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Der kleine Mann

Der kleine Mann

Titel: Der kleine Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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stören.“
    „Schon kapiert“, sagte Jakob. „Otto und Bernhard, die Kidnapper.“ Er blickte auf einen Zeitungsausschnitt, der in der Schreibunterlage steckte. „Das ist der Aufruf von der Polizei. Mit der Telefonnummer und so weiter.“
    „Tüchtig, tüchtig, Freund Jakob“, meinte Mäxchen und rieb sich, endlich wieder einmal, vor Wonne die Hände. „Wenn du wen an der Strippe hast, legst du den Hörer auf den Schreibtisch, ja? Dann red ich selber.“
    Jakob wählte die Telefonnummer und sagte nach einer Weile: „Verbinden Sie mich bitte mit Herrn Kriminalkommissar Steinbeiß! Der hat keine Zeit? Das ist aber schade. Na, dann richten Sie ihm einen schönen Gruß vom Kleinen Mann aus!“ Jakob grinste Mäxchen an und murmelte: „Das saß! Den Wachtmeister hat fast der Schlag getroffen!“
    Drei Sekunden später dröhnte aus dem Telefon eine Stimme, als ob der Kommissar mitten im Zimmer stünde: „Hier Steinbeiß! Waaas ist los?“

    Mäxchen kniete sich vor die Sprechmuschel und rief: „Hier spricht der Kleine Mann! Mäxchen Pichelsteiner! Ich bin entwischt! Aus dem Hause Kickelhahnstraße 12! Otto wird gleich wiederkommen! Jetzt bin ich im Hause gegenüber..
    „Hausnummer 17“, flüsterte Jakob hastig. „Bei Hurtig. Erdgeschoß links.“
    „Hausnummer 17, bei Hurtig, Erdgeschoß links! Haben Sie mich verstanden? Moment, ich muß erst zur Hörmuschel sausen!“
    Mäxchen rannte also zur Hörmuschel.
    „Wir sind sofort bei dir!“ rief der Kriminalkommissar. „Sei inzwischen vorsichtig! Sonst noch was?“
    Mäxchen sprang an die Sprechmuschel zurück und steckte vor lauter Aufregung beinahe den Kopf hinein. „Kommen Sie bitte nicht mit Sirene und Blaulicht. Otto ist noch in der Apotheke und riecht sonst Lunte! Und die hauptsächlichste Hauptsache, Herr Krimissar, nein, Herr Missionar, oje, bin ich durchgedreht. Sagen Sie dem Jokus nichts! Noch nichts noch nicht! Bitte bitte und dreimal bitte! Er regt sich so leicht auf! Geht’s ihm denn gut? Und der Rosa Marzipan auch? Und...“
    Jakob hielt das Ohr fest an die Hörmuschel gepreßt und winkte ab. „Schweigen im Walde. Wahrscheinlich springt der wackre Beamte soeben aus dem dritten Stock direkt ins Auto. Mit zwanzig Pistolen im Halfter.“
    „Eilig währt am längsten“, meinte Mäxchen. „Trag mich bitte ans Fenster!“
    Jakob legte den Telefonhörer auf die Gabel. „Es wird mir eine besondre Ehre sein, Herr von Pichelsteiner.“

    Sie saßen am offnen Fenster und warteten ungeduldig auf die Zukunft. Wer würde zuerst durchs Ziel gehen? Kriminalkommissar Steinbeiß mit seinen Leuten? Oder der kahle Otto mit den Baldriantropfen?
    Jakob spuckte wieder Kirschkerne nach dem grünen Ball und traf noch immer nicht. „Zielspucken ist schwer“, stellte er fest. „Fast so schwer wie das Leben.“
    „Wieso ist das Leben noch schwerer?“ fragte Mäxchen.
    „Mein lieber Mann!“ seufzte der andre Junge. „Es sieht trübe aus. Vater fort. Mutter fort. Sohn nährt sich von Obst. Ist das etwa nichts?“
    „Wann haben sie dich denn verlassen?“ fragte Mäxchen erschrocken.
    „Heute früh.“
    „Für immer?“
    „Nicht ganz. Morgen abend kommen sie zurück.“
    Da mußten beide lachen.
    „Tante Anna“, berichtete Jakob, „ist vom Storch ins Bein gebissen worden. Ich konnte das meinen Eltern nicht ausreden. Sie wollten sich unbedingt den Storch ansehen oder den Biß ins Bein oder das Baby.“
    „Und sie haben dir nur eine Tüte Kirschen hiergelassen?“
    „Bewahre!“ sagte Jakob gekränkt. „Ich war reich wie drei Sparbüchsen. Sollte im ,Spaten’ essen. Heute mittag und heute abend und morgen mittag. Aber...“
    „Aber was?“
    „Wie ich in die Schule will, steht Fritz Griebitz davor und weint. Und hält seinen kleinen Dackel im Arm, der ihn immer hinbringt und abholt. Ein Auto hatte ihn totgefahren. Puffi hieß er.“
    „Oh“, murmelte Mäxchen.
    „Da haben wir Geld gesammelt. Fürs Begräbnis und den nächsten Puffi. Und wie wir ins Klassenzimmer kommen, guckt der Lehrer auf die Uhr. Mann, war der sauer! Und der verheulte Fritz... Und der tote Dackel beim Pförtner...Und nur noch achtzig Pfennige bis morgen abend... Und dauernd Kirschen... Ist nun das Leben schwer oder nicht?“
    Mäxchen nickte verständnisvoll. Er knabberte und nagte an einer Kirsche, die er mit beiden Händen festhielt. Es sah aus, als wolle er einen Riesenkürbis stemmen, der auf der Weltausstellung die Goldene Medaille erhalten hat. Dabei sagte er: „Noch ein

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