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Der kleine Dämonenberater

Der kleine Dämonenberater

Titel: Der kleine Dämonenberater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Familie umgebracht!‹ sagte ich und versuchte noch immer, mich zu befreien.
    ›Na ja, so was kann vorkommen, wenn du wegläufst. Das ist deine eigene Schuld; wenn dir die Verantwortung zuviel ist, warum rufst du mich dann? In dem Fall hättest du's besser bleiben lassen. Du hast doch gewußt, worauf du dich einläßt, als du dem Schöpfer abgeschworen hast.‹
    ›Habe ich doch gar nicht‹, protestierte ich. Doch dann fielen mir meine Flüche in der Kapelle ein. Ich hatte Gott abgeschworen. ›Ich habe es nicht gewußt‹, sagte ich.
    ›Bevor du dir in die Hosen machst, erkläre ich dir vielleicht am besten erst mal die Spielregeln‹, sagte er. ›Erstens: Du kannst vor mir nicht weglaufen. Du hast mich herbeizitiert, und ich stehe dir zu Diensten bis in alle Ewigkeit – mehr oder weniger jedenfalls. Und wenn ich sage, bis in alle Ewigkeit, dann heißt das auch, bis in alle Ewigkeit. Du wirst nicht älter werden, und du wirst nie krank. Das zweite, was du wissen mußt, ist: Ich bin unsterblich. Du kannst mit der Axt so lange auf mich einschlagen, wie du willst, aber alles, was du davon hast, ist eine stumpfe Axt und Rückenschmerzen, also spar dir die Mühe. Drittens, ich heiße Catch. Man nennt mich auch den Zerstörer, und genau das ist es, was ich mache. Mit meiner Hilfe kannst du die Welt beherrschen und alles, was sonst noch Spaß macht. In der Vergangenheit haben meine Meister nicht immer das Beste aus mir herausgeholt, aber vielleicht bist du ja die große Ausnahme, obwohl ich da ein paar Zweifel habe – aber was soll's. Viertens, wenn ich so aussehe wie jetzt, bist du der einzige, der mich sehen kann. Wenn ich meine Zerstörergestalt annehme, bin ich für jedermann sichtbar. Das ist ziemlich dämlich, und warum das so ist, ist eine lange Geschichte. In der Vergangenheit hielten sie's für besser, daß niemand von mir wußte, aber das ist keine zwingende Vorschrift.‹
    Damit hatte er gesagt, was zu sagen war, und so stieg er von meinem Brustkorb. Ich kam wieder auf die Beine und wischte mir den Staub ab. Mir schwirrte der Kopf von dem, was Catch mir erzählt hatte. Ich hatte keinen Schimmer, ob er mir die Wahrheit gesagt hatte oder nicht, aber ich hatte auch nichts sonst, woran ich mich hätte halten können. Wenn man mit dem Übernatürlichen konfrontiert wird, sucht der Geist verzweifelt nach einer Erklärung. Diese Erklärung hatte ich schon in Händen, doch ich weigerte mich, daran zu glauben.
    Ich sagte: ›Also kommst du aus der Hölle?‹ Ich weiß, das ist eine blöde Frage, aber nicht einmal die Erziehung am Priesterseminar bereitet einen darauf vor, mit einem Dämon Konversation zu treiben.
    ›Nein‹, sagte er. ›Ich komme aus Paradise.‹
    ›Du lügst‹, sagte ich. Es war die erste einer Reihe von Lügen und Irreführungen, mit denen ich siebzig Jahre lang zu tun haben sollte.
    Er sagte: ›Nein, wirklich, ich komme aus Paradise. Das ist eine kleine Stadt knapp dreißig Meilen vor Newark.‹ Er hielt sich den Bauch vor Lachen und rollte sich im Dreck herum.
    ›Wie kann ich dich wieder loswerden?‹
    ›Tut mit leid, aber ich habe dir alles gesagt, was ich dir sagen mußte.‹
    Zu diesem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, wie gefährlich Catch war. Ich spürte, daß mir selbst keine unmittelbare Gefahr drohte, deshalb versuchte ich, mir einen Plan auszudenken, wie ich ihn wieder loswerden konnte. Auf der Farm wollte ich nicht bleiben, andererseits wußte ich auch nicht, wo ich nun hin sollte.
    Mein erster Instinkt sagte mir, daß es am besten wäre, sich an die Kirche zu wenden. Wenn ich einen Priester fand, konnte er den Dämon durch einen Exorzismus vielleicht wieder zurückschicken, wo er hergekommen war.
    Ich ging mit Catch in die Stadt, wo ich den Gemeindepriester bat, einen Exorzismus abzuhalten, doch bevor ich den Priester von Catchs Existenz überzeugen konnte, wurde der Dämon sichtbar und fraß den Priester Stück für Stück vor meinen Augen auf. Da merkte ich, daß Catchs Macht jenseits des Vorstellungsvermögens jedes normalen Priesters lag, vielleicht sogar der ganzen Kirche.
    Der christliche Glaube schließt den Glauben an das Böse als eine aktive Macht ein. Wenn man das Böse leugnet, leugnet man das Gute und damit Gott. Der Glaube an das Böse ist ein Akt des Glaubens schlechthin, so wie der Glaube an Gott. Doch hier war ich nun und hatte das Böse als eine Realität vor mir und nicht als eine Abstraktion. Mein Glaube war dahin. Er war nutzlos geworden. Das Böse

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