Der kleine Drache Kokosnuss im Spukschloss
Schrecken eingejagt!«
»Das nennst du Schrecken?«, erwidert Gerd. »Ihr seid ja nicht einmal davongelaufen!«
Willi Dachs kommt ein Verdacht: »Sag mal, bist du das Gespenst, das seit ein paar Tagen im Wald sein Unwesen treibt?«
Gerd blickt zu Boden und sagt leise: »Irgendwo muss ich doch spuken. Im Flaschenland hat sich niemand vor mir gegruselt. 3 Ich habe ja auch nicht einmal einen Gespenster-Umhang.
Holunder hat mir von Klippenstein erzählt und dass ich hier vielleicht das Spuken lernen könnte.
Dafür habe ich mir extra schicke Sachen angezogen. Doch dann habe ich Klemenzia gesehen und...«
»Bist vor Angst in den Wald gezogen und erschreckst jetzt Hasen und Igel!«, brummt Willi.
»Spuken ist nun mal mein Beruf«, entschuldigt sich Gerd. »Und ich dachte, im Wald kann ich gut üben, damit ich mich eines Tages bei Klemenzia vorstellen kann.«
»Hat Klemenzia dich denn schon einmal gesehen?«, fragt Kokosnuss.
»Äh, ich glaube nicht, wieso?«
Der kleine Drache überlegt. »Hm, Friedrich, zeig doch mal deine Zähne!«
Das Dachskind kommt vorsichtig hervor und grinst mit seinem Vampirgebiss.
»Bah! Ein Vampir!«, schreit Gerd und flitzt vor Schreck hinter den Schrank zurück.
»Das ist nur ein Plastikgebiss!«, sagt Kokosnuss. »Wenn du es trägst, siehst du aus wie ein Vampirgeist. Damit könntest du Klemenzia erschrecken.« Gerd sieht vorsichtig zu Friedrich hinüber:
»Aber... dann wäre Klemenzia doch wütend auf mich.«
»Sicher nur im ersten Moment«, sagt Willi Dachs. »Als Experte für Gespensterkunde kann ich dir versichern, dass du Klemenzia damit sehr beeindrucken würdest. Vielleicht dürftest du danach sogar im Schloss wohnen. Wir Waldbewohner hätten wieder unsere Ruhe und Klemenzia hätte endlich Gesellschaft. Wirklich eine sehr gute Idee, kleiner Drache.«
Gerd schluckt. »Ich weiß nicht.«
In diesem Augenblick schlägt es ein Uhr. »Huch!«, ruft Gerd und ist im selben Augenblick in der Truhe verschwunden.
»Warte!«, ruft Kokosnuss.
»Zu spät«, sagt Willi. »Die Geisterstunde ist vorbei.«
Ein Vampirgeist!
» D olles Ding!«, grinst Großvater Dachs, als die anderen von ihrem Plan berichten.
»Wenn dieser Gerd überhaupt mitmacht«, murmelt die Großmutter stirnrunzelnd.
»Hm«, überlegt Kokosnuss. »Gerd macht bestimmt mit. Wir müssen nur die Truhe ins Schloss hinaufbringen. Wenn es Mitternacht schlägt und Gerd aufwacht, geben wir ihm schnell das Gebiss und verstecken uns.«
Willi Dachs rührt nachdenklich in seiner Teetasse: »Ich schätze, der Gerd ist ein Gespenst der Spukklasse ›3a Babyschreck‹. Das ist, ehrlich gesagt, so ziemlich die allerunterste Spukklasse. Hoffentlich merkt das die Klemenzia nicht.«
»Vielleicht könnten wir noch einen schwarzen Umhang mit Kapuze auftreiben«, schlägt Matilda vor. »Damit sieht sogar Gerd aus wie ein Vampirgeist!«
»Gute Idee, Matilda!«, sagt Kokosnuss.
Plötzlich merkt er, dass er müde ist wie ein Murmeltier vor dem Winterschlaf. Matilda geht es genauso und so übernachten die beiden bei Familie Dachs. Bis weit in den nächsten Tag hinein schlafen sie, so erschöpft sind sie von dem Abenteuer mit Klemenzia.
»Heda, ihr zwei, aufwachen!«, ruft Willi Dachs.
»Bald geht die Sonne unter und wir haben noch einen weiten Weg vor uns!«
Mit einem schwarzen Umhang, den Großmutter Dachs aus einem alten Vorhang genäht hat, und der Truhe mit dem schlafenden Gerd darin machen sich Kokosnuss, Matilda und Willi Dachs auf zum Schloss Klippenstein.
Wieder weist ihnen das Licht den Weg. »Das ist ein Spuklicht«, erklärt Willi. »Es soll nachts Wanderer anlocken.«
Und wieder ist das Licht erloschen, als sie vor dem geöffneten Schlosstor stehen. Als sie das Schloss betreten, fallen Tor und Tür hinter ihnen zu, genau wie in der Nacht zuvor.
Unruhig warten die Freunde im Schlosssaal auf die Geisterstunde. Als die Standuhr zwölfmal schlägt, öffnet Kokosnuss schnell die Truhe.
»W-wo bin ich?«, stottert Gerd verschlafen. Doch als er sich umblickt, versteht er: »Oh nein! Kli-Kli-Klipp-Klipp-Klippenstein!«
»Hier, das Gebiss!«, flüstert Kokosnuss.
»Und hier«, sagt Matilda, »ein Umhang!«
Gerd schluckt. »Umhang? W-Was soll ich denn mit...?«
In diesem Augenblick hören sie ein schauderhaftes Heulen. Die Freunde zucken zusammen. Gerd ist vor Schreck erstarrt: »Kle-Kle-Kle-Klemenz-z-z-z-z-zia!«
Und – zack! – ist er wieder in seiner Truhe verschwunden. Die anderen zerren am Deckel, doch Gerd
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