Der kleine Drache Kokosnuss im Spukschloss
speit Feuer, doch da ist Klemenzia schon verschwunden.
Der kleine Drache fliegt in den Schlosssaal. Hinter ihm schlägt die Tür zu. Es blitzt und donnert und plötzlich steht Klemenzias Körper vor ihnen. Ihr Kopf kommt von der anderen Seite durch die Mauer geflogen und ruft: »Jetzt seid ihr in der Falle!«
Da flüstert Kokosnuss: »Matilda, hol tief Luft und schließ die Augen!«
»Was hast du vor?«
»Tu, was ich sage, jetzt!«
Das Stachelschwein atmet zweimal tief durch, hält die Luft an und schließt die Augen. Kokosnuss fliegt einen Salto, flattert durch Klemenzia hindurch und saust in den Kamin hinein. Klemenzia schreit auf und fliegt hinterher.
»Aua, ist das heiß!«, ruft Matilda.
Der kleine Drache rast durch den verqualmten Schornstein hinaus ins Freie. Frische Luft! Die beiden atmen tief durch. Da ertönt ein Schrei. Klemenzia ist ihnen dicht auf den Fersen. Sie nimmt ihren Kopf und wirft ihn hinter den beiden her. Boing, getroffen!
»Aua!«, schreit Matilda.
Klemenzias Kopf kullert fluchend auf die Wiese.
Kokosnuss aber fliegt, so schnell ihn seine Flügel tragen, mit Matilda in den Wald hinein.
Bei Familie Dachs
E rschöpft landet der kleine Drache im Klippenwald.
»Puh, das ist noch mal gut gegangen«, seufzt Matilda.
Die beiden schauen sich um und lauschen. Das Gewitter hat sich verzogen. Kein Lüftchen regt sich. Die Bäume stehen still.
»Hm, genau wie vorhin«, murmelt der kleine Drache. »Totenstill. In diesem Wald scheint nicht einmal ein Regenwurm zu wohnen.«
Da reckt Matilda den Hals: »Was war das?« »Was denn?«, fragt Kokosnuss.
»Dort hinten! Zwischen den Bäumen hat sich etwas bewegt!«
Plötzlich ertönt ein klagendes Geheul: »Huhuuuuu! Huhuuuuu!«
»D-d-das Ge-Gespenst!«, stottert Matilda.
Jetzt raschelt es im Unterholz. Die beiden Freunde zucken zusammen. Sie wagen kaum zu
atmen. Das Rascheln kommt immer näher.
Da kommt ein Dachs hervorgekrochen. Erleichtert atmen die Freunde aus.
»Hast du uns erschreckt!«, sagt Kokosnuss.
Der Dachs schüttelt den Kopf.
»Ts, ts, hier in der Nacht herumzuspazieren! Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?«
»Schön wär’s«, entgegnet Matilda. »Im Gegenteil: Wir werden von einem Gespenst namens Klemenzia verfolgt.«
Der Dachs sieht sich verstohlen um und flüstert: »Kommt mit!«
Über versteckte Pfade führt er die beiden Besucher bis zu einer windschiefen Hütte am Waldrand. In der Ferne ragt das Schloss in den dunklen Nachthimmel.
»Hier wohnen wir«, erklärt der Dachs. »So haben wir Schloss Klippenstein immer im Blick. Unsere Familie erforscht das Spukschloss schon seit Jahrhunderten. Wir Dachse sind sozusagen Gespenster-Experten. Bitte, kommt herein!«
Als Kokosnuss gerade die Hütte betreten will, nimmt er eine Bewegung wahr. Was war das? Der kleine Drache schaut um die Ecke. Nichts zu sehen.
Seltsam, da war doch etwas? Ach, jetzt sehe ich schon Gespenster, wo gar keine sind, denkt er und folgt den anderen.
In der Hütte ist es urgemütlich. Die ganze Familie – Mutter Dachs, Kind Dachs und die Großeltern – sitzt in der Stube und lässt sich frisch gebackenen Kuchen schmecken. Wie herrlich der duftet!
»Da bist du ja endlich, Willi!«, ruft Mutter Dachs.
»Wen hast du denn da mitgebracht?« »Einen Feuerdrachen und ein Stachelschwein«, antwortet Willi Dachs. »Stellt euch vor, die beiden waren im Schloss!«
»Die Ärmsten!«, sagt Mutter Dachs. »Setzt euch und esst ein Stück Kuchen. Es ist reichlich da!« »Wie seid ihr denn aus dem Schloss wieder herausgekommen?«, fragt der Großvater.
Da erzählen Kokosnuss und Matilda von ihrem Abenteuer mit Klemenzia und davon, dass sie ihr durch den Kamin entwischt sind.
»Durch den Kamin!«, grinst Großvater Dachs.
»Das ist ja eine dolle Nummer!«
»Aber dann«, berichtet Matilda, »hat Klemenzia uns im Wald aufgelauert!«
Die Dachse schütteln die Köpfe.
»Ach«, seufzt Mutter Dachs. »Seit sie auch noch im Wald spukt, sind die Nächte hier unerträglich geworden.«
»Sind die Tiere deshalb aus dem Wald weggezogen?«, fragt Kokosnuss.
»Genau«, antwortet Willi Dachs. »Und auf
ihrem Schloss hat Klemenzia niemanden, den sie erschrecken kann. Wahrscheinlich spukt sie deshalb im Wald herum. Hm, eigentlich merkwürdig, denn Schlossgespenster verlassen für gewöhnlich ihr Schloss nicht.«
»Wenn ihr mich fragt«, sagt Großmutter Dachs und schaut nachdenklich über den Rand ihrer Lesebrille hinweg, »der Klemenzia fehlt die
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