuklappern und jeden zu fragen, ob er ein junges Mädchen mit wunderschönen blauen Augen gesehen hatte?
    Irgendwas ließ mich nicht los. Da war etwas, das mich eventuell zu dem Mädchen führen konnte; ich mußte mich nur daran erinnern. Dann kam ich drauf – das hölzerne Armband, das sie getragen hatte. Die Initialen in dem Herzen waren E+A. Wieviel Mühe konnte es schon machen, die Rekrutenlisten nach einem Soldaten durchzuforsten, dessen erste Initiale ein E war? In seinen Unterlagen wären die nächsten Verwandten aufgelistet, und sie hatte gesagt, daß sie bei seiner Familie bleiben wollte. Ich hatte einen Plan.
    Zusammen mit Catch fuhr ich zurück nach Osten und klapperte alle Einzugsämter ab. Ich erzählte, daß ich in Europa gewesen war und ein Mann, dessen Vorname mit einem E anfing, mir das Leben gerettet hatte und ich ihn finden wollte. Überall stellte man mir die gleichen Fragen nach der Division und den Ort der Stationierung und wo die Schlacht denn stattgefunden hätte, doch ich sagte, ich hätte einen Granatsplitter im Kopf und könnte mich nur daran erinnern, daß der Vorname des Mannes mit einem E anfing. Natürlich glaubte mir niemand, doch sie ließen mir meinen Willen – vermutlich eher aus Mitleid, nehme ich an.
    In der Zwischenzeit

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