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DER KLEINE TOD (German Edition)

DER KLEINE TOD (German Edition)

Titel: DER KLEINE TOD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norma Banzi
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ignorierte sie alle.
Plötzlich spürte er eine Echsenzunge auf seiner unverschleierten Wange. Er zuckte leicht zusammen, beherrschte sich aber. Eine solche Berührung war ihm nicht fremd oder unangenehm, auch wenn er sie schon eine ganze Weile nicht mehr gespürt hatte.
"Ich beobachte dich nun schon eine ganze Weile", sprach der Grakar-General Charra ihn an. "Du bist kein Krieger, oder?"
"Nein!", antwortete Kito.
"Viele sehen dich an, als wollten sie dich verschlingen."
"Du hast eine gute Beobachtungsgabe."
"Es gibt einige Männer hier, die ähnlich wie du angestarrt werden. Dieser Junge dort, der den ganzen Abend nicht von Patarin Ernats Seite weicht, beispielsweise."
"Und?", fragte Kito. "Welche Schlüsse ziehst du?"
"Für Lustburschen werdet ihr zu respektvoll behandelt."
Kito lachte dröhnend auf. "Deine Bemerkung war ziemlich beleidigend."
"Möchtest du mit mir kämpfen?", fragte Charra ernsthaft.
"Wozu?", fragte Kito.
"Was bist du nun?", fragte Charra.
"Ich bin ein Tänzer."
"Und wann tanzt du?"
"Ich habe bereits gestern getanzt."
"Nun, ich wäre schon neugierig darauf, wie du tanzt, obwohl ich dich ziemlich hässlich finde. Aber dein Körper wirkt sehr muskulös."
"Die meisten Personen finden mich begehrenswert", meinte Kito. Er musterte Charra neugierig. "Ich denke, wenn du meinen Tanz sehen würdest, würdest du ebenso empfinden."
"Du bist offensichtlich sehr eitel", meinte Charra amüsiert. Seine Zunge glitt erneut über Kitos Gesicht.
"Ich tanze lange genug, um meine Wirkung auf andere einschätzen zu können", entgegnete Kito schulterzuckend.
"Beweise es!", forderte Charra.
Kito lachte auf. "Du weißt nicht, worauf du dich einlässt. Niemand sollte ein Spiel spielen, dessen Regeln er nicht kennt."
"Ich habe so eine Ahnung", knurrte Charra.
"Mura, der Clanchef der Hirten zum Gelben Felsen, wünscht nicht, dass in dieser Nacht Tänze aufgeführt werden. Ich halte mich an seine Anweisungen."
Die Neugier Charras war geweckt. So schnell wollte er nicht aufgeben. Daher sprach er seinen Anführer an, mit dem er gut befreundet war. Darr lag schon ziemlich betrunken auf einem Kissen, seinen ausländischen weiblichen Chiren Vash im Arm. Er hatte sich in der Vorstellung verrannt, die Frau schwängern zu wollen. Daher ließ er sich oft von ihr begleiten. Aber Vash wurde nicht schwanger. Ihre Gene passten einfach nicht zu denen der Grakar. Charra hatte daher schon mehrmals vorgeschlagen, es mit einer reinrassigen Delairianerin zu versuchen, doch aus irgendeinem Grund hatte Darr Gefallen an Vash gefunden. Vielleicht war sie so gut im Bett, dass man über die Farblosigkeit ihrer Haut und der Hässlichkeit ihres Gesichtes hinwegsehen konnte. Für seine Betrunkenheit erstaunlich geduldig hörte sich Darr die Ausführungen seines Stellvertreters an.
"Homoerotik? Unmöglich bei den Tu`", meinte er dann. Er musterte seinen Gastgeber Drusus, der sich jedoch in Schweigen hüllte und so tat, als würde er das Gespräch der beiden Grakar nicht gespannt verfolgen. Sein Geliebter Hal kicherte leise. Schon vor einer ganzen Weile hatte Drusus seine Gefährtin Tamine fortgeschickt, weil ihr distanziertes Verhalten Darr gegenüber immer peinlicher geworden war. Seitdem hielt er Hal umschlungen, der sich unbekümmert in seine Arme schmiegte. Die Sache zwischen dem Tu` und dem sehr männlich wirkenden zwittrigen Trantorianer hatte Darr als geschmackliche Eigenheit des Anführers der Tu` gewertet und nicht als ein Zeichen für dessen homosexuelle Neigung interpretiert. Sich mit zwittrigen Wesen einzulassen galt auf Grakar als normale Spielart des Sex und nicht als Zeichen einer gleichgeschlechtlichen Neigung, weil trotz der mehr oder weniger freiwilligen gentechnischen Angleichung der Grakar-Spezies an die Vorgaben des imperialen Zentrums noch immer etwa dreißig Prozent der Grakar als Zwitter geboren wurden, die in der Grakar-Gesellschaft einen hohen Stellenwert einnahmen.

Überall in der Konföderation galt die Meinung, die Tu` seien sehr zurückhaltend und pflegten weitaus weniger homosexuelle Gepflogenheiten, als andere ul`chanische Stämme. Schwule Erotik würde bei ihnen so gut wie nie vorkommen. Sollte dies nur ein Gerücht sein?
"Wenn du als Anführer der Grakar den Gastgeber Mura um eine Tanzaufführung bittest, kann er nicht ablehnen", drängte Charra.
"Was meinst du dazu, Drusus?", wandte sich Darr an den Anführer der Tu`. "Verletzte ich irgendwelche Regeln der Tu`, wenn ich Mura nach den Tänzen frage?"
"Einer

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