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Der Kleine Prinz Kehrt Zurück

Der Kleine Prinz Kehrt Zurück

Titel: Der Kleine Prinz Kehrt Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Pierre Davidts
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Blume, die es mit einem Tiger aufnehmen will. So was Komisches hab ich noch nie gehört!«
Zorn und Scham hüllten die Rose in noch dunkleres Purpur.
»Sie sollten wissen, mein Herr, daß ich nicht wehrlos bin«, entgegnete sie und wölbte stolz den Stengel, um ihre Dornen zu präsentieren. Der Tiger lachte noch lauter.
»Lachen Sie nur! Meine Dornen sind schärfer als die spitzeste Nadel. Sie würden jeden Panzer durchbohren, wäre er auch so dick wie der eines Krokodils!«
»Diese Stacheln gegen meine Krallen?« feixte der Tiger und fuhr seine Klauen aus, die Krummschwertern glichen.
Der Mut der Rose war ihrem Stolz ebenbürtig. Obwohl sie erkannte, wie wenig sie gegen solche Waffen gewappnet war, sagte sie tapfer:»Ich habe keine Angst.«
Das Grinsen des Tigers wich aus seinem Gesicht.
»Schade«, knurrte er. »Sollten Sie nämlich.«
Und mit einem gut gezielten Prankenhieb riß er ihr einen Dorn aus. Ein Tropfen Saft quoll aus der Wunde, doch die Rose schrie nicht und stöhnte nicht.
Augenblicklich stellte der kleine Prinz den Tiger zur Rede.
»Warum hast du das getan? Du hast doch gesehen, daß sie mit ihren Dornen gegen dich keine Chance hatte!«
»Sie hat nur gekriegt, was sie verdient. Sie bildet sich zuviel ein, deine Rose«, sagte der Tiger verächtlich und leckte sich die Pranke. »Man muß wissen, wo sein Platz ist im Leben, dann erspart man sich ziemlich viel Ärger. Dabei hat sie noch Glück gehabt, das kannst du mir glauben, ich weiß, wovon ich rede. Jemand anders wäre weniger großmütig gewesen und hätte sie nicht so billig davo nkommen lassen.«
»Das ist keine Entschuldigung für das, was du getan hast!« sagte der kleine Prinz. »Geh weg! Ich will dich hier nie wieder sehen!«
»Glaubst du im Ernst, du könntest mir Angst einjagen?« fragte der Tiger. »Tiger fürchten sich vor nichts, na ja, vor fast nichts. Paß bloß auf, daß du mich nicht zu sehr reizt. Du kannst dich nämlich auch nicht besser wehren als deine Blume. Ehrlich, der Planet gefällt mir!« fuhr er fort. »Hier gibt es Schafe, und wenn es keine mehr gibt, bleiben noch die kleinen Prinzen. Außerdem habe ich, wenn mich nicht alles täuscht, Sprößlinge von Affenbrotbäumen gesehen. Wenn die erst mal groß sind, wird es hier fast so aussehen wie in dem Dschungel, aus dem ich komme, und ich werde mich richtig heimisch fühlen.«
Damit begab sich der Tiger auf die andere Seite des Planeten, wo es gerade Tag wurde, um sich an der Sonne zu wärmen.
Als er verschwunden war, tupfte der kleine Prinz an der Stelle, wo der Dorn abgerissen war und zarte Haut durch die zerrissene Rinde schimmerte, sacht den Saft vom Stengel seiner Rose.
»Laß nur«, sagte sie heldenmütig. »Es tut schon fast nicht mehr weh. Schau lieber, daß du wegkommst, bevor der Tiger zurück ist. Sonst frißt er erst das Schaf und dann dich, wenn er wieder Hunger hat. Nicht weil er böse ist, sondern weil das in seiner Natur liegt. Ich wollte dich beschützen, aber er hat leider recht: Ich bin nur eine Blume. Du mußt fort. Und nimm das Schaf mit!«
»Aber was wird er mit dir machen, wenn ich weg bin?« fragte der kleine Prinz besorgt.
»Ach, nicht viel, nur keine Angst«, erwiderte die Rose. »Er wird mich sicher ein bißchen quälen. So sind die Mächtigen. Sie schöpfen ihre Stärke aus der Schwäche der anderen. Aber mach dir keine Sorgen. Fressen wird er mich nicht. Meine Dornen würden ihm im Hals steckenbleiben, so lächerlich sie auch wirken. Und wenn die Affenbrotbäume den Planeten zuwuchern, werde ich zwischen zwei Wurzeln immer noch ein Plätzchen für mich finden. Geh du nur!«
An dieser Stelle machte der kleine Prinz eine Pause, und ich sah, wie sich eine große Traurigkeit auf seinem Gesicht abzeichnete. Ich respektierte sein Schweigen. Vermutlich dachte er an seine Rose, die dem Untier auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Wie tief er mit ihr verbunden war, konnte man kaum erahnen. Doch das, lieber Herr von Saint-Exupery, haben Sie längst vor mir durchschaut.
Offenbar hatte er eingesehen, wie vernünftig der Rat seiner Blume war, und ihn befolgt. So war er hierher gelangt.
Ich, der vom Reisen geradezu besessen war, brannte darauf, daß er mit seinem Bericht fortfuhr. Doch als er endlich aus seinen Grübeleien auftauchte, nahm er den Faden seiner Erzählung nicht auf, sondern verfiel wieder in sein Schweigen, das ihm anscheinend zur zweiten Natur geworden war.
    Ich schäme mich fast, es zuzugeben, lieber Herr von SaintExupery, aber mir lag soviel

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