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DER KLEINE TOD (German Edition)

DER KLEINE TOD (German Edition)

Titel: DER KLEINE TOD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norma Banzi
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er genau, worauf es ankam. Kito musste es nur zulassen, sich zu erinnern. Verdammt, er hatte es Charra versprochen, sein Begehren zu wecken. Er öffnete eine Tür in seinem Gedächtnis. Erinnerungen an seinen Liebhaber Ruy durchströmten ihn. Wie von selbst passte sich sein Körper an, seine tänzerischen Bewegungen änderten sich, wurden fließender. Er wand sich wie eine Schlange, floss wie Wasser in einem rauschenden Flussbett.
Als Kito dem Grakar in die Echsenaugen blickte, wusste er, dass er wieder einmal gewonnen hatte. Gewann er nicht jede Person, die er haben wollte? Er würde einen Preis dafür zahlen müssen, die Erinnerung an seinen geliebten Ruy an die Oberfläche gelassen zu haben, doch daran dachte er in diesem Augenblick nicht. Charra würde sein Feuer stillen. Aber der Tanz war noch nicht vorbei. Nachdem er den Grakar-General eine Weile verrückt gemacht hatte, strebte er in die Mitte der Halle zurück. Instinktiv kam auch Ador. Er war bereits nackt, weil er es seinem Favoriten Ernat gestattet hatte, die Bänder des Schurzes zu durchschneiden. Wahrscheinlich würde es einige Beschwerden geben von Männern, die meinten, dass Ador seine private Gunst ohnehin an Ernat verschenkte. Bei einer Tanzaufführung hätte er andere erhören müssen.
Auch wenn es nicht abgesprochen war, kniete sich Ador nieder und durchschnitt die Bänder von Kito. Für einen Moment betete er den sich ihm entgegenreckenden Phallus an. Doch Kito wollte Ador nicht auf den Knien. Er zog ihn hoch. Nur er sah, dass Ador leicht errötete, als er sich wie sein dominanter Kollege in ganzer Fülle präsentierte. Es war ein Tabubruch, den sich sonst nur Kito leisten durfte. Aber das Publikum in der Halle schmolz dahin. Der Applaus wirkte berauschend. Glücklicherweise kam Ernat, der seinem Liebling einen Umhang umlegte. Sanft führte er ihn zu den Kissen. Gan`karr reichte dem Tänzer Wasser. "Ihr Tu` seid verrückt", erklärte er.
"Hat es dir nicht gefallen?", fragte Ador, voll von Selbstzweifeln.
"Nicht gefallen?", lachte Gan`karr. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich ein so hässliches Ding wie dich jemals attraktiv finden könnte, doch ich bin mir sicher, dass meine erotischen Träume in den nächsten Nächten von dir handeln werden."
Ador kicherte.

Charra blickte triumphierend zu seinem Anführer, weil er Recht behalten hatte. Darr bleckte die Zähne, lachte dann jedoch auf. Viele neiderfüllte Blicke trafen Charra. Er war von Kito erwählt worden. Weshalb ausgerechnet dieser hässliche Grakar?
Charra ahnte, welche Pflichten in dieser Nacht auf ihn zukamen. Was er nicht wusste, war, wie er sich im Augenblick verhalten sollte. Ein attraktiver Tänzer aus Kitos Truppe trat auf ihn zu und stellte sich ihm als Tian vor. Der schlanke Mann mit den feinen Gesichtszügen hatte sich nicht erwählen lassen, obwohl viele Hände nach ihm gegriffen hatten.
"Kito kommt in dein Gästequartier, sobald du dich zurückziehst", meinte er höflich. Charra nickte. Der Tänzer zog eine Augenbraue hoch. Schließlich begriff der Grakar, worauf er hinauswollte. "Zimmer Nummer 17."
Tian neigte den Kopf und verschwand wieder. Charra blieb noch eine Stunde in der Halle und beobachtete das bunte Treiben. Einige Kriegerinnen teilten sich einen Tänzer im Schatten einer Nische. Ein anderer Tänzer lag in den Armen eines ziemlich betrunkenen Patarins, der ihn seit geraumer Zeit küsste. Wie konnte man sich nur so lange küssen, ohne an etwas anderes zu denken? Die zweite Attraktion des Abends, der zarte Ador, war mit seinem Favoriten verschwunden. Man sprach darüber, wie unfair es von Ador sei, den Liebhaber zu erwählen, der ihn die meiste Zeit auf seinem Schiff festhielt. Hatte Ador denn noch immer nicht genug von Ernat?
Charra fand diese Diskussionen amüsant. Da er sich durch häufige Kontakte mit anderen ul`chanischen Völkern recht gut mit deren Schönheitsidealen auskannte, verwunderte ihn Adors Wahl nicht. Zwar hatte Ernat die ganze Zeit seinen Schleier nicht gelüftet. Die Form seiner Augen ließ jedoch auf ein Gesicht schließen, das alles andere als durchschnittlich zu sein schien. Wahrscheinlich war Ernat eine Schönheit. Manchmal blickte Charra zu Kito. Der Tänzer lächelte ihn dann verheißungsvoll an, doch in seinem Gesicht zeigte sich keine Ungeduld. Mit Höflichkeit meisterte er all die Gespräche, die ihm aufgedrängt wurden. Er schien sich sogar zu amüsieren. Schmuckstücke wurden ihm in die Hände gedrückt, sogar Liebesbotschaften. Charra

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