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Der Knochenjäger

Titel: Der Knochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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da sie nur noch an Carole Ganz und ihre Tochter dachte. »Wo geht's zum Keller?«
    »Dort. Aber...«
    Da drüben, auf der anderen Seite des brennenden Bodens.
    Der Rauch war so dicht, daß Sachs kaum etwas erkennen konnte. Unmittelbar vor ihnen brach eine Wand zusammen. Sie zögerte kurz, wollte dann auf die Kellertür zulaufen.
    Der Pfarrer ergriff sie am Arm. »Warten Sie.« Er öffnete einen Wandschrank, holte einen Feuerlöscher heraus, löste den Sicherungsstift. »Auf geht's.«
    Sachs schüttelte den Kopf. »Sie bleiben hier. Passen Sie hier oben auf. Und sagen Sie der Feuerwehr, daß sich eine Polizistin und eine Geisel im Keller befinden.«
    Sachs rannte los.
    Wenn man in Schwung ist...
    Sie sprang über die brennenden Dielen hinweg, doch wegen des Qualmes verschätzte sie sich, prallte gegen die hölzerne Wandtäfelung, verlor das Gleichgewicht, fiel zu Boden und konnte sich gerade noch abrollen, als die Flammen an ihren Haaren leckten. Sie erstickte die Glut, atmete einmal tief durch, als ihr der Gestank in die Nase stieg, und stand langsam wieder auf. Plötzlich gaben die brennenden Dielen unter ihren Füßen nach, und sie fiel vornüber. Sie landete bäuchlings auf dem Eichenboden. Spürte die sengende Hitze aus dem Keller aufsteigen und riß die Hände zurück.
    Sie rollte sich von der Kante der Einbruchstelle weg, sprang auf und griff zum Knauf der Kellertür. Plötzlich hielt sie inne.
    Komm schon, Mädchen, denk lieber nach! Eine Tür immer erst anfassen, ehe man sie aufmacht. Und Finger weg, wenn sie zu heiß ist. Denn wenn sauerstoffreiche Luft in einen überhitzten Raum strömt, entzündet sie sich, es kommt zu einer Verpuffung, und du verbrennst dir den Hintern. Sie berührte das Holz. Es war sengend heiß.
    Dann dachte sie: Aber was bleibt mir anderes übrig?
    Sie spie in ihre Hand, ergriff kurzentschlossen den Türknauf, drehte ihn um und ließ ihn sofort wieder los, bevor sie sich die Haut verbrannte.
    Die Tür flog auf, und eine Wolke von Qualm und Funken schoß heraus.
    »Ist da unten jemand?« rief sie und stieg hinab.
    Die unteren Treppenstufen standen in Flammen. Sie löschte sie mit einem kurzen Strahl Kohlendioxyd und sprang hinab in den schummrigen Keller. Auf der vorletzten Stufe brach sie ein und stürzte vornüber. Sie ließ den Feuerlöscher fallen und hielt sich im letzten Moment am Geländer fest, sonst hätte sie sich das Bein gebrochen.
    Sachs zog den Fuß aus der geborstenen Stufe und spähte mit zusammengekniffenen Augen durch den Dunst. Hier unten war der Qualm weniger schlimm - er zog nach oben -, doch rundum loderten Flammen. Der Feuerlöscher war unter einen brennenden Tisch gerollt. Pfeif drauf! Sie rannte durch den Rauch.
    »Hallo?« schrie sie.
    Keine Antwort.
    Dann fiel ihr ein, daß Nummer 238 seine Opfer immer mit Klebeband zum Schweigen brachte.
    Sie trat eine niedrige Tür ein und schaute in den Heizungskeller. Dort war eine Tür, die nach draußen führte, doch sie war durch brennendes Gerumpel verstellt. Daneben befand sich ein Öltank, um den jetzt die Flammen leckten.
    Der explodiert nicht, fiel ihr ein - das hatte sie auf der Akademie gelernt, beim Seminar über Brandstiftung. Heizöl explodiert nicht. Tritt das Gerumpel beiseite und stoß' die Tür auf. Sichere erst den Fluchtweg. Dann kannst du die Frau und das Mädchen suchen.
    Sie zögerte, sah, wie die Flammen um den Öltank züngelten.
    Er explodiert nicht, er kann nicht explodieren.
    Sie rückte vor, auf die Tür zu.
    Er kann nicht -
    Plötzlich ein dumpfer Knall, begleitet von einem lauten Zischen, wie wenn man eine zu warme Limonadendose aufreißt, und der Tank platzte in der Mitte auf. Öl sprudelte in die Luft, fing Feuer und brandete auf wie orangerote Gischt. Eine brennende Lache bildete sich am Boden und floß auf Sachs zu.
    Kann nicht explodieren. Na schön. Aber es brennt nicht schlecht. Sie sprang durch die Tür zurück und schlug sie auf. Soviel zu ihrem Fluchtweg.
    Keuchend zog sie sich zur Treppe zurück, ging vornübergebeugt und achtete auf irgendein Zeichen von Carole und Pammy. Könnte es sein, daß Nummer 238 seine Vorgehensweise geändert hatte? Daß er die Opfer diesmal nicht im Keller, sondern im Dachboden der Kirche festhielt?
    Ein lautes Krachen.
    Ein rascher Blick nach oben. Sie sah gerade noch, wie ein schwerer, von Flammen umzüngelter Eichenbalken von der Decke herabstürzte.
    Mit einem Aufschrei sprang Sachs beiseite, geriet jedoch ins Stolpern, fiel auf den Hintern und

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