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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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hätte ich den Sturz eigentlich nicht überleben dürfen. Der Aufprall verschlug mir zwar schier den Atem, und ich dachte, ich hätte mir das Kreuz gebrochen, aber Sekunden später war ich schon wieder auf den Beinen und rannte durch ein bewaldetes Tal. Erst später fand ich heraus, daß ich durch den Pakt mit dem Dämon unter einem besonderen Schutz stand, auch wenn ich Catch zu diesem Zeitpunkt nicht unter Kontrolle hatte. Ich weiß bis heute nicht, wie weit dieser Schutz reicht, doch ich war seitdem in über hundert Unfälle verwickelt, die ich nie und nimmer hätte überleben dürfen, und ich habe dabei nicht einmal einen Kratzer davongetragen.
    Ich rannte durch den Wald, bis ich zu einer Landstraße kam. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Ich ging einfach weiter, bis ich nicht mehr konnte, und setzte mich schließlich an den Straßenrand. Kurz nach Sonnenaufgang kam ein klappriger Wagen vorbeigefahren, hielt neben mir an, und der Farmer fragte mich, ob mir etwas fehlte. In jenen Tagen war ein barfüßiger Junge in Latzhosen, der am Straßenrand saß, kein ungewöhnlicher Anblick.
    Der Farmer sagte mir, daß ich nur noch zwanzig Minuten von zu Hause entfernt war. Ich sagte ihm, ich sei ein Student, der Ferien hätte und nun per Anhalter nach Hause zu fahren versuchte, und er bot mir an, mich mitzunehmen. Auf dem Wagen schlief ich dann ein. Als der Farmer mich weckte, standen wir vor dem Tor der Farm meiner Eltern. Ich dankte ihm und ging die Straße zum Haus hinauf.
    Im nachhinein erscheint es mir, als hätte ich vom ersten Moment an wissen sollen, daß etwas nicht stimmte. Um diese Zeit am Morgen hätten eigentlich alle auf den Beinen sein sollen, um zu arbeiten, aber der Hof vor der Scheune lag bis auf ein paar Hühner völlig verlassen da. Ich hörte die Kühe im Stall muhen, obwohl sie schon längst gemolken und auf die Weide getrieben sein sollten.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich meinen Eltern erzählen sollte. Ich hatte mir auch auf dem Weg nach Hause keine Gedanken darüber gemacht, ich wollte einfach nur heim.
    Ich rannte zur Hintertür in der Erwartung, meine Mutter in der Küche zu finden, aber sie war nicht da. Meine Familie verließ die Farm eigentlich nur ganz selten, und wenn, dann kümmerten sie sich zumindest darum, daß die Tiere versorgt waren. Mein erster Gedanke war, daß jemand einen Unfall gehabt haben mußte. Vielleicht war mein Vater vom Traktor gefallen, und sie hatten ihn ins Krankenhaus nach Clarion gebracht. Ich rannte ums Haus herum zum Vordereingang. Dort stand der Wagen meines Vaters.
    Ich lief durchs ganze Haus, schaute in jedes Zimmer, rief nach ihnen, doch es war niemand da. Ich setzte mich auf die Veranda und überlegte, was ich als nächstes tun sollte, da hörte ich hinter mir seine Stimme.
    ›Du kannst vor mir nicht wegrennen‹, sagte Catch.
    Ich drehte mich um. Er saß auf der Schaukel der Veranda und ließ seine Beine in der Luft baumeln. Ich hatte Angst, aber gleichzeitig war ich auch wütend.
    ›Wo ist meine Familie?‹ schrie ich.
    Er klopfte sich auf den Bauch. ›Weg‹, sagte er.
    ›Was hast du mit ihnen gemacht?‹ sagte ich.
    ›Sie sind weg – und zwar für immer‹, sagte er. ›Ich habe sie aufgegessen.‹
    Ich war außer mir vor Wut. Ich packte die Schaukel und gab ihr einen Stoß, so fest ich konnte. Sie krachte gegen das Geländer der Veranda, und Catch flog kopfüber in den Dreck.
    Mein Vater hatte vor dem Haus einen Holzblock samt Axt stehen, wo er Kleinholz hackte. Ich machte einen Satz von der Veranda herunter und griff mir die Axt. Catch rappelte sich gerade auf, als ich ihm mit der Axt einen Hieb auf die Stirn versetzte. Funken sprühten durch die Luft, und die Axt prallte an seinem Kopf ab, als wäre er aus Eisen. Bevor ich auch nur Zeit hatte, mich zu wundern, saß Catch auf meinem Brustkorb und grinste mich wie der Dämon aus dem Gemälde Der Alptraum von Füßli an. Er wirkte kein bißchen wütend. So sehr ich auch zappelte, ich konnte nicht aufstehen.
    ›Paß mal auf‹, sagte er. ›Was soll der Quatsch? Du hast mich herbeigerufen, damit ich was für dich erledige, und ich hab's getan, also warum jetzt das ganze Gezeter? Außerdem hättest du einen Heidenspaß bei der Sache gehabt. Ich habe dem Priester die Achillessehnen durchtrennt und zugeschaut, wie er auf dem Boden rumgekrochen ist und um Gnade gewinselt hat. Priester verspeisen macht mir wirklich Spaß. Die glauben immer, der Schöpfer stellt sie auf eine Probe.‹
    ›Du hast meine

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