Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Vampir (01)

Der kleine Vampir (01)

Titel: Der kleine Vampir (01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
Vom Netzwerk:
nicht. Er ist in der Pubertät.»
    «In der – was?», erkundigte sich Anton.
    «In den Entwicklungsjahren», erklärte Anna.
    «Ach so», sagte Anton und dachte an Lumpis mal hoch, mal tief krächzende Stimme, «dann ist er im Stimmbruch.»
    «Genau», sagte Anna, «und deshalb ist er so empfindlich und so schnell beleidigt. Aber weißt du, was das Schlimmste ist?»
    «Nein, was denn?», fragte Anton.
    «Dass er nie aus der Pubertät rauskommt. Er ist nämlich in der Pubertät gestorben!»
    In diesem Moment begann der Stein über dem Einstiegsloch zu klappern. Lumpi tat, als ob er schliefe, aber Rüdiger war stehen geblieben und starrte mit vor Schreck geweiteten Augen auf den Eingang der Gruft. Anna zog Anton zur Seite und flüsterte: «Du musst dich verstecken!»
    «Aber wo?», rief Anton.
    «Na, irgendwo im Sarg!»
    «D-dann in Rüdigers», stotterte Anton. Den kannte er wenigstens, und den scheußlichen Geruch darin hatte er auch schon einmal lebend überstanden. Wer wusste, welche Überraschungen die anderen Särge enthielten!
    Anna half ihm beim Hineinklettern und schloss den Deckel über ihm. Schon kamen schnelle Schritte die Treppen herunter, und eine Anton nur allzu gut bekannte Stimme rief: «Ach, das kann auch nur mir passieren!»
    «Was ist denn, Tante Dorothee?»
    «Mein Gebiss», jammerte sie, «ich muss es im Sarg vergessen haben.»
    Anton hörte, wie sie durch die Gruft lief.
    «Da ist es ja!», rief sie erleichtert. «Stellt euch vor, es wäre weg gewesen!» Anscheinend hatte sie ihr Gebiss nun eingesetzt, denn die letzten Worte hatte sie viel klarer und deutlicher gesprochen.
    «Also, dann will ich mal wieder», sagte sie, blieb aber plötzlich stehen. «Ja, sag mal, Rüdiger», rief sie, «wieso bist du nicht im Sarg?»
    «Es geht mir schon viel besser», antwortete Rüdiger.
    «Nein! Das kann ich nicht erlauben», erklärte Tante Dorothee. «Wenn das deine Mutter wüsste! Rüdiger, du gehst sofort in den Sarg.»
    Anton blieb fast das Herz stehen!
    Schritte näherten sich, der Deckel wurde angehoben und eine Gestalt kam zu Anton in den Sarg geklettert.
    «Siehst du», flüsterte Rüdiger, «es reicht für zwei.» Laut rief er: «Gute Nacht, allerseits!», und zog den Sargdeckel über ihnen zu. Sie hörten, wie Tante Dorothee die Treppen hinaufging, und nach einigen Minuten meldete Anna: «Sie ist weg! Ihr könnt rauskommen!»
    Aber nur ein schwaches Stöhnen drang aus dem Sarg, und als Anna voll banger Ahnungen den Sargdeckel öffnete, sah sie, wie sich Rüdiger über Anton beugte, der die Augen geschlossen hatte.
    Entsetzt schrie sie auf. «Rüdiger! Du wirst dich doch nicht an Anton vergreifen!» Ihr Kreischen weckte Anton. Kaum sah er den Vampir über sich, als auch er ein wildes Gebrüll anstimmte.
    Langsam hob Rüdiger den Kopf. «Seid ihr verrückt geworden?», sagte er gelassen. «Ich hab Anton doch nur künstlich beatmet.»
    «Künstlich beatmet?», fragte Anton misstrauisch und fasste sich an den Hals – aber nicht die kleinste Bisswunde war zu spüren, und es schien auch nichts zu bluten.
    «Du warst ohnmächtig», erklärte Rüdiger, «und da dachte ich   …»
    «Ach du», schimpfte Anna, «du mit deinem Erste-Hilfe-Kurs!»
    «Ich g-geh jetzt», sagte Anton matt. Seine Beine fühlten sich an, als seien sie aus Gummi. Langsam stand er auf und stieg aus dem Sarg.
    «Armer Anton!», sagte Anna und fuhr ihm tröstend über das Gesicht. «Ich bring dich nach Haus.»
    «Danke», murmelte Anton.
    Gemeinsam stiegen sie die Stufen hinauf. Sie waren schon fast oben, als Rüdiger neben ihnen auftauchte. Er machte ein ganz zerknirschtes Gesicht.
    «Entschuldige, Anton», sagte er beschämt, «ich – ich wolltedir wirklich nur helfen. Du glaubst doch nicht etwa, dass ich   …»
    «Nein», sagte Anton und reichte ihm die Hand, «schon vergessen.»
    «Bin ich froh!», seufzte Rüdiger. «Ich dachte schon, du wolltest nichts mehr von mir wissen.»
    «Komm, Anton», rief Anna vom Eingang her, «wir können fliegen.»
    «Also dann», sagte Anton und zwängte sich in den engen Schacht, «bis Samstag.» Rüdigers Antwort konnte er schon nicht mehr hören, denn jetzt zog ihn Anna nach oben.

Ein starkes Stück
    Die klare Nachtluft brachte Anton augenblicklich wieder ganz zur Besinnung. In tiefen Zügen atmete er sie ein und reckte seine steif gewordenen Glieder. Anna sah ihm zu und lächelte. «War’s schlimm?», fragte sie.
    «Du meinst, im Sarg?», sagte Anton. «Nein.» Jetzt war es ja

Weitere Kostenlose Bücher