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Der kleine Vampir (01)

Der kleine Vampir (01)

Titel: Der kleine Vampir (01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Sommer-Bodenburg
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«Wieso denn?», fragte sie. «Außer Rüdiger ist bestimmt niemand unten.»
    «Aber du könntest ja vorsichtshalber erst mal gucken», schlug Anton vor. Womöglich war Tante Dorothee wieder in eine ihrer Ohnmachten gefallen? Oder es war doch ein Vampir in der Gruft geblieben, um Rüdiger zu versorgen? Zum Beispiel die Mutter   – Hildegard die Durstige! Anton schauderte.
    «Na gut», sagte Anna, «ich guck mal. Aber du musst dich so lange verstecken.» Sie verschwand im Schacht und Anton hockte sich in den Schatten einer Tanne.
    In diesem Augenblick hörte er leise Schritte. Sie waren nochziemlich weit entfernt, aber in der vollkommenen Stille, die rundum herrschte, konnte er sie deutlich wahrnehmen. Ein eisiger Schreck durchfuhr ihn. Ob das wieder Udo war? Aber wie hätte der ihm folgen sollen, während er mit Anna durch die Luft kam. Nein, es blieb nur eine Erklärung übrig: der Friedhofswärter!
    Jetzt konnte Anton einen Mann erkennen. Er war ziemlich klein und bewegte sich, in alle Richtungen spähend, sehr vorsichtig. Als er näher kam, sah Anton sein graues, runzliges Gesicht, das ihn mit seiner spitzen Nase und den hellen, unruhigen Augen an den Kopf einer Ratte erinnerte. Und Anton sah noch mehr: Aus den Taschen des dunklen Arbeitskittels, den der Mann trug, guckten Holzleisten und ein großer Hammer hervor!

    Anton wagte kaum zu atmen. Zwar verbargen ihn die dichten Zweige der Tanne, sodass er sich einigermaßen in Sicherheit fühlen konnte, aber Anna   … Jeden Moment musste sie wiederauftauchen, um ihn zu holen – und der Friedhofswärter war nur noch wenige Meter entfernt! Gerade prüfte er die Tannen mit besonders gründlichen Blicken!
    Schon sah Anton, wie sich der Stein bewegte, da kam ihm eine Idee: Er nahm einen großen Kieselstein vom Boden und warf ihn, soweit er konnte.
    Laut schlug der Stein auf, und wie vom Blitz getroffen fuhr der Friedhofswärter herum und stürzte dorthin, wo das Geräusch zu hören gewesen war. Dabei kreischte er: «Hab ich euch endlich!» Anton sah noch, wie er zwischen dem Gestrüpp zu wühlen begann, die Holzpflöcke und den Hammer wie eine Waffe in den Händen schwingend. Dann war Anton bei Anna angekommen, und aufatmend ließ er sich in den Schacht gleiten und schloss das Einstiegsloch über sich.
    «Puh!», stöhnte er und lehnte sich gegen die kühle Wand. «Das war knapp!»
    «Was?», fragte Anna.
    «Der Friedhofswärter», sagte Anton, noch ganz außer Atem, «fast hätte er gemerkt, wie du den Stein weggeschoben hast!»
    «Der Friedhofswärter?», rief sie. «Hast du ihn gesehen?»
    «Ich ihn schon», sagte er, «aber er mich nicht.»
    «Und wo ist er jetzt?»
    Anton grinste. «Sucht Steine.»
    «Waaas tut er?»
    «Ich hab einen Kiesel geworfen», erklärte Anton, «und dort, wo der gelandet ist, sucht er jetzt.»
    Anna atmete erleichtert auf. «Sieht er nicht aus wie eine Ratte?», kicherte sie.
    «Oder wie eine Maus», meinte Anton, «auf jeden Fall widerlich.»
    «Nicht wahr!», rief Anna. «Dagegen sind wir Vampire richtig niedlich. – Weißt du, wie er heißt? Geiermeier!»
    «Wie?», fragte Anton.
    Anna lachte und hüpfte von einem Bein auf das andere.
    «Geiermeier, Geiermeier, wo sind deine Ostereier?», sang sie.
    Aus der Gruft drang ein heiseres Husten zu ihnen herauf.
    «Rüdiger!», rief Anton erschrocken. «Wie geht es ihm?»
    «Dem?», sagte Anna. «Dem geht es gut. Er ist schon wieder aufgestanden. Aber Lumpi liegt jetzt.»
    «Lumpi?», rief Anton. Wer war noch Lumpi? Ach ja, der ältere Bruder! «Und weiß er schon, dass ich   …»
    «Klar», winkte Anna ab, «mach dir darüber keine Gedanken. Vampirkinder halten zusammen.»
    «Und er – tut mir nichts?»
    «Nein», lachte Anna, «unter Freunden doch nicht!»
    Sie stiegen die Stufen hinunter. Eine Kerze brannte, und in ihrem Licht sahen sie Rüdiger in seinem Sarg sitzen und lesen, während sich im Sarg neben ihm ein großer, kräftiger Vampir unruhig wälzte. Rüdiger blickte von seinem Buch auf und legte einen Finger auf den Mund.
    «Er schläft», flüsterte er und machte ihnen ein Zeichen, sich zu ihm auf den Sargrand zu setzen.
    «Und was hat er?», fragte Anton.
    «Grippe», erklärte Rüdiger, «ist ja auch kein Wunder, wenn man nur nachts unterwegs ist.»
    Verstohlen betrachtete Anton den schlafenden Lumpi. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Rüdiger war unverkennbar, aber Lumpis Gesicht wirkte noch bleicher, und seine Augen lagen in noch dunkleren Höhlen.
    «Er sieht wirklich krank

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