DER KLEINE TOD (German Edition)
Tanzaufführung beizuwohnen ist ein Erlebnis, das du nicht so schnell vergessen wirst", antwortete Hal anstelle seines Liebhabers.
Drusus nickte nach einigem Zögern. "Ich werde selbst zu Mura gehen und ihn darum bitten."
Drei
Die Grakar Darr und Charra begleiteten den Anführer der Tu`, als dieser zu Mura trat und ihm die Bitte der Gäste vortrug.
"Da ließe sich schon etwas machen, den Säbeltanz beispielsweise", meinte der alte Mann auf Drusus` Anfrage ausweichend.
"Säbeltanz?", fragte Charra zweifelnd.
"Ich weiß nicht, was man Ihnen berichtet hat, aber die ganze Sache ist weniger interessant, als es den Anschein hat", erklärte Mura, Drusus einen vorwurfsvollen Blick sendend. Darr zuckte mit den Schultern. Im Gegensatz zu Charra fand er das Thema nicht besonders interessant. Er kroch wieder zu seiner Halbdelairianerin und ließ sich von ihr einen weiteren Wein eingießen. Der Wein der Tu` war wirklich ausgezeichnet.
Mürrisch setzte sich Charra zu seinem Anführer und behielt dabei den Clanchef Mura im Auge, der seine Söhne heran winkte und sich mit ihnen beriet. Nach einer hitzigen Debatte, deren Worte Charra nicht verstand, die aber mit vollem Einsatz der Gestik geführt wurde, entfernten sich die jungen Männer wieder. Kurz darauf erschienen sie mit den Tänzern Kito und Ador wieder bei ihrem Vater. Mura führte die beiden Tänzer aus der Halle.
Etwa eine Stunde später erklang ein Gong. Charra fiel auf, dass danach viele Frauen die Haupthalle verließen. Sicherheitshalber tastete er nach seiner Waffe. War es eine Falle? Wollte man den Anführer der Grakar ermorden? Er kam von seinen Gedanken wieder ab, weil ihm einfiel, dass sich etwa hundert Grakar-Krieger in der Oase befanden. Ein Anschlag wäre irrwitzig. Außerdem sah Drusus nicht so aus, als hege er gerade Mordgedanken. Seine Hand war irgendwo in dem weiten Gewand seines Geliebten verschwunden. Charra konnte sich ganz gut ausmalen, was sie dort tat. Vielleicht hätte er sich frühzeitig selbst um eine anschmiegsame Begleitung kümmern sollen, aber jetzt war es zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Schon erklangen die ersten Takte der Musik.
***
Sie hatten nur ein einziges Mal miteinander trainiert, aber sie waren großartig. Kito war überhaupt nicht eitel. Er ließ Ador genug Raum, sein tänzerisches Können zu entfalten. In diesem Moment liebte der Jüngling ihn mit jeder Faser seines Herzens und das drückte er in seinem improvisierten Tanz aus. Nur verschwommen nahm er Kitos Tanzgruppe wahr, die im Hintergrund tanzte. Für ihn hatten nur sein Tanzpartner und er selbst Bedeutung. Der Jubel und der Applaus des Publikums hallte in der Halle, doch Ador ließ sich nur von der Musik leiten. Rufe um seine Gunst ignorierte er. Wie erregend Kitos Hand über seinen Körper glitt. Er würde verrückt vor Lust werden, wenn es noch lange dauerte. Schon wieder küsste ihn Kito in aller Öffentlichkeit und er fand es herrlich. Nein, löse deine Lippen nicht von mir, wollte er schreien, doch unbarmherzig strebte Kito von ihm weg. Für einen Moment fühlte sich Ador unsäglich einsam, dann besann er sich wieder auf seinen Tanz. Ja, er würde das Publikum verrückt machen. Seine Drehungen wurden provokanter. Heute würde er selbst wählen, es Kito gleichtun. Wen sollte er nehmen? Mal tanzte er vor dem einen Krieger, mal vor dem anderen, doch er ließ sich nicht einfangen, nicht entkleiden. Lediglich der großartige Kel durfte ihn zärtlich berühren. Unbestimmter Hunger lenkte seine Schritte. Irgendwann blickte er in die Augen des verschleierten Ernats. Seine Liebe für seinen Lebensgefährten brach hervor. Natürlich, kam nur er in Frage, sein Feuer zu stillen.
Es war Kito gleichgültig, ob die anderen Zuschauer sich amüsierten. Sein Tanz sollte nur einen einzigen Mann beeindrucken, den Grakar Charra, der die Frechheit besessen hatte, Mura eine Tanzaufführung abzutrotzen, ein Ereignis, von dem man noch lange sprechen würde, weil Kito, der berühmte dominante Tänzer und Ador, das beste devote Nachwuchstalent, zusammen auftraten. Der Clanchef hatte tief in die Tasche gegriffen, um Kito dazu zu bewegen, Ador an seiner Seite zu akzeptieren. Der Junge inspirierte Kito. Er hätte mit ihm auch ohne Bezahlung getanzt, nur zum Vergnügen, doch das hatte er natürlich niemanden verraten.
Als er vor Charra tanzte, sah er die Skepsis in den Augen des Echsenwesens. Er war gut, er war sogar phänomenal, aber er war nicht gut genug für einen Grakar. Dabei wusste
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