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Der Kleine Prinz Kehrt Zurück

Der Kleine Prinz Kehrt Zurück

Titel: Der Kleine Prinz Kehrt Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Pierre Davidts
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ihre Neigung, überall das Schlechte zu sehen, besonders dort, wo es nicht ist.
    Meine unbedachte Frage hatte ihn so verstört, daß ich das wieder gutmachen wollte und die erstbeste Lösung vorschlug, die mir durch den Kopf ging.
    »Wie war's, wenn du ihm eine Falle stellst?«
»Eine Falle?«
»Ja, du gräbst eine Grube und fängst ihn darin.«
»O nein! Mein Planet ist viel zu klein. Ich könnte ihn
durchbohren.«
    Sein Planet! Ich war sprachlos. Aber die Antwort war so unvermittelt, so selbstverständlich aus ihm herausgesprudelt, daß ich nicht glauben mochte, sie wäre einzig seiner Phantasie entsprungen.
    Durch welche Zauberei jedoch konnte es ihn mitsamt seinem Schaf aus dem Weltall hierher verschlagen haben? Mein an den Gesetzen der kartesianischen Logik geschulter Geist verwarf diese Möglichkeit kategorisch. Zu meiner Entlastung sei daran erinnert, lieber Herr von Saint-Exupery, daß mich zu diesem Zeitpunkt die Lektüre Ihrer Werke noch keines Besseren belehrt hatte.
    Ich hatte keine Lust, dieses Gespräch zu vertiefen. Als mein Blick auf das überall herumliegende Treibgut fiel, das nach dem Unwetter an den Strand geschwemmt worden war, kam ich auf die Idee, daß es ein ziemlich großes Feuer geben würde, wenn ich genügend davon sammelte. Ich hatte zwar keine Streichhölzer, aber meine Brillengläser könnten mir als Brenngläser dienen, und es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn es mir nicht gelänge, mit Hilfe der tropischen Sonne den Stoß zu entzünden. Wenn ich noch frische Blätter darauf legte, würde es richtig qualmen, und der dichte, schwarze Rauch über der glatten Fläche des Ozeans wäre vom Ausguck eines Schiffs, das in diesen Gewässern kreuzte, sicher schon von weitem zu sehen. Angesichts unserer mageren Vorräte und meiner rudimentären Kenntnisse in der Kunst des Überlebens fiel mir in diesem Augenblick nichts Besseres ein, als unsere Rettung voranzutreiben.
    Während ich mich eifrig zu schaffen machte, gingen mir zahllose Gedanken durch den Kopf: Woher kam der komische Knirps? Wer war er? Wie hatte es ihn hierher verschlagen? Und warum war er mit einem Schaf unterwegs? Soviele Rätsel, die ich gern gelöst hätte. Leider war er nicht sehr gesprächig. Er wich meinen Fragen aus und stellte statt dessen seine eigenen.
    Eine Weile lang trabte er friedlich neben mir her und beobachtete meine Vorbereitungen mit gelassener Neugier - bis ich am untersten Blatt einer Palme zog.
    »Warum reißt du es aus?«
Sein Gesicht war vor lauter Empörung rot angelaufen. »Grüne Blätter qualmen ordentlich im Feuer«, erklärte ich
geduldig. »Wenn wir Glück haben, bemerkt jemand das Signal und kommt uns zu Hilfe.«
    »Das ist kein Grund, der Palme weh zu tun!«
»Unsinn!« sagte ich. »Pflanzen spüren doch nichts.« Der kleine Prinz ließ sich nicht beirren.
»Auf meinem Planeten kenne ich eine sehr empfindsame Rose!«
    Ich bestand nicht auf meiner Meinung. Er hatte sich anscheinend ein Universum zurechtgezimmert, in dem die Vernunft der Erwachsenen nichts verloren hatte.
»Wenn man schweigt, heißt das noch lange nicht, daß man nicht leidet«, beharrte er.
     
Ich sann eine Weile über die Weisheit dieses Satzes nach.
    »Meine Rose hat einen Dorn verloren«, fügte er hinzu. »Sie hat nichts gesagt, aber ich weiß genau, daß es ihr wehgetan hat. Ich habe gesehen, wie eine Träne von einem ihrer Blätter tropfte.«
    Nun siegte doch meine Neugier. Ich unterbrach meine Arbeit und fragte ihn, warum die Rose ihren Dorn verloren habe.
»Aus Stolz!«
    Mein Interesse am Schicksal seiner Blume wirkte wie ein Sesam-öffne-Dich: Mit einem Mal legte der kleine Prinz eine Gesprächigkeit an den Tag, die man hinter seiner bis dahin geradezu klösterlichen Zurückhaltung nicht vermutet hätte.
So erfuhr ich die Geschichte von dem Tiger.
    Ich möchte Sie nicht mit der Beschreibung des Planeten langweilen, der Ihnen, lieber Herr von Saint-Exupery, ja nicht fremd ist, im Gegenteil. Also fange ich damit an, daß eines Tages ein Zirkus dort halt gemacht hatte. Es war ein ganz gewöhnlicher Zirkus mit einem großen Zelt, Clowns, Seiltänzern und einer Menagerie. Er war nicht lange geblieben, weil es auf dem winzigen Planeten gar nicht genug Platz gab, das ganze Zirkusvolk aufzunehmen, darunter einen Elefanten, ein Dromedar, zwei Pferde, drei Robben und einen Tiger.
    Als der Zirkusdirektor festgestellt hatte, daß nur ein einziger Zuschauer der Vorstellung applaudieren würde - noch dazu zum halben Preis -,

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